Grüß dich, revilo,
wie schön, dich Frechling wieder einmal vorzufinden!
Auch ich denke manchmal an Serge und seine überaus erfrischende Lyrik, an eine, die wirklich überraschen konnte, oft auch außer Fassung brachte. ---
Um den Zugang zu deinem Gedicht zu erleichtern, erlaube ich mir, meines - auf das du dich ja indirekt beziehst - per Link vorzuschalten:
https://alpenschlosstraeumereien.wordpress.com/
Es gibt davon zwar eine Erstfassung, die mir heute weitaus besser gefällt - aba zu spät is zu spät!
Und es käme mir irgendwie unehrenhaft vor, etwas zu ändern, was von Serge freundlicherweise in dessen genialischen "Alpenschlossträumereien" aufgenommen worden ist.
Nun zu dir:
und hinter dem Sinn
die Parkbank war ein guter Platz
zum Schlafen aber nur so lange wie
das vorbeifahrende Auto hupte
bis dahin war ich Bürgermeister
verhindert aber trotzdem Präsident
der verlorene Schuh
die streikende Haustür
der ächzende Teppich
13 Zwerge tobten in meinem Bett
bis Vaters mahnender Ruf sie
zum Schweigen brachte.
Alles führt zu einem Ende
dachte ich noch
der nächste Morgen war
irgendwie zerzaust.
Die "Parkbank hinter dem Sinn" empfinde ich schon mal als sehr guten Einstieg und gleichzeitig als das, was du uns wohl mit dem Gedicht sagen willst: Es geht um eine große Begabung, um einen Suchenden, um einen Künstler, der sich (und seine Gaben) "verschleudert."
Das drückst du zutreffend mit den Metaphern "Bürgermeister" und "Präsident" aus, die für Erfolg und Glamour stehen, die zwar diffus gewünscht, andererseits nicht ertragen werden.
Gut passen dazu Schneewittchens verlorenener Schuh und die Zwerge aus dem Reich der Märchen, die uns die glückverheißende Seite der güldenen Medaille zeige: das Reich der Fantasie, der Inspiration, in dem sich ein Künstler gern einrichtet - bis,
ja bis, die "mahnende Stime des Vater" ertönt (vortrefflich!) die hier für die Anforderungen einer verständnislosen Umwelt stehen, des sog. praktische Lebens, was für einen wie ihn wohl nicht aushaltbar war.
Und furios wirkt dein Finale auf mich,
Alles führt zu einem Ende
dachte ich noch
der nächste Morgen war
irgendwie zerzaust.
das verkaterte Erwachen im Eigentlichen, das ihm so wenig erwünscht war. Ein Eigentliches, das sich irgendwann von selbst erledigt oder erledigen wird - für jeden von uns.
Eine Quintessenz, die bei mir angekommen und angemessen umgesetzt worden ist. ---
Willkommen zurück, revilo, vielleicht wird es sogar eine musikalische Eskorte (Cellisten und so ...) geben, das fände ich überaus erfreulich.
Herzliche Grüße
orlando