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Dominik Klama
Gast
Na, was an deutschen Herbstgedichten von Storm, Keller, Fontane, Rilke, Trakl, Benn, Hesse aber schon weggedichtet wurde! Und ich meine das wörtlich. Die Herren haben es schon so oft und so meisterhaft erledigt, dass ein gereimtes, metrisches aus vier vierzeiligen Strophen und einer Reihung von Naturbeobachtungen bestehendes Gedicht mittlerweile unnötig ist. Das Thema ist weg. Wenigstens in dieser Form. Da schon dermaßen reichlich und gut verbraten.
Es freuen einen der gute Klang und die reinen Reime. Allerdings finde ich das Thema, gerade im Vergleich zu all den Vorgängern, zu leichthändig abgehakt. Nämlich kommt immer mal wieder das Gefühl auf, dass Ernst und Komik da vermischt werden, Hingeplaudertes mit Bedeutungsschwangerem. Da denke ich an Robert Gernhardt, er hätte die Richtung aber deutlicher forciert.
Dass sich im Sommer das Licht ständig verändert hat, gehört nicht ins Herbstgedicht. Ins Herbstgedicht gehört Herbstlicht.
Der Reim
Dann Stutenherde in Morgennebel. Sie scheinen nicht laufen zu wollen.
In der letzten Strophe dann Zugvögel, die sich zum Abflug bereit machen.
Damit landet der Text in einem Zwischenbereich, wo einerseits die auf die Seele des Menschen verweisenden Naturbilder fast schon parodistisch anmuten, der gewitzte zeitgenössische Ironiefunke aber auch nie wirklich zündet.
Es freuen einen der gute Klang und die reinen Reime. Allerdings finde ich das Thema, gerade im Vergleich zu all den Vorgängern, zu leichthändig abgehakt. Nämlich kommt immer mal wieder das Gefühl auf, dass Ernst und Komik da vermischt werden, Hingeplaudertes mit Bedeutungsschwangerem. Da denke ich an Robert Gernhardt, er hätte die Richtung aber deutlicher forciert.
Dass sich im Sommer das Licht ständig verändert hat, gehört nicht ins Herbstgedicht. Ins Herbstgedicht gehört Herbstlicht.
Der Reim
kommt mir wie aus einem humoristischen Gedicht vor, doch will er das wohl gar nicht sein....Sommerlicht ... hat ... sich verändert.
Bäume Laub ... zeigt sich ... braun gerändert.
Dann Stutenherde in Morgennebel. Sie scheinen nicht laufen zu wollen.
Das legt nahe, dass die Pferde nicht laufen, weil der Boden so kalt ist, dass ihnen jeder Schritt wehtut. Was ich nicht glaube. Was tun sie denn im Schnee?Es riecht nach kalter Erde.
Mal abgesehen von den Fragen, was gebrochene Felder seien (entweder sind sie abgeerntet, also leer, oder vielleicht sind sie bereits umgepflügt, also auf-gebrochen, nicht gebrochen) und demütige Wälder (stehen sie im Okober demütiger als im August?), haben wir hier einen ziemlichen Kontrast zwischen den "tragischen" Wörtern "gebrochen", "Demut" und dem annehmlichen Leben des Spaziergängers (ich fest besohlt).gebrochen sind die Felder.
Ich geh die Wege fest besohlt.
In Demut stehn die Wälder.
In der letzten Strophe dann Zugvögel, die sich zum Abflug bereit machen.
Das als letzte Zeile - und ich muss sogleich an Abschied, anschließende Verlassenheit, Endlichkeit, Tod.. denken. Was tradtionell großes Thema jeglicher Herbstlyrik ist. Entweder es geht um die Überfülle der Früchte, die Reife, die Ernte - oder es geht um Vergehen, Sterblichkeit, Einsamkeit. Wozu auch die vorletzte Zeile passen würde:Die Schar weilt nicht mehr lange.
Aber da kommt per namentlicher Nennung des Bauern Willbrock und den Vergleich der Vogelschar mit einer kreisenden Warteschlange, wobei wir heutigen Leser doch an Flugzeuge über einem Flughafen denken müssen, dieses Gefühl wieder auf, jemand ziehe sehr traditionelle Muster der Naturlyrik hervor, um sie dann mit einem zeitgenössischen Augenzwinkern à la Gernhardt zu mixen....und man macht sich Mut.
Damit landet der Text in einem Zwischenbereich, wo einerseits die auf die Seele des Menschen verweisenden Naturbilder fast schon parodistisch anmuten, der gewitzte zeitgenössische Ironiefunke aber auch nie wirklich zündet.