Der Drachentöter
Da stand schon wieder einer direkt vor meinem Lager. Ruckartig warf sein mächtiger Rappe den Kopf in die Höhe, er tänzelte nervös und schlug mit dem Schweif. "Erhebe dich du Ungeheuer und stirb", forderte sein Reiter.
Damit meinte er zweifellos mich. Ich blinzelte zum Höhlenausgang. Das Sonnenlicht und die gleißende Rüstung schmerzte in meinen Augen. Für mich war alles viel zu früh, den ich bin ein Wesen der Nacht, und erwache sonst erst nachdem sich die Dämmerung über das Land gelegt hat. Dann streune ich herum und betrachte die schlafende Welt.
Der Reiter muss mich gesehen haben, und dann hatte er mich mit seinem Troß bis hierheir verfolgt. Ich kannte diese Art von Helden gut, diese stolzen Söhne aus gutem Hause, die unbändig danach drängen, ihre Kühnheit zu erproben. Warum genügt es diesen Idioten nicht, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen? Nichts ist mir so fremd wie die Triebfedern menschlichen Ehrgeizes, aber natürlich wusste ich dass einen Drachen erlegt zu haben eine Frage des Prestiges in seinen Kreisen ist. Wahrscheinlich warteten Pagen und Diener, vielleicht sogar seine Leibgardemit dem halben Hofstaat am Fuß des Berges. Energisch trieb er sein wiederstrebendes Ross näher an die Höhle, dann senkte er seine Lanze in Angriffsposition.
Das sieht sehr nach Ärger aus! Ich kannte auch diese Art von Lanzen gut, solide Stangen aus federndem Holz mit einer Spitze aus Bronze oder neuerdings aus Eisen, und das Ganze wahrscheinlich noch mit dem Zaubespruch der lokalen Pristerschaft belegt. Wenn diese Dinger zerbrachen, splitterten und in meinem Leib stecken blieben, konnten sie eitrige, über Jahrhunderte schlecht heilende Wunden verursachen also musste ich auf der Hut sein, denn meine Schuppen waren nicht mehr so stark wie bei einem jungen Drachen.
Ich stand auf und trat ihm ein paar Schritte entgegen. Voller Fucht kroch sein Rappe rückwärts, und die Lanze konnte der Reiter nicht in Position halten. Das geschieht ihm recht, diesem Menschlein, welches vermutlich immernoch glaubt, es könne mal eben einen Drachen abstechen! Dafür sollte den Reiter in die Ewigkeit blasen, oder sollte ich ihn samt Pferd verschlucken? Auf jeden Fall durfte ich mich nicht zu wild gebärden. Wenn ich die Leute zu sehr erschreckte würden sie sich irrgendwelche Gemeinheiten einfallen lassen, vielleicht einen ganzen Fluss umlenken und mich in meiner Höhle im Schlaf ertränken.
Dabei wollte ich nur in Ruhe gelassen werden. Ich atmete ganz vorsichtig ein, streckte den Kopf zum Höhleneingang heraus, und atmete genauso vorsichtig wieder aus. In Todesangst bäumte sich der Rappe ein letztes Mal auf, es roch nach angekokeltem Pferd, und als der Rauch verzogen war lagen Ross und Reiter reglos im Staub, nein halt, der Reiter bewegte sich noch! So ein Fehler war mir noch nie unterlaufen. Das aufbäumende Pferd musste ihn vor den Flammen geschützt haben, ehe es rückwärts auf seinen Reiter stürzte. Was nun? Einfach auf seine Feinde drauftappen schickt sich keinesfalls für meinesgleichen.
Ich besah mir den Reiter in seiner deformiereten Rüstung näher. Er hatte seinen Helm verloren, und das bunte, weibische Tuch um seinen Hals leuchtete mir nahezu unversehrt entgegen. Gerade als ich noch einmal tief durchatmen wollte, drehte er mir sein bleiches Gesicht entgegen. "Du bist eine Kreatur aus Feuer", flüsterte er, "aber geliebt hat du noch nie, oder?"
Ja, woher denn? Nach diesem Vorfall sah ich mich schleunigst nach einer anderen Höhle um.
