Hallo ihr Lieben,
ganz großen Dank für die vielein Kommentare, die mir sehr hilfreich waren! Ich denke, ich werde mich dann doch näher am Original halten, behalte aber die neue Groß-/Klienschreibung bei (natürlich kommt der arme Tag da auch noch zum Zug) - kann mich heute beim besten Willen nicht erinnern, warum ich es damals vorzog, die Freuden der deutschen Rechtschreibung zu vernachlässigen
! Die Räuche lass ich dann doch weg, ebenso die feuchten Schauer (ich wollte - dem verwegenen Blick entsprechend - noch ein zweideutiges Element reinbringen, aber in diesem Kontext ist es wohl wirklich nicht gelungen! Der wedelnde Stadtrand bleibt - ich dachte an Palmenwedel am Strand, aber auch ohne diese Assoziation gefällt mir dieses Bild einfach, als surreales Element in einer zum Leben (in etwas anderem Sinne) erwachten Stadt. Über die Wölkchenbühne habe ich lange nachgedacht - tolle Idee, Lapi, danke!! Ich denke, ich werde es anwenden, auch wenn das sicherlich immer noch die problematischste Stelle im Gedicht ist. Aber vom rege blauenden Auge möchte ich mich sowieso eindeutig trennen, das wurde schon damals (zurecht) kritisiert. Und Assoziationen mit Gurken sind natürlich auch nicht ganz willkommen (auch wenn damals keiner daran dachte!). Meinen Schluss möchte ich allerdings verteidigen: Zum Einen setzt sich kein Fuß ohne Dichtung, weil man beim Gehen immer an den Liebsten denkt und wie von selbst dichten muss; zum Anderen ist der Versfuß gemeint - wiederum, alles Denken legt sich automatisch in Verse!
Argh, ganz zufrieden bin ich immer noch nicht - eine endgültige Fassung für ein Gedicht wählen müssen ist wirklich eine Wahl der Qual
- aber ich denke, es läuft auf das Folgende hinaus:
Naturphänomen
Wo jeder seine Laster trägt,
da schwebst Du über Pflanzensteine -
Du bringst mich, wo asphaltbelegt
der Tag mich trog, zurück ins Reine;
die Menge schwitzt und heizt umher,
doch Du schießt wie aus heißen Quellen -
ein Fluss, wo sonst der Stadtverkehr
zerfließt im Schaum von Hörfunkwellen,
und wie Du fasst nach meiner Hand
bringt Häuser ganz aus der Fassade -
der Stadtrand wedelt wie am Strand
das Ziegeldach zum Sonnenbade,
und wie Du meine Hüften drückst,
hüpft jede Ampel flugs ins Grüne -
Du bläst den Rauch, den Du mir pflückst
aus wirrem Haar zur Wölkchenbühne
auf der Dein Blick verwegen blaut -
der graue Regen bunte Schauer
träumt, hauchst Du Heute von der Haut
und küsst das B von jeder Dauer;
drum wächst, solang' Du morgens glühst,
mein Wohnblock rings um eine Lichtung -
wo du im Menschendickicht blühst,
da setzt kein Fuß sich ohne Dichtung!
Vielen Dank nochmal für die Hilfe, und sagt Bescheid, wenn etwas plötzlich ganz schrecklich ist - werd's etwa um sechs einschicken...
LG & ein schönes WE
wünscht Julia