*
Rudolph Moshammer
( ein Leben )
schuf sich sein Schlaraffenreich jenseits der Alltagspfade
hielt darin Hof
Kitschkönig
schlank gekleidet in dunklen Edelzwirn
oder in barocke Prunkroben gezwängt
die drallen bajuwarischen Züge von Schminke umkleistert
betoniertes Lackhaar bombastisch
viel zu schwarz
'Geisha‘-Frisur
sonderbar
Rudolph
altgewordener Muttersohn
die großen Gefühle
früh
eingemauert im Mausoleum mit Mama?
Schlauheit und Krämertalent hat sie ihm vererbt
die Lust an Spiel
Maskerade
stammt wohl vom Vater
und auch die manchmal aufflammende ...
Simplizität
Mosi
merkwürdiger Herrenschneider
auf seinem Arm Daisy
stets frisch shamponiertes
Wuschelknäuel
Kuschelhündchen mit Schleife
schmusi und bussi-bussi
so kommen sie jetzt für immer
gemeinsam
in die Archive
Moshammer
die Medien mochten ihn gern
er war auf allen Kanälen präsent
versprühte mit sonorer Stimme
Schmäh ohne Ende
er konnte nerven
ging auf den Geist
UND
ans Gemüt
denn nichtsdestotrotz
war er angenehm
hat sich mit Optimismus
in die Herzen gelabert
er wollte gefallen
entzücken
der Beifall der Menge und der 'Society'
war ihm jeden Marktschreiertrick wert
und
Aufsehen HAT er erregt
hat der Welt ein schrulliges
Märchen erzählt
auch meiner Erinnerung
prägte er
sein bizarres Bild ein
brachte mich zum Lächeln
denn
sein Selbstvertrauen war grenzenlos
echt
er stellte sich
und seine skurrile Person
niemals in Frage
das gab seinen Auftritten ...
WÜRDE
als Freund der Obdachlosen
sah ihn die Presse
ich hoffe nicht
dass er nur dann
ein Helfer war
wenn Kameras liefen
er hatte früh gelernt
dass den Menschen
ihr Schicksal LEICHT
aus Händen gleitet
wie seinem Vater
aber
sein EIGENES Leben
sollte
ein gelungenes Fest sein
mit Flitterfäden
aus Fantasie
hat er es aufgepeppt
Rudolph
Sinnbild der Leichtigkeit
Buntheit des Seins
Prachtkarpfen im Zierteich
der Schönen und Reichen
so glitt er sicher dahin
er war bekannt
populär
wurde er geliebt?
brauchte er Liebe?
suchte er einfach nur Lust?
sollte Sex sein Bollwerk sein
gegen Alter Verfall und Tod?
nach Schwänzen gierte er
nach fremder deftiger Männlichkeit
oder doch nach dem rettenden Freund für die Seele?
vielleicht wollte er aber ewig die Mutter?
nur Zerrbild der Wahrheit ist das
was wir wissen
ein Sehnender war er bestimmt
*
dann kam jene Fahrt
stilvoll im Rolls
durch die Rotlichtstraßen der Stadt
Rudolf getrieben
verlangend
allein
Luxuskarosse - reicher Freier
von Strichjungen bewundert
man bot sich ihm an
irgend ein stämmiger Kerl unter vielen
aus dem Zufallsbecher des Daseins
zu ihm hinübergewürfelt
war sein Erwählter
für eine Nacht
und dann?
was geschah?
Gewalt
brachialer Absturz ins Dunkel
und
alles vorbei
*
adieu
ein trauerndes Servus ihm
dem Verhüllten Verbrämten
dem exzentrischen Mimen
dem überaus irdisch gestrickten ...
Idealisten
er wird zum Mythos werden
wie Ludwig der König in Bayern
so sagt man
- ich weiß nicht -
DAS aber bleibt er für mich:
nicht viel
nicht wenig
nur
ein freundlicher Mensch
der SEINEM Traum folgte
SEINEM Paradies auf Erden
zu Zeiten
recht nah kam
und es
um Millennien verfehlte
einer der
viel redend
doch
stumm blieb
*
Am 14. Januar 2005 wurde Rudolph Moshammer in seiner Wohnung in München ermordet. Er war 64 Jahre alt.
