Hallo R. Herder
Mein Name ist Hans
Hans flog auf den Mond. Das war gestern. Gestern stieg er durch die glaslose Rahmenöffnung an der Westseite seines Zimmers und spürte das dörfliche Gras unter seinen Barfüßen. Und löffelte, sozusagen, ein wenig von dem Schwarz, das ihn umgab. Zwar hätte er auch, sommerbedingt, vom Kirschbaum ein paar Kirschen pflücken können. Aber ihm schien, dass die Sättigung seines Hungergefühls unmöglich durch läppische Kirschen zu erlangen war. Nun, der Mond steht hoch, sagte er, ziemlich hoch, das macht die Sache nicht leichter. Immerhin, ich bin nackt, was weniger Gewicht bedeutet.
Die vorvorige Nacht hatte Hans auf dem Teppich verbracht. Nicht, weil er kein Bett besitzt: in seinem Schlafzimmer wogt eines mit Wasserkern. Jedoch, er benötigte unbedingt einen Wechsel der Perspektive. Perspektivwechsel, sprach er aus beim Gedanken an den Teppichschlaf. Keine Kissen oder Decken. Einfach Alltagsklamotten anbehalten. Nur die Krawatte, die muss weg. Krawatten hatte Hans ohnehin nie verstanden.
[blue]Bis hierhin finde ich es perfekt[/blue]
Morgens wurde er durch seinen missratenen American Cocker Spaniel[blue] wachgezüngelt[/blue].Wird man durch das Züngeln eines Hundes wach? Oder meintest Du das Hecheln oder Abschlecken?
Das war gestern. Wach und im Gesicht nass [blue]wusste er bereits, und wusste auch nicht,[/blue] na was denn jetzt?
dass er nachts zum Mond fliegen würde. Mondreisen sind keineswegs [blue]den Dingen zugehörig[/blue] warum nicht einfacher: gehören keineswegs zu den Dingen?
die sich lang- oder kurzfristig planen lassen. [blue]Vielmehr sind Mondreisen dergestalt in den Mondreisenden verankert, dass ihnen ihr Hinauffahren ins All beim plötzlichen Ausbruch des Hinauffahrverlangens, ein bis dahin gänzlich unbekanntes Verlangen, nun plötzlich sehr bekannt und altvertraut vorkommt.[/blue] Das ist ja schon fast klagenfurtverdächtig
Fahrten also sind im Reisenden a priori angelegt als Trieb.
Was Hans nicht weiß: Er wurde beobachtet beim Steigen durch die glaslose Rahmenöffnung an der Westseite seines Zimmers, wurde beobachtet, als er bereits das [blue]hinterwäldlerische Gras unter seinen Blankfüßen spürte,[/blue] Klagenfurt!!
wurde beobachtet, als er das nachtbedingte Umgebungsschwarz verspeiste. Der Beobachter war Hans selbst. Zweifellos beobachtete Hans selbst sein durchaus passioniertes Steigen in die Nacht. Perspektivwechsel: Eine Frage von Identität.
Der Nackte mit dem Hungergefühl kletterte durch das eingerahmte Leck in seiner Wand. Vermuten lässt sich: er lebte jenseits dörflicher Klischees – [blue]er hortete leere Flaschen nicht im Heizungskeller oder unter seiner Couch [/blue]da fragt man sich unwillkürlich: Wo hortet er sie denn ... obwohl das ja nicht der Sinn Deiner Worte ist.
und hielt auch nichts von Fußball. Er redete leise mit der Nacht, er starrte den Kirschbaum an und es verzehrten seine Hände sich nach Essbarem. Sie griffen in die Nacht, sie wühlten darin, alle Finger in der Dunkelheit, [blue]Hans benahm sich – und das wusste er – wie sein missratener American Cocker Spaniel.[/blue] Wieso benimmt er sich wie sein Spaniel und wieso ist der Spaniel missraten?
Immerhin. Er ist leibhaftig aufgestiegen; flog auf den Mond. Das war gestern.
Dein Text, in all seiner Überhöhung und seinem offensichtlichen literarischen Anspruch, erinnert mich, wie schon erwähnt, an manche Bachmann-Tage-Beiträge, die mich - vom Kopf her - mit Respekt erfüllten und mir - gefühlsmäßig - total fremd blieben. Sorry.
LG
Inu