Prag (gelöscht)

B

Beba

Gast
Hallo atoun,

mich zieht die Stimmung deines Textes an. Doch ich weiß nicht warum, denn ich verstehe ihn, um ehrlich zu sein, nicht.
Schade, dass mein Vater schon 1989 gestorben ist. Wie so oft fehlt er mir auch hier und jetzt wieder. In Prag ist er geboren, gern hätte ich ihm deinen Text zu lesen gegeben. Vielleicht hätte er mir zum Verständnis verholfen.

Ciao und danke für diesen besinnlichen Moment,
Bernd
 

atoun

Mitglied
Hallo Beba,

vielen Dank für deinen Kommentar.
Sei beruhigt, ich kann den Text selbst nicht ganz rational nachvollziehen.
Er löst eine Atmosphäre aus, er bringt Bilder, die man nicht ganz einordnen kann, man weiß nicht genau - wer ist ich, wer ist du, oder wer ist "er" - und erzählt keine zusammenhängende Geschichte.
Ein wenig erinnert es mich an einzelne Traumsequenzen, die jede für sich einen Reiz hat. Es ist eher das Unbewusste, was dort spricht.

Und am Ende, so meine Empfindung beim schreiben, bleibt eine ganz unbestimmte Melancholie und Betroffenheit zurück, die nicht erklärbar ist.

Wenn der Text ähnlich auf dich gewirkt hat, dann ist die Stimmung transportiert worden.


viele Grüße
atoun
 
B

Beba

Gast
Und am Ende, so meine Empfindung beim schreiben, bleibt eine ganz unbestimmte Melancholie und Betroffenheit zurück, die nicht erklärbar ist.
Ja (seufz), das hat der Text bei mir hervorgerufen. Und das ist schon viel. Was eindeutig für den Text spricht! Wenn auch die Melancholie und Betroffenheit in meinem Falle sicherlich eine sehr, sehr persönliche und intime ist. ;)

Ciao,
Bernd

P.s. Ich mag Texte generell, die sich in Nebel vor dem "Leben" verbergen. Hier kommt für mich sehr persönlich natürlich der Titel dazu. ;)
 
H

Heidrun D.

Gast
Liebe Atoun,

das ist einmal ein interessanter Text! Abgesehen von der Melancholie, die du - genau wie beba sagt - gut transportierst, bringst du ein kleines Drama gekonnt auf die Bühne, nebst Hoffnung und Niedergang des Sozialismus in Tschechien.;)

Ich selber bin öfter in Prag gewesen, als es noch "rot" war, mit all seinen Auswüchsen, aber auch dem herrlichen Schwarzen Theater ... an all das erinnert mich dein Gedicht.

Gleichwohl möchte ich dir ein paar kleine Vorschläge machen, um den Text etwas schlichter zu gestalten und damit das Augenmerk noch mehr auf das Wesentliche zu lenken:

Eine braune Lederjacke, [strike]blaue[/strike] Jeans,
zerzauste Haare, etwas angegraut
[blue]Im[/blue] Nieselregen stehst du, Körper
gelehnt an eine alte Häuserwand
das rechte Knie leicht angewinkelt

und ich denke mir
- Grün -
[strike]das[/strike] ist die Farbe deiner Augen

Der Himmel [blue]sank[/blue] lautlos [strike]hernieder[/strike]
[strike]Nebelschwader wärmten meine Brust[/strike]
du hieltest das rote Unbekannte
[strike]beide[/strike] die Hände versteckt in den Taschen
[strike]aus der Ferne, ein Blick nach oben[/strike]und ich träumte mir
- Grün -
die Farbe deiner Augen

[strike]Da war am Tag die Abenddämmerung[/strike]
Neben dir die historische Straßenlaterne
ein Wurf, ein gelber Lichtkegel der
sich [strike]unermüdlich[/strike] zäh in die Häupter fraß
schwarze Rosen auf dem Asphalt

und ich schwankte
- Grün -
war die Farbe meiner Augen

So sähe es dann insgesamt aus:

