Samuel und Luzifer: Der Fanatiker

Uschka

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„Das Fußballspiel des Jahres, das Endspiel der Europameisterschaft!“, ertönte es begeistert aus dem Autoradio. Kurt, der gerade mit dem Krankenwagen unterwegs war, denn er war Notarzt, meinte vor Glück vor sich hin. „Das werde ich mir anschauen, Nichts und Niemand wird mich davon abhalten können. Gleich habe ich Feierabend.“ Hupend fuhr er durch die Straßen von Berlin, denn die Zeit wurde ganz schön knapp. „Hoffentlich schaffe ich es bis zum Anspiel, aber wenn der Verkehr so weiter schleicht, habe ich schwarze Karten- „Los, schneller, mein Gott !“, schrie er erregt aus dem Fenster, um dann gleich noch einmal zu hupen. „Wenn das so weiter geht, bin ich bald selbst reif für das Krankenhaus.“, meckerte er weiter, und merkte gar nicht, dass das zwecklos war. Den Autoverkehr konnte er nicht beeinflussen, zumindest jetzt nicht, da er nicht im Einsatz war.
Samuel und Luzifer schlichen auch lustlos durch die Stadt. „Wir werden heute kein Glück haben.“, beschwerte sich Luzifer mürrisch. „Alle eilen nach Hause, um das blöde Fußballspiel zu sehen. Da bleibt doch keiner für unsere Wette übrig.“ „Nun, seh doch nicht alles als verloren an, jammere doch nicht gleich immer herum!“, beruhigte Samuel den allzu schnell aufbrausenden Luzifer, der schon wieder kurz vor dem Verdampfen war. Seine rote Farbe war schon mehr als purpurn. Nur mit Mühe hielt er jetzt noch den Qualm zurück. Fragt sich nur, wie lange noch? „Du mit deiner Geduld und Verständnis gehst mir ganz schön auf den Geist!“ maulte Luzifer böse herum, um dann beleidigt alleine eine kleine Runde zu fliegen. Samuel kannte das schon und nahm es ihm nicht weiter übel. Der wird gleich wieder bei mir sein-
„Achtung, Achtung, Notruf an alle Einsatzfahrzeuge!“, erscholl es aus dem Funksprecher, den alle Notärzte bei sich hatten. So also auch Kurt. „Schwerer Autounfall auf dem Hohenzollerndamm. Wer ist in der Nähe?“ „Verdammt, das ist ja gleich um die Ecke von mir. Ich könnte gleich da sein.“, überlegte Kurt, schaltete aber den Notruf aus. Das hat mir gerade noch gefehlt, ich habe jetzt Feierabend, da lass ich mich doch nicht stören- „Wenn ich den Einsatz übernehme, kann ich das Fußballspiel vergessen.“, stöhnte er auf.
Luzifer, der schon wieder an der Seite von Samuel war, hatte den Notruf und somit auch Kurts Gebaren mit bekommen. „Das ist was für uns, nichts wie hin, los, dem Kurt hinterher. Wir wetten um Leben oder Tod!“, rief er freudig erregt Samuel zu, fing in einer sonderbaren Farbe zu leuchten an und flog los. “Mensch, wo bleibst du, mach, dass du hinterher kommst, ich will keine Sekunde verpassen!“, schob er bissig nach und fletschte seine schwarzen Zähne, von denen schon einige fehlten. Samuel war von dieser Wette gar nicht begeistert. „Um so was sollten wir nicht wetten, Luzifer.“, war sein Veto, aber Luzifer ließ sich nicht aufhalten. So eine Wette, ja, das war so richtig nach seinem Geschmack. Endlich mal keine Lappalie- dabei glitzerten seine Augen so gierig umher, dass er beinahe gegen eine Laterne geflogen wäre. Samuel konnte ihn gerade noch vorher warnen. Über so viel Übereifer konnte er nur den Kopf schütteln.
Kurt aber, der es sich zuvor einfach gemacht hatte, haderte nun doch mit seinem Gewissen. Noch hatte er keine Sirene von einem Krankenwagen vernommen. Also war noch keine andere Hilfe unterwegs, beziehungsweise nicht in der Nähe. „Verdammt, verdammt!“, fluchte er laut vor sich hin. Wenn ich den Funkverkehr vorher abgeschaltet hätte, wüsste ich nichts von dem Notruf.“, versuchte er sich zurechtfertigen.
„Was meinst du, wer gewinnt, Leben gegen Fußball?“, kicherte und frohlockte Luzifer gemein. Beide flogen nun direkt über dem Krankenwagen von Kurt. “Ich wette ja gerne mit dir, aber bei dieser Wette ist mir nicht wohl.“, erklärte Samuel und japste nach Luft. Luzifer hatte so ein Tempo vorgelegt, das er nur mit Mühe und Not halten konnte.
„Feigling, jetzt, wo es mal spannend wird, kneifst du. Das sieht dir mal wieder ähnlich.“, behauptete Luzifer frech. Denn er war sich sicher, dass der Fanatiker sein Fußballspiel nicht sausen lassen würde. Und überhaupt für ihn, Luzifer, zählt eh kein Leben. Nein, nur das Böse zählt, und das war gerade auf dem Vormarsch-
„Wie kannst du nur so gemein sein?“, fragte Samuel bestürzt, der seine Gedanken hatte lesen können.
“Ach was, stell dich nicht so an, so ist das Leben oder ähm, Tod mein ich.“, lachte Luzifer schallend auf. „Wehe, du beeinflusst ihn!“, warnte er eindringlich nach. Denn er selber hatte ja des öfteren nachgeholfen, natürlich zu seinen Gunsten. Meistens hatte Samuel es gar nicht bemerkt, der dumme Träumer-
