Metamorphose
S’ist Frühling – und der Winter weg, -
jedoch noch nicht der Winterspeck!
Doch hat sie sich – etwas verschwommen
ist die Erinn’rung – vorgenommen,
als das Sylvesterfest begann:
‚Im neuen Jahr such’ ich ’nen Mann!’
Der Flieder blüht, es steigt der Saft
und so hat sie sich aufgerafft:
Fuhr samstags hübsch im neuen Kleide
hinaus zum Tanzkaffee „Zur Heide“
zu schau’n, was wohl in ihrer Stadt
die Männerwelt zu bieten hat.
Beim Tanzen traf sie dort den Peter,
’nen saub’ren Klodeckelvertreter.
Sie tanzten flott – und wenn man saß,
sprach er wohl über dies und das.
Er wusst’, was in der Welt geschah
und war im BILD so ganz und gar....!
Die Nacht verbrachte sie recht nett
mit ihm zu zweit im Jugendbett
in seinem alten Kinderzimmer, -
er wohnte bei Mama noch immer. . . !
Sie dacht’: „Bevor ich keinen find’,
nehm’ ich halt dieses Mama-Kind....!“
Jedoch gestand er ihr im März:
„Mein Liebling, du, es ist kein Scherz:
‚Wir passen zueinander schlecht’,
sagt die Mama – und sie hat Recht!
Dazu kommt noch, ganz im Vertrau’n:
Ich stehe mehr auf schlanke Frau’n!“
Oh, diese Worte schmerzten sehr,
war sie doch hübsch, wenn auch recht schwer.
„Wenn ‚Mann’ mich deshalb nur verschmäht,
dann mach’ ich eben ’ne Diät!“,
dacht’ sie und tat fortan mit Fasten
nun ihren Körper schnell entlasten.
Als dann der Sommer kam mit Grün,
da war sie wahrlich schlank - ja dünn.
Jedoch die Haut, die jetzt zuviel,
war faltig, ohne Sex-Appeal,
und alles, was sonst fest und stramm
war weich nun, wie ein nasser Schwamm.
Doch: Sie fand schön sich, fuhr im Kleide
- hauteng jetzt – in das Haus „Zur Heide“.
Dort traf sie dann auf Ferdinand,
ein smarter Typ, fit, braungebrannt –
ließ sonst auch keine Wünsche offen
und sie auf’s große Glück nun hoffen.
Jedoch sprach er, - es war August:
„Ich hat’s bisher selbst nicht gewusst:
Auf Muskeln an dir wär’ ich stolz
und vor der Hütten noch mehr Holz,
auch braune Haut, die tät dir steh’n -
ach, außerdem: Ich muss nun geh’n!“
Was Männer wünschen, wusst’ sie jetzt!
Hat sich ans Trimmgerät gesetzt,
ging zum Chirurg’, der Schönheit schafft,
den Busen füllt, die Haut noch strafft,
auch ins Solarium sodann,
denn braune Haut zieht Männer an.
Im Herbst war dann erreicht das Ziel!
Braun, muskulös, mit Sex und Stil,
so schlüpfte sie nun in das Kleide,
und fuhr darauf wieder in „Die Heide“.
„Mit diesem Körper“, dacht’ sie sich,
„find ich bestimmt den Mann für mich.“
Sie traf dort auf den Theobald,
ein Lehrer aus dem Westerwald.
Er sprach von Einstein, Gaus und Hegel,
von seiner Klasse größtem Flegel
und davon, dass, was äußerlich,
nicht wichtig ist – aus seiner Sicht!
Sie saß derweil ganz schlank und stumm,
getrimmt, -bräunt, - stylt um ihn herum
und dacht’ bei sich: „Sollt’ ich jetzt nun
für meine Bildung etwas tun?
Das woll’n die Männer, wie ich merke –
deshalb nur fröhlich, frisch ans Werke.“
Bald spielt’ sie Bach, konnt’ Brecht zitieren
und über Gandhi diskutieren.
Doch kaum wurd’ es so richtig kalt,
da sagte ihr der Theobald:
„Bist chic, doch: – kochen kannst du nich
und: – kluge Frau’n sind nichts für mich!“
Kaum bracht’ sie das aus dem Konzept,
probierte jenes, dies Rezept,
macht’ Hummerzangen fein glasiert,
kocht’ Reh am Tisch direkt flambiert,
fuhr wieder ins Lokal „Zur Heide“ -
es war geschlossen - welche Pleite!
Dann kam die kalte Winterszeit.
Wie schön wär’ nun die Zweisamkeit!
Im Ofen brunzt ein Gänsetier,
Brecht, Nietzsche steh’n auf dem Klavier,
doch sie ist – nun zwar schlank und fein -
trotz all der Mühe noch allein!
So hockt sie da bei Kerzenglanz,
und traurig zieht sie dort Bilanz:
„Ich will ’nen Mann, der lieb und zart,
er kann ruhig dick sein, auch mit Bart.“ - - -
„Jetzt werd’ ich brav!“, beschließt sie dann;
„Vielleicht kommt ja der Weihnachtsmann....!“
S’ist Frühling – und der Winter weg, -
jedoch noch nicht der Winterspeck!
