Pelz macht dick

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herziblatti

Mitglied
Pelz macht dick

Ich ging durch eine der engen Gassen unseres Städtchens, den Stadtberg hoch. Der Bürgersteig ist so schmal, dass man, begegnet man einem Menschen, auf die Straße hinuntersteigen muss oder sich quasi umarmen und halten, um aneinander vorbei zu kommen.
Das fördere das Miteinander, den Gemeinsinn, behauptet unser Bürgermeister jedes Mal, wenn sich einer beschwert darüber. Und seit heute kann ich das unterschreiben, allerdings schreibe ich den Gemein-Sinn anders als er.
Ich ging also vor mich hin und sah eine Gestalt in einen langhaarigen Breitschwanzmantel gehüllt, direkt auf mich zukommen. Dick, rund, und nicht besonders groß. Mir stellte sich die Frage: soll ich ausweichen oder tut das die Kugel? Die paar Striche, die sich im hellen Fleck unterhalb des Hutes abzeichneten, deuteten nicht darauf hin, dass eine erhöhte Bereitschaft zu positiver Kontaktaufnahme vorhanden sei. Auch stellte sich mir die Frage nicht, ob ein enges aneinander Vorbeidrücken irgendeinen Lustgewinn bringen konnte, da die geometrische Figur keinerlei Rückschlüsse auf ein Geschlecht zuließ und ich, wenn ich es recht bedenke, auch nur so geschlechtlich unentschieden vor mich hinging.
Jedenfalls stieg ich vom Gehsteig auf die Straße und war bereit, die Kugel passieren zu lassen, obwohl ich, weil aufwärts gehend, die Vorfahrt gehabt hätte, wenn man die Regel vom Autofahren auf das Zufußgehen überträgt. Eine hochdosierte Geruchsmischung aus Mottenkugeln und Pitralon stieg in meine Nase. Die Pelzkugel wippte ungebremst auf mich zu, schnaufte ein knappes: „nke“ aus und schaute starr vor sich hin. Ignorierte mein zuvorkommendes Verhalten derart intensiv, dass ich wie im Zwang einen Fuß nach vorne streckte.
Was soll ich noch sagen. Hat lange gedauert, bis man einen gedämpften Aufschlag am Fuße des Stadtberges hörte.
 
A

aligaga

Gast
Man fragt sich, was die AutorIn dazu bewegt haben könnte, diesen Text unter „Humor und Satire“ zu posten, denn er ist in meinen Augen weder satirisch noch lustig. Wir begegnen vielmehr einem aggressiven Psychopathen, dem es offenbar gefällt, Dritte, nota bene körperlich belastete, vorsätzlich zu verletzen. Wenn der Verunfallte sich das Genick brechen sollte, darf darum gestritten werden, ob es „nur“ Totschlag oder schon Mord war – für mich sind die Mordmerkmale „Heimtücke“ und „niedrige Beweggründe“ jedenfalls gegeben.

„Witze“ dieser Art, die auf Kosten der Gesundheit und des Lebens Dritter gehen, sind offenbar immer noch sehr beliebt – Irrenwitze, Behindertenwitze, Judenwitze, Blondinenwitze. Har, har, har! Das kollektive Lachen darüber klingt immer wie Wiehern, kommt mir vor. Ich mag es nicht.

Ich würde den Text nach „Horror und Psycho“ verschieben. Da gehörte er m. E. hin.

Gruß

aligaga
 
K

kal

Gast
hallo herziblatti
auf die gefahr hin auch eins übergezogen zubekommen, meiner meinung nach haben es pelzträger nicht besser verdient.
schließlich sollte mann/frau nicht vergessen, was die tiere dafür erleiden müssen.
auch darüber muss und sollte geschrieben werden.


sehe es bildhaft vor mir und konnte mir ein schmunzeln nicht verkneifen :)


lg
kal
 

herziblatti

Mitglied
Hallo Doc, danke fürs Kommentieren; Schadenfreude sehe ich nicht. Der Prot. mag vielleicht Pelze lieber an Tieren als an Menschen, die ihm recht breit und ignorant entgegenkommen. LG - herziblatti
 

Aligator

Mitglied
Hallo Herziblatti!

