hallo kitty-blue,
kritik bei gedichten im betroffenheitslyrikforum zu üben, ist immer eine heikle sache, steht doch hinter den meisten texten eine persönliche betroffenheit des autors!
nun, was ich sagen will, ich möchte nicht die gefühle dahinter kritisieren (steht mir auch in keinster weise zu!), sondern nur die lyrische umsetzung!
Jemand hat in mir ein Feuer entfacht,
ich suche nach meiner Seele heut[strike][blue]e[/blue][/strike] Nacht.
Tief im Verborgenen liegt [strike][blue]et[/blue][/strike]was versteckt,
den Weg zu mir selbst hab ich nie entdeckt.
diese silbenkürzungen würde ich vorschlagen, um beim versmaß zu bleiben.
"ein feuer entfachen", "seele suchen", "tief im verborgenen liegt was versteckt (tautologie: verborgen=versteckt)" sind für mich metaphern, die meiner meinung nach ihren reiz durch austauschbarkeit und häufigen gebrauch verloren haben.
Verdrängte Gefühle seit zu langer Zeit,
ein dunkles Geheimnis und Hilflosigkeit.
Ein wilder Gedanke, der zu mir spricht,
ich such eine Antwort und finde sie nicht.
paarreim und metrum sind in ordnung, das ganze klingt für mich immer mehr nach einem liedtext (schon mal daran gedacht? in verbindung mit der entsprechenden rhythmischen und harmonischen mitteln, kann man auf musikalische weise den metaphern durchaus neue seiten abgewinnen)
Mit traurigen Augen und einsamem Herz,
sitze ich hier und fühle den Schmerz.
Tausende Tränen auf meinem Gesicht,
sagen mir, dass meine [blue][strike]ganze[/strike](eventuell durch ein einsilbiges wort ersetzen)[/blue] Welt zerbricht.
es ist zwar kein verbrechen "herz" auf "schmerz" zu reimen, aber es ist vorhersehbar und ärgert mich mittlerweile nur noch
Gefangen in Träumen und Einsamkeit,
such[blue][strike]e[/strike][/blue] ich [blue]nach dem, was die [/blue]Seele befreit.
In weiter Ferne seh ich ein Licht,
nein, meine Hoffnung stirbt noch nicht.
hier auch ein verbesserungsvorschlag für das versmaß. die reimeindung "nicht" wiederholt sich hier. ebenso "-keit".
dass hoffnung noch nicht stirbt, ist zwar inhaltlich gesehen ein erfreulicher schluss, allerdings nahe an der redewendung "die hoffnung stirbt zuletzt", was ich unter der rubrik "kluge sprüche, die keinem helfen" einordne (ist aber wie alles hier meine meinung und wird mit sicherheit von anderen anders verstanden!).
am anfang des gedichtes ist das lyrische ich auf der suche nach der seele, am ende soll die seele befreit werden? ist sie da etwa schon gefunden? woher weiß man, dass sie gefangen ist? aus dem text geht hervor, dass der/die suchende "gefangen in träumen und einsamkeit" ist, aber nicht die seele, oder?
metrisch und paarreimtechnisch fast perfekt geschrieben stellt sich die frage, ob die form zum inhalt passt.
der paarreim in verbindung mit jamben oder trochäen kann dann eine "komische" sache sein, wenn der leser es streng betont liest. ich würde nicht so weit gehen und es als büttenrede lesen! nein, aber für diese "seelensuche" könnte ich mir eine freiere, verzweifeltere form besser vorstellen (obwohl die gefangenschaft natürlich auch in ein enges reim und versschema passt).
ich muss gestehen, ich habe eine vorliebe für neue wortschöpfungen, originelle metaphern und starke verdichtung, einhergehend mit einem gewissen interpretationsspielraum für den leser (auch durch formale gestaltungsmöglichkeiten). davon finde ich leider nichts in deinem gedicht, was es für mich unbefriedigend macht
inhaltlich ist es jedoch absolut ein thema, was mir (besonders unter dieser rubrik) sinnvoll und passend und bearbeitenswert erscheint!
ich hoffe, du fasst meine kritik nicht als persönliche kritik auf, sondern so wie sie gemeint ist - als anmerkungen zum text!
liebe grüße,
jester