noch ohne Titel (bin für Vorschläge immer offen...) (gelöscht)

Lieber Philippe !!!

Wenn du dein Gedicht so meintest , wie ich es interpretiere , solltest du es mit " Tage mit Gott " betiteln. Vielleicht gefällt dir mein Vorschlag ja , dein Gedicht jedenfalls finde ich sehr gut!!!


Schöne Grüße

Markus
 
H

Holger

Gast
Hallo Phillipe,
ich habe bewusst abgewartet, welche Reaktionen dein Text auslöst.
Und wir sehen, es ist manchmal schwierig.
Ich habe ihn mir auch extra ausgedruckt, um besser mit ihm umgehen zu können.
Beginnend möchte ich Dir sagen, dass ich sehr froh bin, wenn sich jemand mit einer klassischen Poesieform auseinandersetzt. Hier steckt schon sehr viel lyrisches „Know-how“ drin.
Der metrische Rahmen ist durchaus stimmig, wobei ich etwas gezirkelt habe mit den Jamben,
da Worte wie gewiesten… und geschäumten auch einen dreisilbigen Takt haben.

Ardennengrün gewiesten Weges
x X I x X I x X x I X x oder aber
x I X x I X x I X x I X x

Das funktioniert schon. Wo es holpert ist folgende Passage:

Daraufgelöst zwischen den Riffen
x I X x I X X I x x I X x

Die Spechmelodie von zwischen sieht nun mal anders aus.
Auch machen diese einführenden Wortkonstruktionen Ardennengrün und Meergrottenblau das Einsteigen schwierig.

In der ersten Strophe ist die Reimwahl Weges/pflegest nicht in Ordnung.
Der Strophe fehlen das für mein Empfinden wichtige Subjekt und das Prädikat.
Sie besteht nur aus Grammatikobjekten. Die zweite Strophe hat diese Elemente dann mit …malst du…. Das lässt mich nämlich zu der Frage kommen, was geschieht hier eigentlich, wovon erzählst Du mir?
… Ich bin totes Licht,
Das scheu in Deiner Iris lebt,
An Deinem Himmelbett aus Stein

Das deute ich nicht. Bei aller Mühe habe ich hier das Gefühl, dass mir hier noch etwas fehlt,
da hier ein krasser Kontrast der Bildhaftigkeit vorliegt.
Daher weiß ich nicht recht, wie ich Dir bei deiner Titelwahl helfen kann.

Beste Grüße
Holger
 

presque_rien

Mitglied
Hallo Guido!
Könntest Du vielleicht präzisieren, was genau Dich an der Formulierung "gewiesten Weges" stört? Es ist ja nicht viel anders als bei "geschäumten Strandes" (Strophe 2)...

Philippe
 

presque_rien

Mitglied
Lieber Gonzo Gonzales...

Ja, Dein Titelvorschlag gefällt mir sehr. Ich brauchte etwas Zeit um ihn ganz zu verstehen - denn ich habe bei meinem Gedicht zuvor nie einen religiösen Bezug gesehen - aber jetzt sehe ich die Tiefsinnig- und Zweideutigkeit darin. Ich glaube, Du hast wirklich verstanden, was ich ausdrücken wollte... diese bedingungslose Liebe, eigentlich noch eher Abhängigkeit, von einem Menschen oder einem Gott, bzw. wenn beides in einem verschmilzt...
Jedenfalls, danke für Deine Antwort. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Ich werde mich mal von Deinem Vorschlag inspirieren lassen...

:)

Philippe
 

presque_rien

Mitglied
Hi Holger,

danke erstmal, dass Du Dich so ausführlich mit meinem Gedicht auseinandergesetzt hast. Deine Kritik finde ich in (fast) allen Punkten gerechtfertigt und hilfreich. Noch vor einem halben Jahr hätte ich gesagt, die Diskussion formaler Unebenheiten sei Haarspalterei, es komme ja mehr auf den Inhalt an - aber mittlerweile stehe ich der lyrischen Form bewusster gegenüber; wenn man sich schon einer klassischen Form bedient - und an diesen Formen hänge ich sehr - dann auch ganz und gar. Allerdings finde ich die langen Wörter am Anfang der Quartette gerechtfertigt - sie erschweren zwar den Einstieg, aber sie bilden auch einen markanten, kräftigen Abstoßpunkt...man sollte es dem Leser ja auch nicht allzu leicht machen ;-).
Was den Ihnalt angeht - im Groben habe ich meine Vorstellung von der Thematik des Gedichtes in der Antwort an Gonzo dargelegt (s.o.). Im Konkreten habe ich die widersprüchlichen Worte "totes Licht" und "lebt" gewählt, um die Schwäche des Lyrischen Ichs darzustellen: es lebt eigentlich nur durch den Geliebten (so wie z.B. der Mond nur durch die Sonne scheint), und versucht alles zu sein, was der Geliebte in Ihm sehen will (deswegen auch "in Deiner Iris"). "Himmelbett" soll die (eingebildete) Gottesähnlichkeit des Geliebten zeigen, und das daran aneckende, irdische "aus Stein" die (seelische) Härte des Geliebten, von dem sich das Lyrische Ich verlassen fühlt.
Ich hoffe, meine Ausführungen sind nachvollziehbar - das hier ist übrigens das erste Sonett, das ich bewusst "konstruiert" habe - normalerweise schreibe ich eher aus dem Gefühl heraus.

Grüße

Philippe
 



 
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