Nur ein Quäntchen

Avitus

Mitglied
Nur ein Quäntchen

Ich möchte nur ein Quäntchen von Jedem erleben.
Ein Quäntchen Leid das die Seele zerreißt.
Ein Quäntchen Hass der den Willen antreibt.
Ein Quäntchen des nächtlichen Nebels.
Ein Quäntchen des manischen Faibles.
Ich möchte doch nur ein Quäntchen von Jedem erleben.

Ich möchte nur ein Quäntchen von Jedem erleben.
Ein Quäntchen Neid der die Seele vereist.
Ein Quäntchen Freude die den Geist befreit.
Ein Quäntchen des Wahnsinns der Sirenengesänge.
Ein Quäntchen der Stille inmitten der Menschenmenge.
Ich möchte doch nur ein Quäntchen von Jedem erleben.
 

Rudolph

Mitglied
Lieber Avitus,

von einem Großteil der Sachen, die du aufzählst, möchte ich nicht einmal ein Quäntchen erleben.

Glaubst du wirklich, dass Leid, Hass, Neid, etc. in kleinen Dosen weniger schlimm sind?

LG Rudolph
 

Avitus

Mitglied
Lieber Rudolph,

In diesem Gedicht hatte ich versucht mich in eine "Gefühllose Person" hineinzuversetzen, die Menschen beobachtet und sich sehnsüchtig die Frage stellt, was diese ausmacht bzw. das Menschsein definiert.
Keinesfalls sind diese Dinge: "Hass, Neid, Wahnsinn" etc. in negativem Kontext zu verstehen. Viel eher ist es die Sehnsucht dieser neutralen Person an den Aufgaben und den Hürden, wie denen des leider alltäglichen Neides, Selbstzweifels etc. zu wachsen und sie gerade nicht als Hürde, sondern als Chance anzusehen - als Chance sich selbst zu akzeptieren und mit sich im "Reinen zu sein".

Ich hoffe ich konnte dir aufzeigen, dass das Gedicht keinesfalls lethargisch trübsinnig, sondern viel eher lebensbejahend und aufbauend gemeint ist.

Beste Grüße,
Avitus.
 

Rudolph

Mitglied
Hallo Avitus,

du willst von Allem etwas erleben. Aber warum, zu welchem Zweck, davon schweigt dein Gedicht. Der Leser kann sich dazu denken was er will, auch gerade das Gegenteil von dem, was du vielleicht sagen möchtest.

Außer einer wertfreien Aufzählung enthält dieses Gedicht absolut nichts.

LG Rudolph
 

Avitus

Mitglied
Sehr geehrter Herr Rudolph,

Meines Erachtens müssen Gedichte nicht offensichtlich lesbar und ergründbar sein wie eine Tageszeitung. Meiner Meinung nach liegt die Daseinsberechtigung von Gedichten darin, dem Leser Freiheiten zu ermöglichen, die sonst nicht möglich scheinen.
Schließlich möchte ich als Autor nicht, dass jeder Leser genau meine Eindrücke und Emotionen mit diesem Gedicht teilt.
Deswegen verstehe und finde ich es auch gerade wunderbar, wenn eine andere Person in Worten etwas anderes erkennt als eine andere es tut. Gerade hier liegt doch die Kraft, dieser Zweidimensionalität zu entkommen.
So möchte ich einem Leser ja auch nicht vorschreiben welche Werte er mit diesen Eindrücken verbinden soll - er soll sie selbst finden.

Ich finde, dies ist jedoch eine sehr persönliche Einstellung zu Gedichten an sich, die nicht von jedem geteilt werden muss.

Beste Grüße,
Avitus.
 



 
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