*
Copyright Irmgard Schöndorf Welch Januar 2005
Rudolph Moshammer
( ein Leben )
schuf sich sein Schlaraffenreich jenseits der Alltagspfade
hielt darin Hof
Kitschkönig
schlank gekleidet in dunklen Edelzwirn
oder in barocke Prunkroben gezwängt
die drallen bajuwarischen Züge von Schminke umkleistert
betoniertes Lackhaar bombastisch
viel zu schwarz
'Geisha‘-Frisur
sonderbar
Rudolph
altgewordener Muttersohn
die großen Gefühle
früh
eingemauert im Mausoleum mit Mama?
Schlauheit und Krämertalent hat sie ihm vererbt
die Lust an Spiel
Maskerade
stammt wohl vom Vater
und auch die manchmal aufflammende ...
Simplizität
Mosi
merkwürdiger Herrenschneider
auf seinem Arm Daisy
stets frisch shamponiertes
Wuschelknäuel
Kuschelhündchen mit Schleife
schmusi und bussi-bussi
so kommen sie jetzt für immer
gemeinsam
in die Archive
Moshammer
die Medien mochten ihn gern
er war auf allen Kanälen präsent
versprühte mit sonorer Stimme
Schmäh ohne Ende
er konnte nerven
ging auf den Geist
UND
ans Gemüt
denn nichtsdestotrotz
war er angenehm
hat sich mit Optimismus
in die Herzen gelabert
er wollte gefallen
entzücken
der Beifall der Menge und der 'Society'
war ihm jeden Marktschreiertrick wert
und
Aufsehen HAT er erregt
hat der Welt ein schrulliges
Märchen erzählt
auch meiner Erinnerung
prägte er
sein bizarres Bild ein
brachte mich zum Lächeln
denn
sein Selbstvertrauen war grenzenlos
echt
er stellte sich
und seine skurrile Person
niemals in Frage
das gab seinen Auftritten ...
WÜRDE
als Freund der Obdachlosen
sah ihn die Presse
ich hoffe nicht
dass er nur dann
ein Helfer war
wenn Kameras liefen
er hatte früh gelernt
dass den Menschen
ihr Schicksal LEICHT
aus Händen gleitet
wie seinem Vater
aber
sein EIGENES Leben
sollte
ein gelungenes Fest sein
mit Flitterfäden
aus Fantasie
hat er es aufgepeppt
Rudolph
Sinnbild der Leichtigkeit
Buntheit des Seins
Prachtkarpfen im Zierteich
der Schönen und Reichen
so glitt er sicher dahin
er war bekannt
populär
wurde er geliebt?
brauchte er Liebe?
suchte er einfach nur Lust?
sollte Sex sein Bollwerk sein
gegen Alter Verfall und Tod?
nach Schwänzen gierte er
nach fremder deftiger Männlichkeit
oder doch nach dem rettenden Freund für die Seele?
vielleicht wollte er aber ewig die Mutter?
nur Zerrbild der Wahrheit ist das
was wir wissen
ein Sehnender war er bestimmt
*
dann kam jene Fahrt
stilvoll im Rolls
durch die Rotlichtstraßen der Stadt
Rudolf getrieben
verlangend
allein
Luxuskarosse - reicher Freier
von Strichjungen bewundert
man bot sich ihm an
irgend ein stämmiger Kerl unter vielen
aus dem Zufallsbecher des Daseins
zu ihm hinübergewürfelt
war sein Erwählter
für eine Nacht
und dann?
was geschah?
Gewalt
brachialer Absturz ins Dunkel
und
alles vorbei
*
adieu
ein trauerndes Servus ihm
dem Verhüllten Verbrämten
dem exzentrischen Mimen
dem überaus irdisch gestrickten ...
Idealisten
er wird zum Mythos werden
wie Ludwig der König in Bayern
so sagt man
- ich weiß nicht -
DAS aber bleibt er für mich:
nicht viel
nicht wenig
nur
ein freundlicher Mensch
der SEINEM Traum folgte
SEINEM Paradies auf Erden
zu Zeiten
recht nah kam
und es
um Millennien verfehlte
einer der
viel redend
doch
stumm blieb
*
Am 14. Januar 2005 wurde Rudolph Moshammer in seiner Wohnung in München ermordet. Er war 64 Jahre alt.
*
Copyright Irmgard Schöndorf Welch Januar 2005