unprodigal daughter
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Sarah saß oft am Fluss. Sie liebte es dem lebhaften Treiben im klaren Blau des Wassers zuzusehen, wie das Licht der Sonne sich darin spiegelte und wild umhergewirbelt wurde. Sie liebte auch ihre grüngestrichene Parkbank, von der die Farbe von Tag zu Tag mehr abzublättern schien. Schon als Kind, hatte sie auf ihr gesessen.
Oft träumte sie vor sich hin, wie schön das Leben sein könnte, wenn sie doch jemanden hätte, der sie liebte. Natürlich hatte sie ihre Eltern, und die liebten sie auch, aber ein Mann, das wäre schon schön gewesen. - 'Nun ja, mehr als schön', wenn sie genau darüber nachdachte.
Nachdenklich hob sie ihre Augen aus dem Wasser und lies sie die Promenade entlangwandern, beobachtete die Menschen, die ohne sie wahrzunehmen, an ihr vorbeigingen. Da blieb ihr Blick plötzlich an einem jungen Mann haften. Er folgte dem Weg mit langsamen Schritten, die verträumt an ihr vorbeizuschweben schienen. Sie erwartete sich nicht, von ihm wahrgenommen zu werden, doch als er schon fast an ihr vorbeigezogen war, drehte er den Kopf in ihre Richtung und blickte für einen kurzen Moment tief in ihre Augen. Dann lächelte er verlegen und ging in etwas rascherem Schritt weiter, ganz so als hätte ihn eben etwas aus seinen Gedanken gerissen.
Sarah lächelte noch lange, nachdem er schon hinter einer Ecke verschwunden war. Sie hatte diesen jungen Mann noch nie zuvor bemerkt, und sie erwartete sich auch nicht, ihn je wiederzusehen, doch nur ein paar Tage später zog er wieder an ihr vorbei, wieder mit dem gleichen verträumten Blick, und sie konnte nicht anders, als ihn zu beobachten, und er konnte nicht anders, als ihr im Vorbeigehen kurz zuzulächeln und dann schnell weiterzulaufen und um die Ecke zu verschwinden.
Von da an kam der junge Mann immer öfter vorbei, und immer öfter und länger trafen sich ihre Blicke und hielten an einander fest, bis der junge Mann eines Tages stehen blieb und beiläufig bemerkte: "Du sitzt aber ziemlich oft hier."
"Ja," erwiderte Sarah, "und du gehst hier ziemlich oft vorbei."
Da mussten sie beide grinsen und der junge Mann setzte sich neben Sarah und stellte sich vor.
Manuel hieß er und war knapp drei Jahre älter als sie.
Von da an trafen Manuel und Sarah sich immer öfter an jener grünen, vom Alter gezeichneten Bank und unterhielten sich, sprachen von Gott und der Welt, ihrem Leben, ihren Erlebnissen, ihren Freuden und Sorgen und lernten sich wirklich intensiv kennen, doch Sarah verschwieg etwas, - etwas, von dem sie nicht wollte, das Manuel es wusste. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte ein Mann sie ohne Angst und Vorurteile gesehen, und sie hatte Angst, das zu zerstören.
Manchmal bat sie ihn, zu gehen, wenn es schon zu spät wurde. Sie erzählte ihm dann, sie wolle noch ein wenig sitzen bleiben und nachdenken und dann selbst nachhause gehen, und weil er sie liebte, respektierte er ihren Wunsch.
Kurz vor Sarahs Geburtstag, entdeckte Manuel eine Stelle im nahegelegenen Wald, die er Sarah unbedingt zeigen wollte. Am liebsten hätte er sie auf der Stelle dorthin entführt, doch dann hatte er es sich anders überlegt. Er wollte Sarah diesen Platz zu ihrem Geburtstag schenken. Er kam sich selbst schon fast kitschig romantisch vor, aber so war das mit der Liebe wohl.
Er fragte Sarah, ob sie auch an ihrem Geburtstag zum Fluss käme und sie bejahte, also wartete Manuel geduldig, auch wenn in seinem Herzen schon wilde Aufregung tobte.
An ihrem Geburtstag dann, nahm Manuel Sarah an der Hand und wollte sie von der Bank ziehen.
"Komm mit, ich möchte dir was Wunderbares zeigen. Ich konnte kaum bis zu deinem Geburtstag warten, aber ich hab' mich in Geduld geübt. Jetzt will ich dir etwas schenken - den schönsten Fleck, den ich auf dieser Erde je gesehen hab'."
