selbstenthauptung

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ENachtigall

Mitglied
enthauptung, bodenlos


mississippi in den augen
und mein kopf ein tier, das läuft
ständig gefahr den instinkt zu verlieren
lautlos verschwindet es
im waldigen gewölk
einer enge seines selbst
inszenierten geheges
treibt fantasie mit unwesen
erblindet herbstlich wild
an aktionismus, verwittert
wieder
einmal
totgestellt
in sumpfland, mein herz
ist mein bein ein stein
der sinkt wie ein wütender
stern, den ein harscher hüter
des himmels verstieß
wie lange willst du gründeln
im vielwassertragenden
ehe ein fisch sich erbarmt
dich schluckt, spukt dich
vielleicht eine flut
aus, pickt dich ein vogel
auf in ganz kleinen stückchen


© elke nachtigall / 2012


(inspiriert durch:
"OF MONSTERS AND MEN/
my head is an animal")
 
A

AchterZwerg

Gast
Ach, Elke,
Welche Dichteresse wollte nicht in Island leben, in dieser wunderbaren Leere, im Land der Länder.
In den Augen den Missisippi und im Kaltgetränk ein paar melodische Klavierspritzer. - Selbst die eigene Enthauptung gestaltete sich folgerichtig, fügte sich nahtlos in den Kreislauf aller elfischen Dinge ein. Denn:
wie lange willst du (noch) gründeln
im vielwassertragenden
ehe ein fisch sich erbarmt
dich schluckt, spukt dich
vielleicht eine flut
aus, pickt dich ein vogel
auf in ganz kleinen stückchen
Die Noch-Einfügung ist allein für mich und vielleicht auch für andere sinnstiftend, nicht aber als Veränderungsvorschlag zu verstehen. ---
1-A-Combo und ein traumhaft schönes Gedicht. :)
Herzliche Grüße
Heidrun
 

ENachtigall

Mitglied
enthauptung, bodenlos


mississippi in den augen
und mein kopf ein tier, das läuft
ständig gefahr den instinkt zu verlieren
lautlos verschwindet es
im waldigen gewölk
einer enge seines selbst
inszenierten geheges
treibt fantasie mit unwesen
erblindet herbstlich wild
an aktionismus, verwittert
wieder
einmal
totgestellt
in sumpfland, mein herz
ist mein bein ein stein
der sinkt wie ein wütender
stern, den ein harscher hüter
des himmels verstieß
wie lange willst du noch gründeln
im vielwassertragenden
ehe ein fisch sich erbarmt
dich schluckt, spukt dich
vielleicht eine flut
aus, pickt dich ein vogel
auf in ganz kleinen stückchen


© elke nachtigall / 2012


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"OF MONSTERS AND MEN/
my head is an animal")
 

ENachtigall

Mitglied
Vielen Dank, Heidrun. Habe Deinen Vorschlag gerne übernommen!

Island besuchen - sicher gerne. Mehr ginge wohl nicht wegen der radikalen Finsternis in den Wintern. Das ist nichts für mein Gemüt.
Nach der Lektüre der Romane von Hallgrímur Helgason weiß ich, dass das fürwahr ein merkwürdiges Völkchen ist.

Titel und Gedicht sind hier gedacht, sich skulptural zu ergänzen.

Vielen Dank für dein positives Feedback!

Lieben Gruß,

Elke
 

ENachtigall

Mitglied
Habe mich entschlossen, auf den ursprünglich vorgesehen Titel zurückzukommen, der etwas transparenter scheint in der Aussage, dass es sich um eine merkwürdig ins Gegenteil verkehrte Haltung handelt.

Mein Dank an alle Geduldigen, die das aushalten, bis so ein Möchte-gern-Poet zu Potte gekommen ist ;-)
 

ENachtigall

Mitglied
selbstenthauptung


mississippi in den augen
und mein kopf ein tier, das läuft
ständig gefahr den instinkt zu verlieren
lautlos verschwindet es
im waldigen gewölk
einer enge seines selbst
inszenierten geheges
treibt fantasie mit unwesen
erblindet herbstlich wild
an aktionismus, verwittert
wieder
einmal
totgestellt
in sumpfland, mein herz
ist mein bein ein stein
der sinkt wie ein wütender
stern, den ein harscher hüter
des himmels verstieß
wie lange willst du noch gründeln
im vielwassertragenden
ehe ein fisch sich erbarmt
dich verschluckt, spukt dich
vielleicht eine flut
aus, pickt dich ein vogel
auf in ganz kleinen stückchen


© elke nachtigall / 2012


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"OF MONSTERS AND MEN/
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Ralf Langer

Mitglied
Hallo elke,

ein stück das ich metaphorisch nicht ganz durchschaue.

trotzdem drängt es mich etwas hierzu zu sagen:


Der fisch, der jonas, der mississipi, dieser träge sich wälzende
amerikanische traum, der sich dem golf von mexiko hingibt.