Ich hatte ne Freundin, die eine solch bekleidete Dame als "Pelzschl...e" bezeichnete und dann von dieser mit einem breiten Grinsen zu hören bekam: "Das ist doch ein Kunstpelz, mein liebes Kind!" Voll witzig.

Ein paar unverbindliche Verbesserungsvorschläge:

Ich ging durch eine der engen Gassen unseres Städtchens, den Stadtberg hoch. Der Bürgersteig ist so schmal, dass man, begegnet man einem Menschen, auf die Straße hinuntersteigen (muss) oder sich quasi umarmen und halten [red]muss[/red], um aneinander vorbei zu kommen.
Das fördere das Miteinander, den Gemeinsinn, behauptet unser Bürgermeister jedes Mal, wenn sich einer [red]darüber[/red] beschwert (darüber). Und seit heute kann ich das unterschreiben, allerdings schreibe ich den Gemein-Sinn anders als er.
Ich ging also vor mich hin und sah eine (Gestalt) in einen langhaarigen Breitschwanzmantel gehüllt[red]e[/red][red] Gestalt[/red] (,) direkt auf mich zukommen. Dick, rund (,) und nicht besonders groß. Mir stellte sich die Frage: [red]„[/red][red]S[/red]oll ich ausweichen oder tut das die Kugel?[red]“[/red] Die paar Striche, die sich im hellen Fleck unterhalb des Hutes abzeichneten, deuteten nicht darauf hin, dass eine erhöhte Bereitschaft zu positiver Kontaktaufnahme vorhanden sei. Auch stellte sich mir die Frage nicht, ob ein (enges) aneinander Vorbeidrücken irgendeinen Lustgewinn bringen konnte, da die geometrische Figur keinerlei Rückschlüsse auf ein Geschlecht zuließ und ich, wenn ich es (recht) bedenke, auch (nur so)geschlechtlich unentschieden vor mich hinging. (kapier ich irgendwie nich)
Jedenfalls stieg ich vom Gehsteig auf die Straße und war bereit, die Kugel passieren zu lassen, obwohl ich, weil aufwärts gehend, die Vorfahrt gehabt hätte, wenn man die Regel vom Autofahren auf das Zufußgehen (überträgt) [red]übertragen möchte[/red]. Eine hochdosierte Geruchsmischung aus Mottenkugeln und Pitralon stieg in meine Nase. Die Pelzkugel wippte ungebremst auf mich zu, schnaufte ein knappes: „nke“ aus und schaute starr vor sich hin. Ignorierte mein zuvorkommendes Verhalten derart intensiv, dass ich wie im Zwang einen Fuß nach vorne streckte.
(Was soll ich noch sagen. )Hat lange gedauert, bis man einen gedämpften Aufschlag am Fuße des Stadtberges (hörte) [red]gehört hat.
[/red]

Ich würde die Begenung mit der Kugel noch mehr ausbauen, wie in Superslowmo.