Wertvolle Zeit verstrich, aber dann erscholl eine Sirene. Abrupt blieb Luzifer in der Luft hängen und blickte mit Entsetzen auf Kurts Krankenwagen. Das Blaulicht und die Sirene waren eingeschaltet, verschafften sich Platz und das Auto legte an Tempo zu.
„Nein, nein, nein, das darf nicht sein, du willst doch das Fußballspiel des Jahres sehen, was machst du denn da? Schalte alles wieder aus, und ich verspreche dir, dass du das beste Fußballspiel deines Lebens siehst!“, kreischte Luzifer Kurt leise, aber unnachgiebig ins Ohr, damit Samuel es nicht mit bekam. „Das Spiel ist spannender, als du dir je erträumen kannst.“, lockte er weiter, jetzt aber mit lieblicher Stimme, die man ihm gar nicht zugetraut hätte. „Hörst du nicht die Sirenen rufen? Zu spät, zu spät!“, bettelte er weiter.
Kurt trat auf die Bremse, so dass er beinahe selber einen Unfall verursacht hätte. „Hatte da nicht jemand zu mir gesprochen? Mir war, als hätte ich was gehört- dabei schaute er sich unsicher im Auto um. Aber nichts war zu sehen. Höre ich schon Gespenster, ich glaub, ich bin urlaubsreif“, brummte er vor sich hin. Schüttelte seinen Kopf und fuhr ohne weiteren Zwischenfall mit Vollgas zur Unfallstelle.
Samuel, der unaufhörlich Stossgebete zum Himmel geschickt hatte, damit Kurt die richtige Entscheidung treffen würde, atmete erleichtert auf. „Ich danke dir, Herr!“, lobte er noch, bevor er Luzifer zuzwinkerte und ein befreites Lächeln sein Gesicht erstrahlen ließ. Luzifer meinte sogar einen Heiligenkranz um dessen Kopf zu sehen. Angewidert schüttelte er sich bei diesem Anblick und wich etwas von Samuel ab. „So ein Scheinheiliger, das kann doch nicht mit rechten Dingen zu gehen?“, ereiferte er sich erbost.
Kurt stellte in der Zwischenzeit fest, dass das Leben des schwer verletzten Autofahrers am seidenen Faden hing. Routiniert versorgte er den Verletzten und dachte keine Sekunde mehr an das Fußballspiel. Jetzt setzte er andere Prioritäten. Er verdammte sich nun selber. Was, wenn der nun doch verstirbt, dann bin ich schuld, klagte er sich an. Fragte sich, warum er nur gezögert hatte, denn ein Menschenleben hat immer und zur jeder Zeit vorrang-
Durch Zufall kam noch ein anderer Arzt zur Unfallstelle, der ihm half, den Verletzten aus dem Auto zu ziehen, auf die Trage, zu legen und in den Krankenwagen zu schieben, denn alleine hätte er es nicht geschafft. Sofort fuhr er dann ins Martin- Luther-Krankenhaus, wo man schon auf ihn wartete, denn Kurt hatte durch Sprechfunk durchgegeben, dass er auf dem Weg zu ihnen sei. Der Patient wurde nach kurzer Untersuchung sofort in den Operationssaal geschoben.
Luzifer aber tobte wie nie zuvor, drehte und wälzte sich im Staub herum. „Das ging nicht mit rechten Dingen zu, nein, niemals!“, jaulte er arg böse auf. „Er war schon mein, er hatte den Tod schon vor Augen!“ Samuel schüttelte vor so viel Boshaftigkeit nur stumm den Kopf.„Wenn das so weiter geht, kann ich mich nicht mehr auf das Wetten mit dir einlassen, ich versündige mich dann noch.“ Nach kurzer Zeit überwog aber auch bei ihm der Triumph. Luzifer hatte sich bei seiner Wälzerei am Fußboden einige Splitter in seine Haut geritzt und war nun noch mehr wütend auf Samuel.„Soll ich dich ins Krankenhaus bringen?“, fragte Samuel schadenfroh und freute sich riesig, denn Stolz war er schon auf sich und seinen Herren. Luzifer darf niemals erfahren, dass ich Beistand erhalten hatte oder ist Kurt doch selber zur Einsicht gekommen?, sann er noch und verschwand schnell, ohne Luzifers Antwort abzuwarten. Luzifer würde ihn schon wieder finden, wenn er sich erst mal wieder abgeregt hatte.
Den nächsten Wettkandidaten lass ich aber in der Hölle im tiefsten Fegefeuer schmoren, das schwöre ich dir, Samuel, diesmal verzeihe ich dir nicht- denn er hatte bemerkt, dass Samuel Beistand erhalten hatte, und das war nicht rechtens gewesen.
Kurt saß in der Zwischenzeit in der Pförtnerloge, wo er eingeladen war, sich das Fußballspiel anzusehen. Das hatte sich Kurt nicht zweimal sagen lassen. Aufgeregt fieberte er bei jedem Fußballstoß seiner Mannschaft mit und musste zugeben, dass das wirklich ein spitzen Spiel war. In der Halbzeit fuhr er dann schnell nach Hause und schaute sich reinen Gewissens den Rest des Spieles in Ruhe an.
 

flammarion

Foren-Redakteur
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also

nach meiner meinung passt das nicht nach humor und satire. eher nach kindergeschichten oder märchen. wo willst du es hinhaben?
lg
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
ja,

bei märchen ist es wohl richtig. in meiner sammlung liegt es bei weihnachten, gleich neben dem beelzemertel.
lg
 

Uschka

Mitglied
Sanuel und Lizifer: Der Fanatiker

Alles klar und vielen Dank fürs umsetzen.Schönes Wochenende.
Herzlichst Uschka
 



 
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