Alles zu „seiner“ Zeit würde bedeuten, dass man abwarten sollte, bis sich die Gelegenheit ergäbe.
Nein, das würde bedeuten, dass man nicht blind in Aktionismus verfällt, der dann meistens zum Scheitern verurteilt ist. Man kann Zeit auch bereiten, d.h. darauf hin arbeiten, dass die Zeit „reif“ ist oder wird. Das ist natürlich Dickbrettbohrerrei, die manchem nicht gefällt. Viele suchen schnelle Erfolge und landen dann auf der Nase oder erreichen einen Pyrrhussieg. Damit ist aber niemandem genutzt. Ds vergeudet nur unnötige Energien.
Wenn ich jetzt eine Idee hätte, die einen Umschwung herbeiführen könnte und warten würde, bis eine Zeit eingebrochen wäre und morgen überfährt mich ein Auto, wäre die Idee verloren,
Die ist auch verloren, wenn Du sie blind unzeitig einsetzt. Dann wirst Du nämlich u.U. masakriert, was dem Überfahrenwerden letztendlich gleich kommt. Auch hier kannst Du Deine Idee nicht mehr weiter verfolgen.
Galileo konnte weiterhin sinnvoll geistig tätig sein, weil er eben einsah, dass die Zeit wohl doch noch nicht reif war. Er hat sich deswegen für das Leben entschieden. Alles das, was Galileo nach der 1616'er Abschwörung gedacht und erdacht hatte, wäre verloren oder so nie gedacht worden, hätte er sich denn in blinder Rechthaberei (und er hatte ja Recht) auf dem Scheiterhaufen der Dummheit verbrennen lassen.
Verwirklichung von Ideen muss man nicht zwingend von irgendwelchen Örtlichkeiten abhängig machen.
Das ist etwas abstrakt. Dieses Wissen hat dem armen DDR-Bürger im Knast oder dem Häftling im deutschen KZ oder den abgeschlachteten Opfern Südamerikanischer Diktaturen wenig gebracht. Schließlich war das, wofür sie litten in anderen Ländern verwirklicht. Für den, der leidet geht es um die Beendigung seines Leids. Nicht um das theoretische Wissen, dass man irgendwo anders auf der Welt schon weiter ist.
Wie gesagt, es geht nicht darum, dass es keinen Sinn machen würde, Misstände anzugehen. Wenn Du das aus meinem Text raus liest, dann bist Du bei mir an der 100% falschen Adresse. Man muss es halbwegs intelligent machen und man muss sich auch dessen bewusst sein, dass es ein sehr langer Weg sein kann, den man persönlich gar nicht mehr erlebt.
Mal angenommen ich schmeiße das Samenkorn auf die Straße, eine glückliche Fügung lässt es nicht von dem Reifen des vorbeifahrenden Autos zerdrücken, sondern es klebt dran und wird an einen Ort getragen an dem es sprießen kann, weil die Bedingungen dort gut sind…
Genau darum gehts! Darauf kann man auch hinarbeiten, wie bereits oben gesagt. Aber nicht der impulsive Gedanke oder das aktionistische blinde Bekämpfen eines Missstandes zu gerade jetzt diesem Zeitpunkt bringt Erfolg. 1954 waren die Bedingungen in der DDR nicht gut mit entsprechendem Erfolg oder Misserfolg.
Auch angenommen ich wäre eine gute Freundin eines Diktators und finde seine Handhabe nicht in Ordnung, dann bin ich doch gefragt Feedback zu geben.
Na, ob Eva Braun dem guten Adolf wohl durch geeignet kritisch positives Feedback zum Umdenken gebracht hätte... ich wage es zu bezweifeln...
Der Typ war ein kranker Verbrecher. Die reagieren selten einsichtig auf nette Feedbacks. Reagieren tun sie schon drauf... aber anders als der
Feedback-Geber es erwartet.
Und zu dem Vergleich mit der außerirdischen Lebensform…
Das und folgendes versteh' ich jetzt leider nicht in dem Zusammenhang von dem, was ich schrieb.
Das Gedicht soll doch vielleicht auch gerade dazu aufrufen die Dinge eben nicht als gegeben hinzunehmen, weil man ohnehin nichts machen kann, sondern sich selbst auch als Zahnrad in der Maschinerie zu begreifen.
Das ist mir schon klar. Deswegen hab ich ja auch eine 5 gegeben. Trotzdem verströmt es für mich so eine etwas verklärte „Hey, alles wird gut, wenn wir nur wollen“ Romantik. So einfach ist es leider nicht. Deswegen kann ich davon auch nicht mehr begeistert sein.