Reimende haben es schwer

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Genau, darum zanke ich nicht mit Dir, Marie Luise.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
wo drei sich streiten, freuen sich alle

Schöner Beitrag, JB. Ich finde es nicht schlecht, daß die Diskussion um "Avantgarde" und "gereimte Lyrik" sich hier fortsetzt, wo sie hingehört. Marie Luise darf sich geehrt fühlen, daß ihr altes Hündchen hier wieder gefüttert wird, sie zeigt sich ja auch entsprechend dankbar, und wir haben wieder mal ein schönes Beispiel dafür, daß die ungereimte Elite nichts von all dem mitbekommt, weil sie die gereimte Abteilung für einen Abfallhaufen hält.

Die Lyrik zur Musik rüberzuschieben ist niemals falsch, meinetwegen auch meine Lieder. Aber ich möchte auf ein rezentes Mißverständnis hinweisen: Robert Zimmerman. Fast jeder, den ich in letzter Zeit über den Nobelpreis für ihn habe schimpfen hören, glaubte, er habe ihn für seine Musik bekommen. Vielleicht für sein Mundharmonikaspiel? Aber er hat ihn für seine Lyrik bekommen. Und seine Verse waren das, was John Lennon und Jimi Hendrix angeregt hat, zusammen mit dem sprechbetonten Singsang, bei dem nichts in der harmonischen Entwicklung, aber alles in der ziemlich surrealen Metaphernfolge und den Tiradenreimen liegt, und natürlich in der coolness, der trockenen Expressivität.

Ich wüßte nicht, was an der Moderne von James Joyce, Finnegans Wake, und John Lennon, Walrus, überholt wäre oder sich überlebt hätte.
Ich halte es allerdings für geradezu provozierend provinziell, nach Jahrzehnten noch gegen die Sprachspiele von Finnegans Wake und Walrus in den Krieg zu ziehen.
Aber wie sagte gerade noch die Autorin dieses bescheuerten Liedes hier oben? Man solle mit ihr nicht streiten, denn das stünde schon in der Bibel so. Recht hat sie.

Drum tschüß,
grusz, hansz (Hans Zimmermann, mit zwei n)
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Mary,

so langsam glaube ich zu verstehen, worum es Dir geht. Es geht hier um? das Ausdrücken von Missfallen. Das ist zwar humorig verpackt in dem Gedicht, aber deutlich. Auch hier trifft der Vorwurf, dass manche Autoren erst aufgrund der Kommentare richtig verstehen, was sie eigentlich geschrieben haben...

Damit Du nicht auch mich in die Ecke der Schwätzer drängst (so etwas wie oben hätte ich von Dir übrigens nicht erwartet ...), denke ich jetzt lieber offline nach.

Liebe Grüße

Herbert
 

James Blond

Mitglied
Bezeichnenderweise streiten sich gerade diejenigen, die derartige Auseinandersetzungen für sinnlos erachten, am ausgiebigsten. :) Anscheinend werden sie nie müde, dem Gegner die Zwecklosigkeit ihrer Bemühungen vorzuhalten, statt sie ihm vorzuenthalten. :D

Dabei ist der Streit bekanntlich der Vater aller Dinge, wenn auch nicht gerade die Mutter der Porzellankiste. Leider vermisse ich hier häufig die Fähigkeit zur echten Auseinandersetzung, die mit der Breitschaft beginnt, auch die eigene Position in Frage zu stellen und über reine Unmutsäußerungen den Weg zu Argumenten zu suchen. Insofern wiederhole ich allen LeLu-Seilschaften als Angebot meinen Herzenswunsch: Was soll ich mit guten Freunden? Ich bräuchte bessere Feinde!


Ich verstehe allerdings nicht, was Dylan, Joyce und Lennon mit der Lyrik der Moderne verbindet und sehe hier auch niemanden gegen deren Werke in den Krieg ziehen, etwa weil sie zu "modern" wären. Hier wird häufig eine generelle Feindlichkeit unterstellt, um die eigenen Misserfolge zu begründen. Allerdings ist das Argument moderner Stilmittel noch kein hinreichender Grund für die Qualität eines Textes, wie auch der Hinweis auf eine unzeitgemäße Stilistik keinen Verriss darstellt. Man braucht nicht wie Joyce zu schreiben, um am Puls der Moderne zu bleiben und Dylans lyrische Formen sind ebenso "altbacken" wie der Inhalt seiner Folk- und Protestsongs, sie sind vielmehr paradigmatisch für dieses Genre, für eine Generation, aber kein Neuland.

Es kommt eben nicht darauf an, sich nach Stilepochen vom Barock bis zur Moderne zu richten, sondern einen Stil zu entwickeln, der die Menschen von heute anspricht und sie erreicht. Welche Mittel man dazu einsetzt, ist zweitrangig. Man wird nie alle erreichen können, dazu ist der Kulturbetrieb seit Beginn des 20.Jh zu zersplittert, der Graben zwischen Lehre und Geschmack zu tief.

Wer frei nach Wilhelm Busch dichtet, begeht keineswegs Verrat an der Kunst, im Gegenteil: Er kann sich auf einen Fundus an Redewendungen berufen und mit ihnen spielerisch-ironisch moderne Akzente einbringen. ( http://www.buchdesign-kiessling.inf...nhardt/gernhardt-wilhelm-busch-paraphrase.htm ) Sprache will von anderen(!) erlernt werden - wer glaubt, sie für sich ganz neu erfinden zu können, muss damit rechnen, nicht mehr verstanden zu werden.

Grüße
JB
 
Frei nach Wilhelm Busch

Einer wollte einmal dichten,
nicht auf großes Lob verzichten.
Doch er wählte viele Worte,
die nicht angebracht am Orte.

Wurde darob sehr verdrießlich,
dichtete dann nur ausschließlich
für die Oma, die schlecht hörte
und die er dann doch betörte.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Es ist ja nicht so, Marie Luise, daß Du unter das "Blumenmädchen"-Sonett oder die von JoteS runtergewerteten "Sonne"-Metapher eine bessere Note setzen würdest. Du suchst Dir raus, was Dir nicht paßt, und alles, was hier oben im Gedicht im Sinne der "gereimten" Lyrik gewünscht, gefordert, erwartet wird - das übergehst Du mit Arroganz, wenn es nur von Mondnein stammt. Das ist Dein einziges Kriterium.

Das, was Du hier im Gedicht aufbaust, ist ein fragiles Kartenhaus von Lügen.
Gereimte Lyrik ist Dir im Grunde genommen tief verhaßt.
 



 
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