[blue]
Eine braune Lederjacke, Jeans,
zerzauste Haare, etwas angegraut
Im Nieselregen stehst du, den Körper
gelehnt an eine alte Häuserwand
das rechte Knie leicht angewinkelt

und ich denke mir
- Grün -
ist die Farbe deiner Augen

Der Himmel sank lautlos
Du hieltest das rote Unbekannte
die Hände versteckt in den Taschen

und ich träumte mir
- Grün -
die Farbe deiner Augen

Neben dir die historische Straßenlaterne
ein Wurf, ein gelber Lichtkegel der
sich zäh in die Häupter fraß
schwarze Rosen auf dem Asphalt

und ich schwankte
- Grün -
war die Farbe meiner Augen
[/blue]Vielleicht kannst du was brauchen. Ich glaube, dass dieses Gedicht durch die Streichungen gewinnen würde, ist aber natürlich Ansichtssache.

Ganz toll finde ich übrigens das "rote Unbekannte" und die "schwarzen Rosen" auf dem Asphalt. Ebenso wie das überraschende Ende, das an Vater-Tocher-Beziehungen denken lässt oder auch an Spiegelung im nassen Asphalt (Selbsterkenntnis).

Super auch der Zeitenwechsel!

Liebe Grüße
Heidrun
 

atoun

Mitglied
Liebe Heidrun,

erst einmal: *juhu* endlich ist die Lelu wieder da!
Seit heute Mittag lieg ich schon auf der Lauer... ;)

Über deinen Kommentar freue ich mich ganz besonders. Deine Kritiken und Vorschläge sind immer sehr ergiebig.

Das Witzige ist, dass du viel rausgestrichen hast, was ich in der Rohfassung noch nicht drin hatte, z.B. gleich am Anfang "blaue Jeans". Die Farbe blau habe ich nachgesetzt, weil ich dachte, ich bringe noch ein wenig mehr Farbspiel dort hinein. Aber "Jeans" ist völlig ausreichend.

Durch die Nebelschwader und Abenddämmerung wollte ich noch etwas mehr Dramatik hinein bringen. Die würden mir bei dem Szenario, ehrlich gesagt, auch fehlen. Ich finde, das transportiert noch etwas mehr Düsternis und treibt die melancholische Stimmung an.
Ein paar Vorschläge von dir werde ich sehr gern übernehmen. Ich ändere es gleich nach diesem Kommentar und dann mal schauen.

Das Kuriose an diesem Text: Wenn man die dritte und die erste Hauptstrophe einmal in der Reihenfolge tauscht, erkennt man ganz genau die Geschichte, was da ablief. Jedoch bleibt die Stimmung dann nicht so im Nachklang erhalten...

Prag ist übrigens eine meiner Lieblingsstädte. Sie hat ein ganz besonderes Flair. Ich war sowohl vor, als auch nach der Wende dort. Manchmal hatte ich den Eindruck, die alten Häuser dort können sprechen. :)

liebe Grüße
atoun
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
(Mädels, ich hoffe ihr lasst das Gezänk. )

Gelungener Text, stimmungsvoll, vielleicht fehlt noch etwas mehr Prag, denn wer nie da war, wird es hier auch nicht kennenlernen.


cu
lap
 

revilo

Mitglied
Ein Volltreffer. Starke, aber zurückhaltende Bilder. Der Text streichelt und fordert heraus.Was dieses Gedicht mit Sozialismus zu tun haben soll- liebe Heidrun - verstehe ich zwar nicht. Aber Mädels interpretieren halt gerne.........
Wirklich gelungen .........LG revilo
 

atoun

Mitglied
Nun, ich finde es immer schade, wenn jemand eine anonyme Schlechtwertung abgibt. Ohne einen Kommentar zu schreiben, oder zumindest mich wissen zu lassen, von wem es kommt, kann ich mir keinen Reim drauf machen.
Oder anders: ich suche mir dann natürlich den für mich besten Reim darauf. ;-)


@lapismont

Vielen Dank für deinen Kommentar. Das stimmt, als Leser muss man Prag schon kennen, um sich in die Szene hinein versetzen zu können.
Danke auch für deinen ersten Hinweis.