Liebe Grüße,
Aligator
 

herziblatti

Mitglied
Pelz macht dick

Ich ging durch eine der engen Gassen unseres Städtchens, den Stadtberg hoch. Der Bürgersteig ist so schmal, dass man, begegnet man einem Menschen, auf die Straße hinuntersteigen oder sich quasi umarmen und halten muss, um aneinander vorbei zu kommen.
Das fördere das Miteinander, den Gemeinsinn, behauptet unser Bürgermeister jedes Mal, wenn sich einer beschwert darüber. Und seit heute kann ich das unterschreiben, allerdings schreibe ich den Gemein-Sinn anders als er.
Ich ging also vor mich hin und sah eine in einen langhaarigen Breitschwanzmantel gehüllte Gestalt direkt auf mich zukommen. Dick, rund, und nicht besonders groß. Mir stellte sich die Frage: soll ich ausweichen oder tut das die Kugel? Die paar Striche, die sich im hellen Fleck unterhalb des Hutes abzeichneten, deuteten nicht darauf hin, dass eine erhöhte Bereitschaft zu positiver Kontaktaufnahme vorhanden sei. Auch stellte sich mir die Frage nicht, ob ein enges aneinander Vorbeidrücken irgendeinen Lustgewinn bringen konnte, da die geometrische Figur keinerlei Rückschlüsse auf ein Geschlecht zuließ und ich, wenn ich es recht bedenke, auch nur so geschlechtlich unentschieden vor mich hinging.
Jedenfalls stieg ich vom Gehsteig auf die Straße und war bereit, die Kugel passieren zu lassen, obwohl ich, weil aufwärts gehend, die Vorfahrt gehabt hätte, wenn man die Regel vom Autofahren auf das Zufußgehen überträgt.
Eine hochdosierte Geruchsmischung aus Mottenkugeln und Pitralon stieg in meine Nase. Die Pelzkugel wippte ungebremst auf mich zu, schnaufte ein knappes: „nke“ aus und schaute starr vor sich hin. Ignorierte mein zuvorkommendes Verhalten derart intensiv, dass ich wie im Zwang einen Fuß nach vorne streckte.
Was soll ich noch sagen. Hat lange gedauert, bis man einen gedämpften Aufschlag am Fuße des Stadtberges gehört hat.
 

herziblatti

Mitglied
Pelz macht dick

Ich ging durch eine der engen Gassen unseres Städtchens, den Stadtberg hoch. Der Bürgersteig ist so schmal, dass man, begegnet man einem Menschen, auf die Straße hinuntersteigen oder sich quasi umarmen und halten muss, um aneinander vorbei zu kommen.
Das fördere das Miteinander, den Gemeinsinn, behauptet unser Bürgermeister jedes Mal, wenn sich einer beschwert darüber. Und seit heute kann ich das unterschreiben, allerdings schreibe ich den Gemein-Sinn anders als er.
Ich ging also vor mich hin und sah eine in einen langhaarigen Breitschwanzmantel gehüllte Gestalt direkt auf mich zukommen. Dick, rund, und nicht besonders groß. Mir stellte sich die Frage: soll ich ausweichen oder tut das die Kugel? Die paar Striche, die sich im hellen Fleck unterhalb des Hutes abzeichneten, deuteten nicht darauf hin, dass eine erhöhte Bereitschaft zu positiver Kontaktaufnahme vorhanden sei. Auch stellte sich mir die Frage nicht, ob ein enges aneinander Vorbeidrücken irgendeinen Lustgewinn bringen konnte, da die geometrische Figur keinerlei Rückschlüsse auf ein Geschlecht zuließ und ich, wenn ich es recht bedenke, auch nur so geschlechtlich unentschieden vor mich hinging.
Jedenfalls stieg ich vom Gehsteig auf die Straße und war bereit, die Kugel passieren zu lassen, obwohl ich, weil aufwärts gehend, die Vorfahrt gehabt hätte, wenn man die Regel vom Autofahren auf das Zufußgehen überträgt.
Eine hochdosierte Geruchsmischung aus Mottenkugeln und Pitralon stieg in meine Nase. Die Pelzkugel wippte ungebremst auf mich zu, schnaufte ein knappes: „nke“ aus und schaute starr vor sich hin. Ignorierte mein zuvorkommendes Verhalten derart intensiv, dass ich wie im Zwang einen Fuß nach vorne streckte.
Was soll ich noch sagen. Hat lange gedauert, bis man einen gedämpften Aufschlag am Fuße des Stadtberges gehört hat.

© Heidi Merkel
 



 
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