Rosinen

Rosinen

Der Einkaufszettel sagte mir,
"wir brauchen Sultaninen".
Der Einkaufsleiter sagte mir,
damit könnt' er nicht dienen.

Ich suchte weiter nach Ersatz,
doch auch die griechischen Korinthen,
die vormals im Regale standen,
sie waren nirgendwo zu finten.

Die Nacht darauf hatt' ich 'nen Traum
von roten, seidnen Baldachinen;
darunter hatten Platz genommen
der Sultan und die Sultaninen.

Grad schnitt man an den Honigkuchen,
als da des Sultans Lieblingsfrau
beschimpfte lautstark die Eunuchen;
sie machte sie total zur Sau,

weil diese hätten unverfroren,
von lauter böser Gier besessen,
die zweckgebundenen Korinthen
schon vorher heimlich aufgefressen.

Szenenwechsel - Traum macht's möglich:
Don Quichotte mit finstrer Miene
trabt durch die Landschaft ziemlich müde;
sein Pferd entpuppt sich als Rosine.

Ich wache auf - das war ja schaurig,
doch balde ich den Sinn erkannte:
Na klar, das war des Rätsels Lösung,
des Ritters Pferd heißt Rosinante.

Ich träume weiter, und was seh' ich?
Klein-Fritzchen sitzt auf seinem Töpfchen,
er drückt und quält sich mächtig ab,
karger Lohn trotz rotem Köpfchen.

Hast du noch Fragen, lieber Freund?
Vielleicht zu Fritz, dem kleinen Racker?
Er war in meinem Traum erschienen
als Sinnbild vom Korinthenkacker.
 



 
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