Schneestand im Bild

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arnoreis

Mitglied
Schnee – auf mir,
unter mir, vor mir, über mir. Ich stehe
und sehe kein Schild
„Strand bei Warnemünde“.

Unter mir stapelt sich Altschneeeis. Ich
auf Steinen, Kieseln und Brocken. Großen,
kleinen, nicht so großen. Aber meine Füße
fühlen sie nicht im Packschnee. Alles umbläst,
zerwirbelt, verbrodelt, vernebelt meinen
Schneestand.

Sonntagsgäste ziehen vorbei,
vermummt aber nicht verstummt in der Watte. Ich stehe
umschneit - im Wind, in der Luft, auf dem Boden, auf den Schultern.

Und der Hund hebt sein Bein an
meinem.
 

Charmaine

Mitglied
Hallo Arno,

zunächst verwirrte mich dein Text. Ich brauchte mehrmaliges Lesen, dann - ach so! Ja, verstehe, Schneestand:

Und der Hund hebt sein Bein an
meinem.
Ich überlege, ob dein Text ein Rätsel ist. Was könnte das sein: Irgendein Strandgut? Oder tatsächlich jemand, der wie erstarrt im Schneesturm bei Warnemünde steht?
Sonntagsgäste ziehen vorbei,
vermummt aber nicht verstummt in der Watte.
Dieses Bild gefällt mir. Es kommt überraschend in all der Wahrnehmung vom Sein im Schneegestöber.

LG
Charmaine
 

arnoreis

Mitglied
Hallo Charmaine,

danke für das Nachdenken. Eigentlich mag ich meine Texte nicht interpretieren. Denn wenn ein Text den Autor verlassen hat, dann entwickelt er sein Eigenleben beim Leser - und jeder liest etwas anderes. So möchte ich es. Trotzdem einige Anregungen:
Der Titel könnte ein Standbild im Schnee meinen.
Das Fundament eines Standbilds ist meistens sehr solide. Hier auch? Oder eher temporär?
Und daß "Standbilder" irgendwann "angepißt" werden, ist nicht abwegig. Oder?

Grüße
Arno
 

Charmaine

Mitglied
Hallo Arno,

so habe ich das garnicht gelesen. War mehr auf der abstrakten Ebene und habe an Wahrnehmungen im Schneetreiben gedacht. Aber das macht nichts. Denke aber jetzt an Kafkas "Bäume im Schnee". Das leuchtete mir nie ein, bis ich begriff, dass Kafka nicht von gefällten Bäumen spricht.

LG
Charmaine
 



 
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