Muhammad Ali

Herr H.

Mitglied
Du musstest schon sehr früh „der Größte“ sein,
um dich im Kampf des Lebens zu behaupten
und übtest diesen Part beharrlich ein.
Du wolltest eben, dass es alle glaubten

und kämpftest dich nach oben, ganz allein.
Ob auch die Gegner wüteten und schnaubten
und sie dich schlugen, dass die Fäuste staubten:
Du hieltest Stand. Dich kriegte keiner klein.

Du tratest lauthals auf und unbescheiden
und wurdest bald ein Champ und Superstar,
bis dieser Gegner kam, der stärker war ..

Er nahm dir die Motorik und das Sprechen.
Doch Geist und Würde konnte er nicht brechen.
Die wahre Größe zeigtest du im Leiden.
 

Walther

Mitglied
Lieber Herr H.,

nachrufe sind eine schwere übung - das sonett ist sicherlich eine gute form dafür. es bietet sich in seiner dialogischen struktur an, zumal das fazit eines lebens durchaus der moral von der geschicht nahe kommt, wie wir sie im Shakespeare Sonett ja abgesetzt finden.

der obige text leidet etwas daran, daß er die form um eine lebensgeschichte herumbaut und dabei diese nicht ganz korrekt abbildet. Ali ist u.a. der einzige schwergewichtler, der drei mal zurückkam, also seinen titel nach verlorenen kämpfen wieder erstritt.

ganz besonders ist seine konversion zum islam, seine gegnerschaft zum vietnam-krieg und sein einsatz für die rechte der farbigen in den usa hervorzuheben. dieser teil seines lebens fehlt völlig.

wie sehr der text "gewollt" ist, kann man außerdem der form entnehmen, die weder dem deutschen noch dem englischen sonett rein folgt.

mein fazit: ein sehr ehrenhafter versuch, an dem noch viel zu wünschen übrig bleibt.

lieber gruß W.
 

Herr H.

Mitglied
Lieber Walther,
zunächst einmal herzlichen Dank für deine Reaktion. Mit deinen Einwänden hast du zweifellos Recht. Allerdings ging es mir in diesem Sonett gar nicht darum, im Sinne eines Nachrufes die Lebensgeschichte dieses Mannes abzubilden - dazu würden die vierzehn Zeilen eines Sonetts angesichts der vielen wichtigen Facetten dieses Lebens auch kaum reichen. Zu dem Aspekt, dass er dreimal als Champion zurückkam: "der Gegner, der stärker war", meint nicht einen Gegner aus Fleisch und Blut, sondern die Parkinson-Krankheit.
Damit bin ich auch bei dem eigentlichen Thema des Sonetts: Alis Größe liegt für mich weniger darin, dass er der schillerndste und charismatischste Boxweltmeister aller Zeiten war, sondern in dem Umgang mit seiner Erkrankung, die er über Jahrzehnte geduldig trug und die ihn nicht etwa zerbrechen ließ, sondern sanfter und gütiger machte. Das Sonett ist insofern eine Reflexion über das, was in meinen Augen wahre Größe ist und was sie tatsächlich ausmacht: nicht sportlicher Erfolg, sondern Tapferkeit und Geduld.

Liebe Grüße von
Herrn H.
 

Walther

Mitglied
Lieber Herr H.,

danke für deine ausführliche begründung deiner ansicht, daß alles so bleiben muß/soll, wie es ist.

ich wünsche weiterhin frohes dichten!

lieber gruß W.
 

Herr H.

Mitglied
Du wolltest früh bereits „der Größte“ sein,
um dich im Kampf des Lebens zu behaupten
und übtest diesen Part beharrlich ein,
bis viele Leute und du selbst es glaubten.

So boxtest du dich durch, du ganz allein.
Ob auch die Gegner wüteten und schnaubten
und oftmals schlugen, dass die Fäuste staubten:
Du hieltest Stand. Dich kriegte keiner klein.

Du tratest lärmend auf und unbescheiden
und brachtest es zu höchster Meisterschaft …
Dann aber nahm die Krankheit dir die Kraft.

Sie ließ dich tapsig gehen, lallend sprechen.
Doch deine Würde konnte sie nicht brechen.
Die wahre Größe zeigtest du im Leiden.
 

Herr H.

Mitglied
Lieber Walther,

ich habe mir das Sonett noch einmal vorgenommen und an mehreren Stellen verändert. Nochmals Danke für dein Echo.

LG von
Herrn H.
 

Herr H.

Mitglied
Du wolltest früh bereits „der Größte“ sein,
um dich im Kampf des Lebens zu behaupten
und übtest diesen Part beharrlich ein,
damit es alle und du selber glaubten.

So gingst du deinen rauen Weg allein.
Und ob auch Gegner wüteten und schnaubten
und oftmals schlugen, dass die Fäuste staubten:
Du hieltest Stand. Dich kriegte keiner klein.

Du tratest lärmend auf und unbescheiden
und brachtest es zu höchster Meisterschaft …
Dann aber nahm die Krankheit dir die Kraft.

Sie ließ dich tapsig gehen, lallend sprechen.
Doch deine Würde konnte sie nicht brechen.
Die wahre Größe zeigtest du im Leiden.
 

Herr H.

Mitglied
I
Du wolltest früh bereits „der Größte“ sein,
um dich im Kampf des Lebens zu behaupten
und übtest diesen Part beharrlich ein,
bis dass es alle - und du selber - glaubten.

Bei jedem Fight im Ring standst du allein.
Ob auch die Gegner wüteten und schnaubten
und dich bedrängten, dass die Seile staubten:
Du lachtest nur. Dich kriegte keiner klein.

Im Glanz des Ruhmes durftest du dich weiden.
Nur: Jeder Sieg bedeutete Verschleiß -
und mit der Krankheit zahltest du den Preis.

Sie ließ dich tapsig gehen, lallend sprechen.
Doch deine Würde konnte sie nicht brechen.
Die wahre Größe zeigtest du im Leiden.


II
Du warst ein Held, ein Heros, ein Idol
und mehr als das: ein leuchtendes Symbol
für Stehvermögen, Mut und Freiheitsdrang.
Denn jeder Form von Vorurteil und Zwang

tratst du mit aller Vehemenz entgegen,
um aufzurütteln, etwas zu bewegen.
Ob Rassentrennung oder Vietnam -
für dich war die Gerechtigkeit Programm.

Du sprachst dein „Nein“ zum Wehrdienst und zum Krieg
und spartest nicht mit heftiger Kritik,
wo Unrecht im System dir nahe ging.

So warst du Kämpfer nicht allein im Ring
und hast uns durch dein engagiertes Leben
ein Beispiel, das es in sich hat, gegeben.
 



 
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