jane-schubat
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Sie hatte sich angewöhnt, seinen Bemerkungen keine allzugroße Bedeutung mehr beizumessen. Doch diese am gestrigen Abend war allumfassend und bedrohlich gewesen. Sie nahm ihr auf zynische Art das, worauf sie die letzten Monate gebaut hatte – die Hoffnung nämlich sich endgültig von ihm lösen zu können. Sie, Lena, würde nie in der Lage sein, ein eigenständiges und von ihm unabhängiges Leben zu führen, hatte er gesagt. Und dabei lag in seinem Blick jene Ignoranz, gegen die sie sich seit Jahren vergeblich zu wehren gesucht hatte.
An diesem Morgen stand Lena vor dem Spiegel und betrachtete nachdenklich ihre Gestalt. Unentschlossenheit lag in allem. Das Gesicht zweifelnd und die zierliche Figur irgendwie in sich zusammengesunken. Es hilft nichts, seufzte sie. Sie mußte sich ihm endlich entgegenstellen. Entschlossen kehrte sie dem Spiegel den Rücken und lief ins Schlafzimmer. Die Sachen waren schnell gepackt, doch Sekunden später kehrte ein Gefühl von Unentschlossenheit zurück. Sollte sie ihm vielleicht ein paar Zeilen hinterlassen, besser noch einen Brief, der alles erklärte. Sie könnte ihn damit zwingen ihr zuzuhören. Doch würde er es tun? War nicht wahrscheinlicher, daß er einfach abwartete. Wartete bis sie tränenüberströmt wieder vor der Tür stand. Lena schüttelte den Kopf und lief zur Wohnungstür, öffnete sie und trat in den Treppenflur hinaus. Heftig zog sie die Tür hinter sich ins Schloß. Sie erschrak etwas vor dem lauten Geräusch, das sie verursacht hatte.
Ihre Freundin, bei der sie etwa eine halbe Stunde später auftauchte, nahm sie behutsam in den Arm. Warm und wohltuend schlugen Wellen der Anteilnahme über Lena zusammen. Ich kann, sagte Lena später im Gespräch, nicht verstehen, wieso es mir so ungeheuer schwer gefallen ist ihn zu verlassen.
Sie hatten einen wunderschönen Tag zusammen, Lena und ihre Freundin. Gemeinsam schlenderten sie durch die Straßen und plauderten. Jugenderinnerungen tauchten wieder auf, denn sie hatten gemeinsam die Schule besucht. Auch das spätere Studium an unterschiedlichen Universitäten, Familie und Alltag hatten sie nicht wirklich voneinander trennen können. Nur in einem hatte ihre Freundin sie nie verstanden. Und das betraf ihn, den Mann, an dem Lena nun schon seit Jahren kettete. Abends saßen die beiden Frauen im Arbeitszimmer der Freundin und redeten. Sie redeten über alles, Musik, Literatur und über das Leben überhaupt. Sie lachten, waren sich in vielen Dingen mal wieder erstaunlich einig und als der Mann der Freundin den Kopf zur Tür hereinsteckte, warfen sie ihm Kissen an den Kopf. Dann stand Lena auf. Ein Hauch von Traurigkeit überzog ihr Gesicht. „Ich muß es ihm erklären.“, sagte sie. „Ich will es ihm nur noch erklären.“
Sie hatte sich angewöhnt, seinen Bemerkungen keine allzugroße Bedeutung mehr beizumessen. Doch diese am gestrigen Abend war allumfassend und bedrohlich gewesen. Sie nahm ihr auf zynische Art das, worauf sie die letzten Monate gebaut hatte – die Hoffnung nämlich sich endgültig von ihm lösen zu können. Sie, Lena, würde nie in der Lage sein, ein eigenständiges und von ihm unabhängiges Leben zu führen, hatte er gesagt. Und dabei lag in seinem Blick jene Ignoranz, gegen die sie sich seit Jahren vergeblich zu wehren gesucht hatte.
An diesem Morgen stand Lena vor dem Spiegel und betrachtete nachdenklich ihre Gestalt. Unentschlossenheit lag in allem. Das Gesicht zweifelnd und die zierliche Figur irgendwie in sich zusammengesunken. Es hilft nichts, seufzte sie. Sie mußte sich ihm endlich entgegenstellen. Entschlossen kehrte sie dem Spiegel den Rücken und lief ins Schlafzimmer. Die Sachen waren schnell gepackt, doch Sekunden später kehrte ein Gefühl von Unentschlossenheit zurück. Sollte sie ihm vielleicht ein paar Zeilen hinterlassen, besser noch einen Brief, der alles erklärte. Sie könnte ihn damit zwingen ihr zuzuhören. Doch würde er es tun? War nicht wahrscheinlicher, daß er einfach abwartete. Wartete bis sie tränenüberströmt wieder vor der Tür stand. Lena schüttelte den Kopf und lief zur Wohnungstür, öffnete sie und trat in den Treppenflur hinaus. Heftig zog sie die Tür hinter sich ins Schloß. Sie erschrak etwas vor dem lauten Geräusch, das sie verursacht hatte.
Ihre Freundin, bei der sie etwa eine halbe Stunde später auftauchte, nahm sie behutsam in den Arm. Warm und wohltuend schlugen Wellen der Anteilnahme über Lena zusammen. Ich kann, sagte Lena später im Gespräch, nicht verstehen, wieso es mir so ungeheuer schwer gefallen ist ihn zu verlassen.
Sie hatten einen wunderschönen Tag zusammen, Lena und ihre Freundin. Gemeinsam schlenderten sie durch die Straßen und plauderten. Jugenderinnerungen tauchten wieder auf, denn sie hatten gemeinsam die Schule besucht. Auch das spätere Studium an unterschiedlichen Universitäten, Familie und Alltag hatten sie nicht wirklich voneinander trennen können. Nur in einem hatte ihre Freundin sie nie verstanden. Und das betraf ihn, den Mann, an dem Lena nun schon seit Jahren kettete. Abends saßen die beiden Frauen im Arbeitszimmer der Freundin und redeten. Sie redeten über alles, Musik, Literatur und über das Leben überhaupt. Sie lachten, waren sich in vielen Dingen mal wieder erstaunlich einig und als der Mann der Freundin den Kopf zur Tür hereinsteckte, warfen sie ihm Kissen an den Kopf. Dann stand Lena auf. Ein Hauch von Traurigkeit überzog ihr Gesicht. „Ich muß es ihm erklären.“, sagte sie. „Ich will es ihm nur noch erklären.“