Maren,
vergiss mal "schlecht" als absolute Größe. Als absolute
Größe kann ich nur etwas als "schlecht" bewerten, wenn ich
einen verlässlichen Maßstab habe, den ich anwenden kann.
Den gibt es aber in der Lyrik, meine bescheidenen Meinung nach,
nur sehr begrenzt (siehe auch Diskussionen im Lupanum).
Somit verschiebt sich "schlecht" in der Lyrik sehr stark
in Richtung Geschmack, persönliches Empfinden, auf der gleichen
Wellenlänge liegen.
Du kannst einen Text schreiben, der für Dich 100%tig passt,
weil er eben vollkommen aus Deinem Innersten kommt. Du wirst
ihn verstehen und "lieben". Da aber nun einmal jeder Mensch
anders ist, unterschiedlich denkt und empfindet, ist es auch
möglich, dass Dein Text von Menschen gelesen wird, die nun
einmal überhaupt nicht auf "Deiner Wellenlänge funken". Der
Text wird denen nichts sagen und sie werden ihn als "schlecht"
EMPFINDEN. Hinzu kommt die Empfindlichkeit in Bezug auf
Formulierungen, Worte etc. pp. Das alles spielt sich im
Geschmacks- und Empfindensbereich des jeweiligen Lesers ab.
So, was ist schlecht???
Wenn ich sage, ich finde einen Text schlecht, dann meine ich
damit: ICH, finde diesen Text schlecht. Ich meine nicht:
DIESER Text IST schlecht. Wie könnte ich das sagen?
Meine Empfindungen und mein Geschmack sind nicht übertragbar.
So, wenn man also mit dieser Art von Literatur unter die
Augen der Menschen tritt, muss man mit allem rechnen.
Frage ist, warum schreibst Du, Ich, die Anderen?
Schreibst Du, um Anderen zu gefallen, dann versuche den
Geschmacksnormmittelpunkt (GNM) zu finden und nähere Dich dem an
und schon wird die normale Mehrheit jubeln. Schreibst Du
für Dich!, dann solltest Du schon Deine Art bewahren und
musst dann aber auch damit rechnen, dass Andere es nicht
so dolle finden. Wenn Dein eigener Stil glücklicherweise im
GNM liegen sollte... na perfekt
Gruß
Thys