Da stand schon wieder einer direkt vor meinem Lager. Ruckartig warf sein mächtiger Rappe den Kopf in die Höhe, er tänzelte nervös und schlug mit dem Schweif. "Erhebe dich du Ungeheuer und stirb", forderte sein Reiter.
Damit meinte er zweifellos mich. Ich blinzelte zum Höhlenausgang. Das Sonnenlicht und die gleißende Rüstung schmerzte in meinen Augen. Für mich war alles viel zu früh, den ich bin ein Wesen der Nacht, und erwache sonst erst nachdem sich die Dämmerung über das Land gelegt hat. Dann streune ich herum und betrachte die schlafende Welt.
Der Reiter muss mich gesehen haben, und dann hatte er mich mit seinem Troß bis hierheir verfolgt. Ich kannte diese Art von Helden gut, diese stolzen Söhne aus gutem Hause, die unbändig danach drängen, ihre Kühnheit zu erproben. Warum genügt es diesen Idioten nicht, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen? Nichts ist mir so fremd wie die Triebfedern menschlichen Ehrgeizes, aber natürlich wusste ich dass einen Drachen erlegt zu haben eine Frage des Prestiges in seinen Kreisen ist. Wahrscheinlich warteten Pagen und Diener, vielleicht sogar seine Leibgardemit dem halben Hofstaat am Fuß des Berges. Energisch trieb er sein wiederstrebendes Ross näher an die Höhle, dann senkte er seine Lanze in Angriffsposition.
Das sieht sehr nach Ärger aus! Ich kannte auch diese Art von Lanzen gut, solide Stangen aus federndem Holz mit einer Spitze aus Bronze oder neuerdings aus Eisen, und das Ganze wahrscheinlich noch mit dem Zaubespruch der lokalen Pristerschaft belegt. Wenn diese Dinger zerbrachen, splitterten und in meinem Leib stecken blieben, konnten sie eitrige, über Jahrhunderte schlecht heilende Wunden verursachen also musste ich auf der Hut sein, denn meine Schuppen waren nicht mehr so stark wie bei einem jungen Drachen.
Ich stand auf und trat ihm ein paar Schritte entgegen. Voller Fucht kroch sein Rappe rückwärts, und die Lanze konnte der Reiter nicht in Position halten. Das geschieht ihm recht, diesem Menschlein, welches vermutlich immernoch glaubt, es könne mal eben einen Drachen abstechen! Dafür sollte den Reiter in die Ewigkeit blasen, oder sollte ich ihn samt Pferd verschlucken? Auf jeden Fall durfte ich mich nicht zu wild gebärden. Wenn ich die Leute zu sehr erschreckte würden sie sich irrgendwelche Gemeinheiten einfallen lassen, vielleicht einen ganzen Fluss umlenken und mich in meiner Höhle im Schlaf ertränken.
Dabei wollte ich nur in Ruhe gelassen werden. Ich atmete ganz vorsichtig ein, streckte den Kopf zum Höhleneingang heraus, und atmete genauso vorsichtig wieder aus. In Todesangst bäumte sich der Rappe ein letztes Mal auf, es roch nach angekokeltem Pferd, und als der Rauch verzogen war lagen Ross und Reiter reglos im Staub, nein halt, der Reiter bewegte sich noch! So ein Fehler war mir noch nie unterlaufen. Das aufbäumende Pferd musste ihn vor den Flammen geschützt haben, ehe es rückwärts auf seinen Reiter stürzte. Was nun? Einfach auf seine Feinde drauftappen schickt sich keinesfalls für meinesgleichen.
Ich besah mir den Reiter in seiner deformiereten Rüstung näher. Er hatte seinen Helm verloren, und das bunte, weibische Tuch um seinen Hals leuchtete mir nahezu unversehrt entgegen. Gerade als ich noch einmal tief durchatmen wollte, drehte er mir sein bleiches Gesicht entgegen. "Du bist eine Kreatur aus Feuer", flüsterte er, "aber geliebt hat du noch nie, oder?"
Ja, woher denn? Nach diesem Vorfall sah ich mich schleunigst nach einer anderen Höhle um.