Algernon Moncrief
Mitglied
Rückschau
23.12.
„Du willst Schluss machen?“
„Ja.“
„Na dann frohe Weihnachten.“
Sein Blick war verschleiert.
Mit einem solchen Anflug von Sarkasmus hatte ich nicht gerechnet.
Tatsächlich hatte der Zeitpunkt eine ironische Note. Ich spürte eine Träne.
Hätte er mich angeschrieen, mir Vorwürfe gemacht, ich hätte mich nicht so erbärmlich mies gefühlt.
Ich blieb alleine zurück.
Ein Jahr zuvor auf einer Zugfahrt. Die meiste Zeit schwiegen wir miteinander. Eine Kunst, die ich an Menschen sehr schätze.
Bis er mich unsicher anlächelte.
„Julia, ich muss dir was sagen. Ich bin verliebt in Dich.“
„Ich weiß.“
Vielleicht war es genau dieses Lächeln, das mich so faszinierte und das später so oft in seinem Gesicht erschien, wenn ich neben ihm aufwachte und mir schien, dass er mich schon lange aus erstaunten Augen betrachtete, bei denen ich mir nie sicher war, ob gerade Drachen darin schliefen oder Engel.
Beide hatten wir keine Geschwister. Zwei gestörte Einzelkinder, die glaubten ineinander verliebt zu sein, weil sie die gleichen Zweifel an sich und der Welt hatten.
„Ich studier ja nicht umsonst Psychologie.“ Ich musste lachen und er zündete mir den Joint an, den ich zwischen den Fingern hielt.
Kein guter Ansatz für eine Beziehung, nur wurde mir das erst bewusst als wir schon mitten drin steckten.
Manchmal wirkte er wie ein verwirrter Junge, viel zu jung für seine fünfundzwanzig Jahre. Ein Träumer, ein Freund aber kein Partner, mit dem man zusammen sein konnte.
Er schien ständig auf der Suche nach etwas, das ihn ihm zu schlummern schien.
„Kennst du das Gefühl, dass du nicht mehr weißt, wer du bist?" Er begann zu weinen. Ich nahm ihn in den Arm und wusste nichts zu sagen. Wenn zwei Stolpernde aufeinander treffen und sich aneinander festhalten, können sie nur fallen.
Die Erkenntnis dieser Sinnlosigkeit traf mich am 22.12.
Viel später.
Ich saß im Zug und fuhr meiner verhassten Diplomprüfung entgegen.
Meine Hand spielte mit der zweiten Zigarette. Wieder einmal sollte es die letzte sein. Ich war noch verkatert und bemerkte nicht, dass jemand vor mir stand.
„Julia? Julia!“
Bevor ich etwas sagen konnte, umarmte er mich. Wie der große Bruder, den ich nie hatte.
Ich sah in seine Augen. Sie wirkten verändert. Selbstsicher. Als wäre er fündig geworden.
Es stand ihm.
Ich war so überrascht, dass mir der andere Mann neben ihm erst nicht auffiel.
„Julia“ und das alte Lächeln erschien für einen Lidschlag in seinem Gesicht, „ich möchte dir meinen Freund vorstellen.“
Er hauchte dem anderen einen Kuss auf die Lippen.
23.12.
„Du willst Schluss machen?“
„Ja.“
„Na dann frohe Weihnachten.“
Sein Blick war verschleiert.
Mit einem solchen Anflug von Sarkasmus hatte ich nicht gerechnet.
Tatsächlich hatte der Zeitpunkt eine ironische Note. Ich spürte eine Träne.
Hätte er mich angeschrieen, mir Vorwürfe gemacht, ich hätte mich nicht so erbärmlich mies gefühlt.
Ich blieb alleine zurück.
Ein Jahr zuvor auf einer Zugfahrt. Die meiste Zeit schwiegen wir miteinander. Eine Kunst, die ich an Menschen sehr schätze.
Bis er mich unsicher anlächelte.
„Julia, ich muss dir was sagen. Ich bin verliebt in Dich.“
„Ich weiß.“
Vielleicht war es genau dieses Lächeln, das mich so faszinierte und das später so oft in seinem Gesicht erschien, wenn ich neben ihm aufwachte und mir schien, dass er mich schon lange aus erstaunten Augen betrachtete, bei denen ich mir nie sicher war, ob gerade Drachen darin schliefen oder Engel.
Beide hatten wir keine Geschwister. Zwei gestörte Einzelkinder, die glaubten ineinander verliebt zu sein, weil sie die gleichen Zweifel an sich und der Welt hatten.
„Ich studier ja nicht umsonst Psychologie.“ Ich musste lachen und er zündete mir den Joint an, den ich zwischen den Fingern hielt.
Kein guter Ansatz für eine Beziehung, nur wurde mir das erst bewusst als wir schon mitten drin steckten.
Manchmal wirkte er wie ein verwirrter Junge, viel zu jung für seine fünfundzwanzig Jahre. Ein Träumer, ein Freund aber kein Partner, mit dem man zusammen sein konnte.
Er schien ständig auf der Suche nach etwas, das ihn ihm zu schlummern schien.
„Kennst du das Gefühl, dass du nicht mehr weißt, wer du bist?" Er begann zu weinen. Ich nahm ihn in den Arm und wusste nichts zu sagen. Wenn zwei Stolpernde aufeinander treffen und sich aneinander festhalten, können sie nur fallen.
Die Erkenntnis dieser Sinnlosigkeit traf mich am 22.12.
Viel später.
Ich saß im Zug und fuhr meiner verhassten Diplomprüfung entgegen.
Meine Hand spielte mit der zweiten Zigarette. Wieder einmal sollte es die letzte sein. Ich war noch verkatert und bemerkte nicht, dass jemand vor mir stand.
„Julia? Julia!“
Bevor ich etwas sagen konnte, umarmte er mich. Wie der große Bruder, den ich nie hatte.
Ich sah in seine Augen. Sie wirkten verändert. Selbstsicher. Als wäre er fündig geworden.
Es stand ihm.
Ich war so überrascht, dass mir der andere Mann neben ihm erst nicht auffiel.
„Julia“ und das alte Lächeln erschien für einen Lidschlag in seinem Gesicht, „ich möchte dir meinen Freund vorstellen.“
Er hauchte dem anderen einen Kuss auf die Lippen.