Mein einziges Erlebnis an der Mauer

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flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
Mein hervorragendes Erlebnis an der „Berliner Mauer“

Im Jahre 1987 besuchte ich eine Arbeitkollegin, um ihren 60. Geburtstag nachzufeiern. Sie wohnte in der Mühlenstraße. Es war Samstag, wir hatten nichts zu versorgen, legten nacheinander ein Paar Schlagerkasetten in den Recorder, tranken ein Likörchen nach dem anderen und ließen den lieben Gott einen frommen Mann sein.
Als wir „satt“ waren, lud sie mich ein, bei ihr zu übernachten. Aber ich schlaf nun mal nicht gern in fremden Betten und machte mich mit meinem Affen auf den Heimweg. Natürlich schlug ich die falsche Richtung ein. Das merkte ich aber erst, als ich die „Mauer“ erblickte nebst Grenzpolizisten. Auf den ging ich freudestrahlend zu und sprach: „Jottseidank, det die Maua hier schdeht un Sie ooch. Ick hab mir valoofen. Könn Sie mir freundlichaweise saaren, wie ick zu meine Schdraßnbahn komm, um zu für damit ick schlafn jehn kann?“
Er konnte es mir nicht nur sagen, sondern begleitete mich bis an die Schienen.
Das war das einzige Erlebnis, welches ich Ostberliner Pflanze mit der „Mauer“ hatte.
 
S

suzah

Gast
Mein hervorragendes Erlebnis an der Mauer

hallo flammarion,
wirklich unvorstellbar komisch.

mir fiel auf: ein Paar (paar) Schlagerkassetten und

"um zu für damit ick schlafn... "
ist das "zu" zu viel oder mundartlich?

liebe grüße
suzah
 

flammarion

Foren-Redakteur
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Mein hervorragendes Erlebnis an der „Berliner Mauer“

Im Jahre 1987 besuchte ich eine Arbeitskollegin, um ihren 60. Geburtstag nachzufeiern. Sie wohnte in der Mühlenstraße. Es war Samstag, wir hatten nichts zu versorgen, legten nacheinander ein paar Schlagerkasetten in den Recorder, tranken ein Likörchen nach dem anderen und ließen den lieben Gott einen frommen Mann sein.
Als wir „satt“ waren, lud sie mich ein, bei ihr zu übernachten. Aber ich schlaf nun mal nicht gern in fremden Betten und machte mich mit meinem Affen auf den Heimweg. Natürlich schlug ich die falsche Richtung ein. Das merkte ich aber erst, als ich die „Mauer“ erblickte nebst Grenzpolizisten. Auf den ging ich freudestrahlend zu und sprach: „Jottseidank, det die Maua hier schdeht un Sie ooch. Ick hab mir valoofen. Könn Sie mir freundlichaweise saaren, wie ick zu meine Schdraßnbahn komm, um zu für damit ick schlafn jehn kann?“
Er konnte es mir sagen, merkte aber bald, dass ich viel zu besoffen war, um seinen Ausführungen zu folgen. darum begleitete er mich bis an die Schienen.
Das war das einzige Erlebnis, welches ich Ostberliner Pflanze mit der „Mauer“ hatte.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
vielen

dank, liebe suzah. jaja, der balken im eigenen auge . . .
um zu für damit ist ein joke. hat seinerzeit mein kleiner bruder erfunden, weil er nie genau wusste, wann welches dieser worte am rechten platz war. also sagte er sie alle - irgendeins würde schon richtig sein.

bei der obigen geschichte kann man aber auch merken, wie "verdammt ernst" es den grenzern mit der mauer war. von wegen schießbefehl! der polizist verließ seinen posten, um einer besoffenen auf den weg zu helfen. in der zwischenzeit hätte die mauer bequem niedergerissen werden können!
lg
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Interessanter Gedanke, flammarion, aber nur schlecht im Text erkennbar. Wie wär's deshalb mit einem Schlusssatz der Art "Keine Ahnung, wie viele meiner Landsleute diese 15 Minuten bewachungsfreie Zeit zur Flucht nutzten. Aber vielleicht war ich auch an den einzigen Grenzer ohne Schießbefehl geraten."
 

