Arno Abendschön
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XXXI. Was mir zu Putin einfällt
Karl Kraus 1933: „Mir fällt zu Hitler nichts ein.“ Über Putin mache ich mir schon Gedanken, doch habe ich Skrupel, sie zu formulieren, zu veröffentlichen. Während der Invasion fliehen Menschen, sterben Menschen – und ich lasse mich davon literarisch, publizistisch inspirieren? Peinliche Vorstellung. Andererseits: Ganz stumm zu bleiben, würde einen Missverständnissen aussetzen. Nun, es gibt Ärgeres. Dennoch zaghafter Versuch für alle Fälle ...
Ginge es auf der Welt vernünftig und gerecht zu, müsste Putin sich vor dem Haager Tribunal verantworten. Dass es nie geschehen wird, legt Schlüsse nahe: über die Beschaffenheit der Welt, in der wir leben. Von da ist es nur ein kleiner Schritt zum Zynismus. Ist es nicht auch Realpolitik, wenn Selenskyi in höchster Not Verhandlung darüber anbietet, was er vor der Invasion klar abgelehnt hat: Neutralität? Soll ich mich an meinem Schreibtisch radikaler, idealistischer gebärden als der Präsident jetzt im Bunker?
Die Parallele zwischen dem September 1939 und dem Februar 2022 ist augenfällig. Eine Handlungsanleitung folgt daraus nicht. Die Welt damals war eine ganz andere, noch ohne Massenvernichtungsmittel und nicht mit der engen internationalen ökonomischen Verflechtung von heute. Soweit es nicht um Selbstverteidigung geht, verbietet sich der Einsatz atomarer Waffen – er käme Selbstmord gleich. Bleiben Wirtschaftssanktionen und harsche Verurteilung, vielfacher Ausschluss. Das muss man versuchen und es wird an Grenzen des Machbaren, Vertretbaren stoßen.
Ehrliches Fazit: Wenig fällt mir ein zu Russlands Krieg gegen die Ukraine. Bin nur Zuschauer in einem Drama, das uns doch alle direkt angeht, bin es ungern, desillusioniert.
Karl Kraus 1933: „Mir fällt zu Hitler nichts ein.“ Über Putin mache ich mir schon Gedanken, doch habe ich Skrupel, sie zu formulieren, zu veröffentlichen. Während der Invasion fliehen Menschen, sterben Menschen – und ich lasse mich davon literarisch, publizistisch inspirieren? Peinliche Vorstellung. Andererseits: Ganz stumm zu bleiben, würde einen Missverständnissen aussetzen. Nun, es gibt Ärgeres. Dennoch zaghafter Versuch für alle Fälle ...
Ginge es auf der Welt vernünftig und gerecht zu, müsste Putin sich vor dem Haager Tribunal verantworten. Dass es nie geschehen wird, legt Schlüsse nahe: über die Beschaffenheit der Welt, in der wir leben. Von da ist es nur ein kleiner Schritt zum Zynismus. Ist es nicht auch Realpolitik, wenn Selenskyi in höchster Not Verhandlung darüber anbietet, was er vor der Invasion klar abgelehnt hat: Neutralität? Soll ich mich an meinem Schreibtisch radikaler, idealistischer gebärden als der Präsident jetzt im Bunker?
Die Parallele zwischen dem September 1939 und dem Februar 2022 ist augenfällig. Eine Handlungsanleitung folgt daraus nicht. Die Welt damals war eine ganz andere, noch ohne Massenvernichtungsmittel und nicht mit der engen internationalen ökonomischen Verflechtung von heute. Soweit es nicht um Selbstverteidigung geht, verbietet sich der Einsatz atomarer Waffen – er käme Selbstmord gleich. Bleiben Wirtschaftssanktionen und harsche Verurteilung, vielfacher Ausschluss. Das muss man versuchen und es wird an Grenzen des Machbaren, Vertretbaren stoßen.
Ehrliches Fazit: Wenig fällt mir ein zu Russlands Krieg gegen die Ukraine. Bin nur Zuschauer in einem Drama, das uns doch alle direkt angeht, bin es ungern, desillusioniert.