Doch Sarah machte keine Anstalten aufzustehen. Stattdessen zog sie ihre Hand zurück, zog sie langsam aus seiner und sah ihn mit bedrückten Augen an.
"Ich kann nicht mitkommen." sagte sie, und ihre Stimme klang kalt und trocken.
"Warum denn nicht?" fragte er, und die Enttäuschung in seiner, war kaum zu überhören.
"Es geht einfach nicht. Es ist schon spät, du solltest langsam gehen. Ich muss auch bald wieder nachhause." bemerkte sie immer noch ohne jegliche Emotion zu zeigen.
'Was war denn nur los?' Manuel verstand die Welt nicht mehr. 'Warum wollte sie nicht mitkommen? Warum schickte sie ihn wieder einmal weg?' Aber er war zu enttäuscht, um noch irgendetwas zu hinterfragen. Er meinte nur: "Nun gut, dann wünsche ich dir noch einen schönen Geburtstag und feier schön."
Dann drehte er sich um, und ging seiner Wege, - diesmal nicht verträumt und auch nicht mit schnellen Schritten und stolz erhobenem Kopf. Als er um die Ecke bog, da hingen seine Schultern leblos herab und sein Blick schleifte erstarrt am Boden entlang.
"Ich liebe dich doch, Manuel" flüsterte sie ihm so leise, dass er es nicht mehr hören konnte, nach und senkte ihren Blick ebenso.
Als eine sanfte Stimme sie plötzlich von hinten ansprach, zuckte sie leicht zusammen.
"Sarah, meine kleine Maus, warum schaust du denn so traurig? Was ist denn los?"
Sie erkannte die Stimme sofort und drehte sich zu ihr um.
"Nichts, Vater, ich war nur in Gedanken. Lass uns nachhause gehen und meinen Geburtstag feiern." sagte sie, und versuchte ihre wahren Gefühle hinter gespielter Fröhlichkeit zu verbergen.
Er wusste, das etwas mit ihr nicht in Ordnung war, aber sie wollte offensichtlich nicht darüber reden, - nicht jetzt zumindest. Vielleicht würde sie es ja später noch tun, also schob er seine Arme sanft unter ihre Beine, hielt sie am Rücken fest und hob sie vorsichtig hoch. Dann setzte er sie sicher in ihren Rollstuhl, den er mitgebracht hatte, zurück.
Oft träumte sie vor sich hin, wie schön das Leben sein könnte, wenn sie doch jemanden hätte, der sie liebte. Natürlich hatte sie ihre Eltern, und die liebten sie auch, aber ein Mann, das wäre schon schön gewesen. - 'Nun ja, mehr als schön', wenn sie genau darüber nachdachte.
Nachdenklich hob sie ihre Augen aus dem Wasser und lies sie die Promenade entlangwandern, beobachtete die Menschen, die ohne sie wahrzunehmen, an ihr vorbeigingen. Da blieb ihr Blick plötzlich an einem jungen Mann haften. Er folgte dem Weg mit langsamen Schritten, die verträumt an ihr vorbeizuschweben schienen. Sie erwartete sich nicht, von ihm wahrgenommen zu werden, doch als er schon fast an ihr vorbeigezogen war, drehte er den Kopf in ihre Richtung und blickte für einen kurzen Moment tief in ihre Augen. Dann lächelte er verlegen und ging in etwas rascherem Schritt weiter, ganz so als hätte ihn eben etwas aus seinen Gedanken gerissen.
Sarah lächelte noch lange, nachdem er schon hinter einer Ecke verschwunden war. Sie hatte diesen jungen Mann noch nie zuvor bemerkt, und sie erwartete sich auch nicht, ihn je wiederzusehen, doch nur ein paar Tage später zog er wieder an ihr vorbei, wieder mit dem gleichen verträumten Blick, und sie konnte nicht anders, als ihn zu beobachten, und er konnte nicht anders, als ihr im Vorbeigehen kurz zuzulächeln und dann schnell weiterzulaufen und um die Ecke zu verschwinden.
Von da an kam der junge Mann immer öfter vorbei, und immer öfter und länger trafen sich ihre Blicke und hielten an einander fest, bis der junge Mann eines Tages stehen blieb und beiläufig bemerkte: "Du sitzt aber ziemlich oft hier."
"Ja," erwiderte Sarah, "und du gehst hier ziemlich oft vorbei."