Chrisch

Mitglied
1987 brauchte man kaum noch berliner Grenzpolizisten, um zu verhindern, dass jemand flüchten konnte - trotzdem waren natürlich viele vorhanden - Die Berliner Mauer war damals so perfide perfektioniert, dass Minen, Hunde, die Spree - wie an der Mühlenstraße - und Selbstschussanlagen schon ein paar Minuten "allein" aufpassen konnten.
Grenzanlagen: http://www.ev-frohnau.de/projekte/pw/projekt61/verlauf.html
Gleichwohl kann ich kaum glauben, dass du wirklich einen Grenzer einzeln angetroffen hast; denn es war ja gerade die Taktik, dass die "Kameraden" sich gegenseitig überwachen mussten. Aber du redest ja von einem Grenzpolizisten. Polizei, Stasi und freiwillige Helfer waren bis zum Grenzstreifen zuständig. erst dann kamen die Soldaten und nur die hatten natürlich den Schießbefehl.
Sei dankbar, dass du nur dieses "Hervorragende" Erlebnis hattest und nicht dein Bruder - wie der von meinem Schwiegervater - erschossen wurde. Ich bin jedenfalls froh, dass ich nur die Demütigungen der Grenzer ertragen musste nicht 8 Monate durch die Gefängnisse gefoltert wurde, wie er.
Warum schreibst du eigentlich Berliner Mauer und auch zum Schluss die Mauer in Anführungszeichen? Das ist ein Begriff, der nicht so gekennzeichnet werden muss.
Ich hoffe du willst hier nicht etwas verharmlosen, was vielen Menschen das Leben gekostet, noch mehr Menschen ins Unglück gestürzt und vielen Tausenden traumatisierende Erfahrungen bereitet hat. Die werden bis an ihr Lebensende damit zu tun haben. Mit Verrat, Bespitzelung und Vielem mehr.
Dem Text als solchem würde ich eine glatte 10 geben, der Verharmlosung eine Minus 10, was mich das Werk streichen lässt.

Grüße Chrisch
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
die

anführungszeichen habe ich gesetzt, damit deutlich wird, dass nicht irgendeine mauer gemeint ist. hier sind sie überflüssig, darum werde ich sie herausnehmen.
danke für deine antwort, chrisch.
lg
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
Mein hervorragendes Erlebnis an der „Berliner Mauer“

Im Jahre 1987 besuchte ich eine Arbeitskollegin, um ihren 60. Geburtstag nachzufeiern. Sie wohnte in der Mühlenstraße. Es war Samstag, wir hatten nichts zu versorgen, legten nacheinander ein paar Schlagerkasetten in den Recorder, tranken ein Likörchen nach dem anderen und ließen den lieben Gott einen frommen Mann sein.
Als wir „satt“ waren, lud sie mich ein, bei ihr zu übernachten. Aber ich schlaf nun mal nicht gern in fremden Betten und machte mich mit meinem Affen auf den Heimweg. Natürlich schlug ich die falsche Richtung ein. Das merkte ich aber erst, als ich die Mauer erblickte nebst Grenzpolizisten. Auf den ging ich freudestrahlend zu und sprach: „Jottseidank, det die Maua hier schdeht un Sie ooch. Ick hab mir valoofen. Könn Sie mir freundlichaweise saaren, wie ick zu meine Schdraßnbahn komm, um zu für damit ick schlafn jehn kann?“
Er konnte es mir sagen, merkte aber bald, dass ich viel zu besoffen war, um seinen Ausführungen zu folgen. darum begleitete er mich bis an die Schienen.
Das war das einzige Erlebnis, welches ich Ostberliner Pflanze mit der Mauer hatte.
 
