Hallo whatehappend,
ich finde es handelt sich hier um ein klug durchdachtes und ausgearbeitetes Gedicht.
in einem zimmer für zeit
amüsieren sich
zig pariser gesichter
auf angeschraubten gemäldekopien
neben tristem aschgrau
meine gedanken
festgenagelt
an allen wänden
Das beschriebene Zimmer ist austauschbar, kann in Paris oder Wattenscheidt gelegen sein oder in einem Literaturforum.
Nicht alles ist echt; die eigenen Gedanken sind ebenfalls nicht neu, das ist dem LyrI bewusst.
kopflos verharre ich
gekrümmte stunden schon
zeichne auf deckenweiß
die flucht ins hier und jetzt
während ein gitarrenspiel
gepinselt in bunten farben
leise zukunftsmusik vertont
LyrI versucht sich aus der Vergangenheit zu lösen, vielleicht auch aus deren quälenden (formalen) Vorgaben. Schließlich lacht ihm eine bunte Zukunft ...
einzig - dort irgendwo
schwebt ein schwerer fetzen
von seinen nägeln gelöst
pflastert mit jedem wort
ein stück des wegs
zurück ins gestern
Doch wird sein Scheitern bereits antizipiert: Er steht sich selbst im Weg.
Ein Gedankengang, den ich sehr gut nachempfinden kann. Leider!
Es ist schwierig, sich aus Gewohnheiten zu lösen, den freien Flug zu erlernen. Glücklicherweise werden Veränderungen oft vom Außen erzwungen. Eine schmerzliche Erfahrung, die dennoch meist den notwendigen Effekt zeigt.
Schöne Grüße
der 8. Zwerg