Da mussten sie beide grinsen und der junge Mann setzte sich neben Sarah und stellte sich vor.
Manuel hieß er und war knapp drei Jahre älter als sie.
Von da an trafen Manuel und Sarah sich immer öfter an jener grünen, vom Alter gezeichneten Bank und unterhielten sich, sprachen von Gott und der Welt, ihrem Leben, ihren Erlebnissen, ihren Freuden und Sorgen und lernten sich wirklich intensiv kennen, doch Sarah verschwieg etwas, - etwas, von dem sie nicht wollte, das Manuel es wusste. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte ein Mann sie ohne Angst und Vorurteile gesehen, und sie hatte Angst, das zu zerstören.
Manchmal bat sie ihn, zu gehen, wenn es schon zu spät wurde. Sie erzählte ihm dann, sie wolle noch ein wenig sitzen bleiben und nachdenken und dann selbst nachhause gehen, und weil er sie liebte, respektierte er ihren Wunsch.
Kurz vor Sarahs Geburtstag, entdeckte Manuel eine Stelle im nahegelegenen Wald, die er Sarah unbedingt zeigen wollte. Am liebsten hätte er sie auf der Stelle dorthin entführt, doch dann hatte er es sich anders überlegt. Er wollte Sarah diesen Platz zu ihrem Geburtstag schenken. Er kam sich selbst schon fast kitschig romantisch vor, aber so war das mit der Liebe wohl.
Er fragte Sarah, ob sie auch an ihrem Geburtstag zum Fluss käme und sie bejahte, also wartete Manuel geduldig, auch wenn in seinem Herzen schon wilde Aufregung tobte.
An ihrem Geburtstag dann, nahm Manuel Sarah an der Hand und wollte sie von der Bank ziehen.
"Komm mit, ich möchte dir was Wunderbares zeigen. Ich konnte kaum bis zu deinem Geburtstag warten, aber ich hab' mich in Geduld geübt. Jetzt will ich dir etwas schenken - den schönsten Fleck, den ich auf dieser Erde je gesehen hab'."
Doch Sarah machte keine Anstalten aufzustehen. Stattdessen zog sie ihre Hand zurück, zog sie langsam aus seiner und sah ihn mit bedrückten Augen an.
"Ich kann nicht mitkommen." sagte sie, und ihre Stimme klang kalt und trocken.
"Warum denn nicht?" fragte er, und die Enttäuschung in seiner, war kaum zu überhören.
"Es geht einfach nicht. Es ist schon spät, du solltest langsam gehen. Ich muss auch bald wieder nachhause." bemerkte sie immer noch ohne jegliche Emotion zu zeigen.
'Was war denn nur los?' Manuel verstand die Welt nicht mehr. 'Warum wollte sie nicht mitkommen? Warum schickte sie ihn wieder einmal weg?' Aber er war zu enttäuscht, um noch irgendetwas zu hinterfragen. Er meinte nur: "Nun gut, dann wünsche ich dir noch einen schönen Geburtstag und feier schön."
Dann drehte er sich um, und ging seiner Wege, - diesmal nicht verträumt und auch nicht mit schnellen Schritten und stolz erhobenem Kopf. Als er um die Ecke bog, da hingen seine Schultern leblos herab und sein Blick schleifte erstarrt am Boden entlang.
"Ich liebe dich doch, Manuel" flüsterte sie ihm so leise, dass er es nicht mehr hören konnte, nach und senkte ihren Blick ebenso.
Als eine sanfte Stimme sie plötzlich von hinten ansprach, zuckte sie leicht zusammen.
"Sarah, meine kleine Maus, warum schaust du denn so traurig? Was ist denn los?"
Sie erkannte die Stimme sofort und drehte sich zu ihr um.
"Nichts, Vater, ich war nur in Gedanken. Lass uns nachhause gehen und meinen Geburtstag feiern." sagte sie, und versuchte ihre wahren Gefühle hinter gespielter Fröhlichkeit zu verbergen.
Er wusste, das etwas mit ihr nicht in Ordnung war, aber sie wollte offensichtlich nicht darüber reden, - nicht jetzt zumindest. Vielleicht würde sie es ja später noch tun, also schob er seine Arme sanft unter ihre Beine, hielt sie am Rücken fest und hob sie vorsichtig hoch. Dann setzte er sie sicher in ihren Rollstuhl, den er mitgebracht hatte, zurück.