Doch hat sie sich – etwas verschwommen
ist die Erinn’rung – vorgenommen,
als das Sylvesterfest begann:
‚Im neuen Jahr such’ ich ’nen Mann!’
Der Flieder blüht, es steigt der Saft
und so hat sie sich aufgerafft:
Fuhr samstags hübsch im neuen Kleide
hinaus zum Tanzkaffee „Zur Heide“
zu schau’n, was wohl in ihrer Stadt
die Männerwelt zu bieten hat.
Beim Tanzen traf sie dort den Peter,
’nen saub’ren Klodeckelvertreter.
Sie tanzten flott – und wenn man saß,
sprach er wohl über dies und das.
Er wusst’, was in der Welt geschah
und war im BILD so ganz und gar....!
Die Nacht verbrachte sie recht nett
mit ihm zu zweit im Jugendbett
in seinem alten Kinderzimmer, -
er wohnte bei Mama noch immer. . . !
Sie dacht’: „Bevor ich keinen find’,
nehm’ ich halt dieses Mama-Kind....!“
Jedoch gestand er ihr im März:
„Mein Liebling, du, es ist kein Scherz:
‚Wir passen zueinander schlecht’,
sagt die Mama – und sie hat Recht!
Dazu kommt noch, ganz im Vertrau’n:
Ich stehe mehr auf schlanke Frau’n!“
Oh, diese Worte schmerzten sehr,
war sie doch hübsch, wenn auch recht schwer.
„Wenn ‚Mann’ mich deshalb nur verschmäht,
dann mach’ ich eben ’ne Diät!“,
dacht’ sie und tat fortan mit Fasten
nun ihren Körper schnell entlasten.
Als dann der Sommer kam mit Grün,
da war sie wahrlich schlank - ja dünn.
Jedoch die Haut, die jetzt zuviel,
war faltig, ohne Sex-Appeal,
und alles, was sonst fest und stramm
war weich nun, wie ein nasser Schwamm.
Doch: Sie fand schön sich, fuhr im Kleide
- hauteng jetzt – in das Haus „Zur Heide“.
Dort traf sie dann auf Ferdinand,
ein smarter Typ, fit, braungebrannt –
ließ sonst auch keine Wünsche offen
und sie auf’s große Glück nun hoffen.
Jedoch sprach er, - es war August:
„Ich hat’s bisher selbst nicht gewusst:
Auf Muskeln an dir wär’ ich stolz
und vor der Hütten noch mehr Holz,
auch braune Haut, die tät dir steh’n -
ach, außerdem: Ich muss nun geh’n!“
Was Männer wünschen, wusst’ sie jetzt!
Hat sich ans Trimmgerät gesetzt,
ging zum Chirurg’, der Schönheit schafft,
den Busen füllt, die Haut noch strafft,
auch ins Solarium sodann,
denn braune Haut zieht Männer an.
Im Herbst war dann erreicht das Ziel!
Braun, muskulös, mit Sex und Stil,
so schlüpfte sie nun in das Kleide,
und fuhr darauf wieder in „Die Heide“.
„Mit diesem Körper“, dacht’ sie sich,
„find ich bestimmt den Mann für mich.“
Sie traf dort auf den Theobald,
ein Lehrer aus dem Westerwald.
Er sprach von Einstein, Gaus und Hegel,
von seiner Klasse größtem Flegel
und davon, dass, was äußerlich,
nicht wichtig ist – aus seiner Sicht!
Sie saß derweil ganz schlank und stumm,
getrimmt, -bräunt, - stylt um ihn herum
und dacht’ bei sich: „Sollt’ ich jetzt nun
für meine Bildung etwas tun?
Das woll’n die Männer, wie ich merke –
deshalb nur fröhlich, frisch ans Werke.“
Bald spielt’ sie Bach, konnt’ Brecht zitieren
und über Gandhi diskutieren.
Doch kaum wurd’ es so richtig kalt,
da sagte ihr der Theobald:
„Bist chic, doch: – kochen kannst du nich
und: – kluge Frau’n sind nichts für mich!“
Kaum bracht’ sie das aus dem Konzept,
probierte jenes, dies Rezept,
macht’ Hummerzangen fein glasiert,
kocht’ Reh am Tisch direkt flambiert,
fuhr wieder ins Lokal „Zur Heide“ -
es war geschlossen - welche Pleite!
Dann kam die kalte Winterszeit.
Wie schön wär’ nun die Zweisamkeit!
Im Ofen brunzt ein Gänsetier,
Brecht, Nietzsche steh’n auf dem Klavier,
doch sie ist – nun zwar schlank und fein -
trotz all der Mühe noch allein!
So hockt sie da bei Kerzenglanz,
und traurig zieht sie dort Bilanz:
„Ich will ’nen Mann, der lieb und zart,
er kann ruhig dick sein, auch mit Bart.“ - - -
„Jetzt werd’ ich brav!“, beschließt sie dann;
„Vielleicht kommt ja der Weihnachtsmann....!“