@revilo

Dich beeindruckt zu haben, ist mir eine besondere Freude. Vielen Dank!



An Alle,
danke sehr für's Lesen und für eure Bewertungen.

Grüße
atoun
 

Perry

Mitglied
Hallo atoun,

ich denke, man muss Prag wirklich schon einmal erlebt bzw. gespürt haben, um die von dir erzeugte Stimmung interpretieren zu können.
Für mich symbolisiert der Mann/die Frau in Lederjacke, Jeans, mit den zerzausten Haar die Stadt selbst, wie sie lässig an ihren alten Fassaden lehnt und den Blick hoffnungsvoll (grüne Augen) aber auch wehmühtig (schwarze Rosen) auf das Morgen richtet. Ganz große Klasse"
Einziger Wermutstropfen, "die Rosen auf dem Asphalt" sind durch ein Lied von Stefan Wackershausen bereits stark belegt.
LG
Manfred
 

atoun

Mitglied
Hallo Perry und revilo,

das wusste ich nicht, dass es "schwarze Rosen auf dem Asphalt" schon irgendwo gibt. Das fiel mir beim Schreiben einfach so ein...aus dem "Traum"Bewusstsein heraus.

Ich wollte bestimmt von niemandem einen Begriff übernehmen!

Das macht mich jetzt stutzig. Denn dann kann ich das eigentlich nicht so stehen lassen und muss mir was anderes einfallen lassen.

viele Grüße
atoun
 

Thylda

Mitglied
Na gut, dann machen wir zu Beweiszwecken mal eine Ortsbegehung.

Der Unterschied zwischen Ironie und Scheinheiligkeit war wohl nicht für alle zu erkennen.

atoun schrieb weiter oben:

Sei beruhigt, ich kann den Text selbst nicht ganz rational nachvollziehen.
Er löst eine Atmosphäre aus, er bringt Bilder, die man nicht ganz einordnen kann, man weiß nicht genau - wer ist ich, wer ist du, oder wer ist "er" - und erzählt keine zusammenhängende Geschichte.
Ich hatte diesen Text mit 2 bewertet (Beweis http://www.leselupe.de/lw/titel-Offener-Brief-an-Lapismont-95622.htm ) und nicht wie Heidrun behauptet hat mit 3 (ihre Bemerkung dazu ist dem öffentlichen Beweis nicht mehr zugänglich).

Später habe ich auf einen Kommentar von Revilo folgendes geschrieben (die rot geschriebenen Einschübe sind meine Erklärungen jetzt):

Ja, von unverständlichen, unkommentierten Benotungen kann ich ein Lied singen. [red]ich selbst werde von Heidrun D mit schöner regelmäßigkeit mit 2 bewertet[/red] Oftmals hat man geradezu den Eindruck, es würde gar nicht das Werk benotet, sondern nur die Abneigung gegen den Verfasser kundgetan. [red]meine Schlechtbewertung hier gilt dem Werk, das nicht einmal die Autorin versteht s.o.[/red] Sogar solche fühlen sich zur Wertung berufen, die gar nicht verstanden haben, was sich der Autor dabei gedacht hat. [red]was sich die Autorin dabei gedacht hat, hat sie ja leider gesagt s.o., das verstehen wird einem sozusagen abgenommen[/red] In der LL gerade in letzter Zeit nicht unüblich.[red]nämlich seit HeidrunD hier residiert[/red]

Nochmal genauer http://www.leselupe.de/lw/titel-Offener-Brief-an-Lapismont-95622.htm

Wenn sich die LLLeitung jetzt dazu berufen fühlt, meinen Account zu löschen, weil ich gegen die Regeln verstoße, dann mögen sie vielleicht bei der Gelegenheit auch gleich gegen andere vorgehen, die wiederholt gegen die Regeln verstoßen (HeidrunD):

Ein bewusster Missbrauch des Bevvertungssystems ist untersagt. Hierunter fallen insbesondere Massenbewertungen sowie Sympathie- bzw. Antipathiebewertungen.
http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=forumregeln

Schöne Grüße noch
Thylda
 



 
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