H

Heidrun D.

Gast
Eigentlich,
Marion, ist das eine astreine Geschichte.

Mir fehlt nur ein zusätzlicher Gag, ein kleiner Höhepunkt ... auch würde ich den Text anders betiteln:

[blue]Ein herausragendes [/blue]Erlebnis an der Berliner Mauer

Im Jahre 1987 besuchte ich eine Arbeitskollegin, um ihren 60. Geburtstag nachzufeiern. Sie wohnte in der Mühlenstraße. Es war Samstag, wir hatten [strike]nichts[/strike] niemanden zu versorgen, legten nacheinander ein paar Schlagerkasetten in den Recorder, tranken ein Likörchen nach dem anderen und ließen den lieben Gott einen frommen Mann sein.
Als wir „satt“ waren, lud sie mich ein, bei ihr zu übernachten. Aber ich schlaf nun mal nicht gern in fremden Betten und machte mich mit meinem Affen auf den Heimweg. Natürlich schlug ich die falsche Richtung ein. Das merkte ich aber erst, als ich die Mauer erblickte, nebst einem Grenzpolizisten. Auf den ging ich freudestrahlend zu und sprach: „Jottseidank, det die Maua hier schdeht un Sie ooch. Ick hab mir valoofen. Könn Sie mir freundlichaweise saaren, wie ick zu meine Schdraßnbahn komm, um zu für damit ick schlafn jehn kann?“
Er konnte es mir sagen, merkte aber bald, dass ich viel zu besoffen war, um seinen Ausführungen zu folgen. darum begleitete er mich bis an die Schienen.

[blue]***[/blue]
Das war das einzige Erlebnis, welches ich Ostberliner Pflanze mit der Mauer hatte.
*** hier fehlt mir der Gag. Beispielsweise: Am liebsten hätte ich ihn mit nach Hause genommen etc. oder Ähnliches ...

Dann der Schluss: Das war mein (einziges?) Abenteuer an ...

Wat meinste?

Heidrun
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
vielen

dank für s lesen und kommentieren. werde noch mal mit m stift drübergehen.

chrisch, es gibt beide formulierungen. welche davon die ältere oder echtere ist, weiß ich nicht. aber da du darauf aufmerksam machst - der gute mann stammt aus meiner kindheit, der fromme aus der gegenwart.
lg
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
Mein einziges Erlebnis an der Berliner Mauer

Im Jahre 1987 besuchte ich eine Arbeitskollegin, um ihren 60. Geburtstag nachzufeiern. Sie wohnte in der Mühlenstraße. Es war Samstag, wir hatten nichts zu versorgen, legten nacheinander ein paar Schlagerkasetten in den Recorder, tranken ein Likörchen nach dem anderen und ließen fünfe gerade sein.
Als wir „satt“ waren, lud sie mich ein, bei ihr zu übernachten. Aber ich schlaf nun mal nicht gern in fremden Betten und machte mich mit meinem Affen auf den Heimweg. Natürlich schlug ich die falsche Richtung ein. Das merkte ich aber erst, als ich die Mauer erblickte nebst Grenzpolizisten. Auf den ging ich freudestrahlend zu und sprach: „Jottseidank, det die Maua hier schdeht un Sie ooch. Ick hab mir valoofen. Könn Sie mir freundlichaweise saaren, wie ick zu meine Schdraßnbahn komm, um zu für damit ick schlafn jehn kann?“
Er konnte es mir sagen, merkte aber bald, dass ich viel zu besoffen war, um seinen Ausführungen zu folgen. Darum begleitete er mich bis an die Schienen. Aus lauter Verlegenheit, dass der Grenzpolizist mich so wichtig nahm, erzählte ich ihm meine komplette Lebensgeschichte.
Das war das einzige Erlebnis, welches ich Ostberliner Pflanze mit der Mauer hatte.
 



 
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