Nummer 7 (Sonett)

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HerrK

Mitglied
Nummer 7

Bittre Wehmut der Liebe
Ach ich wünschte, dass du bliebest,
Dass du nie versiegest, denn du
Bist blauer Seelendiamant

Ich grauer Seelenasylant, der
Deinen Segen nicht verdient, in dem
der Schmerz nach Liebe sticht,
die ihn bricht und Tränenexplosion

Ein Qualvoll stummer dumpfer Schrei
finaler Krächzer toten Bluts
Ein rotes Krächzen der Patrone

Die vogelgleich nach Freiheit dringt
von Freiheit singt, voll Freiheit schwingt
siegt Thanatos
 

HerrK

Mitglied
Nummer 7

Nummer 7

Bittre Wehmut der Liebe
Ach ich wünschte, dass du bliebest,
Dass du nie versiegest, denn du
Bist blauer Seelendiamant

Ich grauer Seelenasylant, der
Deinen Segen nicht verdient, in dem
Der Schmerz nach Liebe sticht,
Die ihn bricht und Tränenexplosion

Ein Qualvoll stummer dumpfer Schrei
Finaler Krächzer toten Bluts
Ein rotes Ächzen der Patrone

Die vogelgleich nach Freiheit dringt
Von Freiheit singt, voll Freiheit schwingt
Siegt Thanatos
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, HerrK, herzlich willkommen in der Leselupe.
Zunächst erstmal: Du stichst, bildlich gesprochen, in ein Wespennest, vielleicht gar in ein Hornissennest.
Vor 100 Jahren hätte man es wohl keinesfalls als Sonett akzeptiert.
Sonette unterliegen recht strengen Formvorschriften.

Dein Sonett ist weitgehend ungereimt, wenn man die Endreime betrachtet, und von der Form sind formal nur die 14 Verse übrig.
Es ist nicht jambisch oder trochäisch, unterliegt aber einer in sich stimmigen Rhythmik. Es hat sehr schöne Binnenreime.

Inhaltlich ist es sehr expressionistisch und dicht.

Es ist das von der Petrarca-Form wahrscheinlich formal am stärksten abweichende - und doch innerlich verwandt.
 

HerrK

Mitglied
Vielen Dank fürs Willkommen heißen und die Kritik!

Dass hier die Bezeichnung als Sonett möglicherweise gewagt ist, ist mir klar, allerdings weiche ich auch bewusst von der "klassischen" Form ab.
Neben der Verseinteilung, meine ich allerdings noch die Antitethik/Zäsur zwischen Quartetten und Terzetten aufgegriffen zu haben. So wird in den Quartetten die Liebe durch das lyrischen Ich angerufen, beziehungsweise beschworen, während in den Terzetten deren tragische Folgen für das lyrische Ich dargestellt werden.

Es freut mich, dass du einen expressionistischen Einfluß erkannt hast, den ich immer wieder gerne in meinen Gedichten unterbringe!
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Es gab einige Dispute zur Sonettform, und ich habe hier http://www.leselupe.de/lw/titel-Bem...-eines-Eintrags-fuer-Theoretisches-107144.htm im Forum Lupanum auf Anregung von Herbert eine kleine Materialsammlung begonnen.
Du kannst gerne mitmachen.
Im Moment fehlt ein fundierter Artikel zum Sonett im Bereich "Theoretisches". Ich suche noch Mitstreiter für den Artikel "Das Sonett", der in der Leselupe nicht existiert.
Im Bereich "Experimentelles" habe ich ein "Sonettkochbuch" in Form von Sonetten begonnen.


Dass Du es weißt, dass es gewagt ist, war mir klar. Übrigens hat Pablo Neruda sehr schöne reimlose Sonette geschrieben.
 

Walther

Mitglied
hallo bernd,

hier würde ich den lupianer gitano ansprechen. er könnte das leisten, ist aber gerade nicht aktiv.

lg w.

ps.: zu diesem gedicht möchte ich vorerst nichts sagen. allerdings kann ich deine fast überschwängliche beurteilung nicht recht nachvollziehen, soviel vorab. ich denke, bevor man so etwas postet, sollte man erstmal zeigen, ob man die form beherrscht. das sehe ich bisher nicht.
 

Walther

Mitglied
Lb. herrk,

zu ersteinmal ein herzliches willkommen in der lupe von mir.

in sachen lyrik habe ich schon lange solcherart gefühle nicht mehr. ich halte mich an fakten.

das andere werk habe ich gelesen. sechshebiger jambus, sehr getragen, sprachlich etwas arg altbacken, aber die form stimmt. positiv: die zahl der sprachverbiegungen, damit alles aufgeht, hält sich in erfreulichen grenzen. ein paar kleinere grammatik- und zeichenfehler, aber eher randständig von bedeutung.

summa summarum: nichts, was mich jetzt von stuhl haut, aber viel besser als das, was man gemeinhin zu lesen bekommt. für einen ausflug in die überwindung der form wie den o.g. versuch hielte ich es allerdings, weil einfach die leichtigkeit im umgang mit der materie sonett fehlt, für reichlich verfrüht.

in diesem sinne weiterhin frohes werken. weiteres üben in der traditionellen form könnte nicht schaden.

lg w.
 



 
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