In den augen also ,ein strom von tränen

alles geschuldet dem kopf ,dem tier – aber ohne instinkt,
also ein tier, das nicht überlebensfähig ist.
ein tier , das sich selbst begrenzt, das inszenierte gehege klingt hier
nach kulturlandschaft.

also doch der mensch :

das verkopfte „unwesen“
(„Wesen“ ist im übrigen ein wort das ich noch nicht vollends durchschaue)

und dann doch das herz: als bein und als stein.
also das „immer-fortragende“ und das „stets nach untenziehende“

ein mensch als risszeichnung.
ein mensch in den fluten

ich sehe zum schluß „prometheusisches“

ich sehe einen felsen im kaukasischen gebirg daran gefesselt
ein mensch- eigentlich mit herz und verstand, ein titanisches wesen,
das es zu gelassen hat, von seiner leber zu essen.

düster ist es, dies bild.

Lg
ralf
 

ENachtigall

Mitglied
ein mensch als risszeichnung. ein mensch in den fluten

damit hast Du es sehr treffend zusammengefasst, Ralf.

Mississippi in den Augen
lässt sicher zuerst an Tränen denken; gemeint ist aber auch die Rührung, die aus Mitfühlen, Freude, Ergriffenheit oder einfach nur einem Gefühl von Schwäche her rührt und allenthalben anschwillt zu einem Hochwasser in den Sehtümpeln ;-) Eine im weiten Kreise unserer großen Familie verbreitete Besonderheit, von Generation zu Generation weiter vererbt. Etwas hat sie zu schaffen, mit der "Risszeichnung", dass muss ich nicht näher erläutern, es ist nicht wichtig für das Gedicht. Nur, dass dieses Hochwasser eine äußerst "fruchtbare", wenn auch nicht ungefährliche Naturgegebenheit darstellt.

in sumpfland, mein herz, ist mein bein ein stein ...
so sähe es ohne die Zeilenumbrüche geschrieben aus; was verdeutlicht, dass "mein herz" hier ein liebevoll angesprochenes Gegenüber meint, dem erzählt wird, von dem Stein-Bein, seinem Versinken (als Kontrapunkt zum fliehenden Kopf-Tier) und wie diese "Risszeichnung" sich weiter gestalten kann, ohne zu erstarren.

Also doch nicht sooooo düster, wenngleich kein Zuckerwassertext.
Aber meinst Du, ich sollte die zitierte Zeile, zum besseren Verständnis, anders darstellen? Oder ist meine Intention aus der jetzigen Formatierung herauszulesen?

Liebe Grüße und herzlichen Dank für die intensive gedankliche Auseinandersetzung,

Elke
 

ENachtigall

Mitglied
den film kenne ich
nicht
Lieber Herbert, kein Film, nur ein simples isländisches Stück folkpop-Musik; sommerleicht mit - im wahrsten Sinn - fabelhaften Texten voller Metaphern. Physikerkompatibel. Ohne nennenswerte Nebenwirkungen. Von Fernweh einmal abgesehen ...

Grüße von Elke
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo elke,
nein du sollest nicht umstellen.

ich habe diese dinge so erkannt, andere lesen anders,
aber nicht alle kommentieren.

das mit dem herzen, hat ich mir schon gedacht.
allerdings drängte mich der zeilenumbruch
zu düsteren deutungen.

na ja, man liest(bzw. erkennt) was man gerade so fühlt.

lg
ralf
 

ENachtigall

Mitglied
Danke, für die Rückmeldung! Ich erkläre ja auch nicht sooo gerne zu Gedichten, aber ein ausführlicher Kommentar ist es mir wert, entsprechend geschätzt zu werden.
Wenn ein Gedicht wirklich gut ist, hält es das auch aus, wenn etwas Hintergründiges zurechtgerückt wird.
Was nicht heißen soll, das dieses wirklich gut ist.
Aber es fühlt sich so an ...

Grüße von Elke
 

ENachtigall

Mitglied
selbstenthauptung


mississippi in den augen
und mein kopf ein tier, das läuft
ständig gefahr den instinkt zu verlieren
lautlos verschwindet es
im waldigen gewölk
einer enge seines selbst
inszenierten geheges
treibt fantasie mit unwesen
erblindet herbstlich wild
an aktionismus, verwittert
wieder
einmal
totgestellt
in sumpfland, mein herz
ist mein bein ein stein
der sinkt wie ein wütender
stern, den ein harscher hüter
des himmels verstieß
wie lange willst du
gründeln im vielwassertragenden
ehe ein fisch sich erbarmt
dich verschluckt, spukt dich
vielleicht eine flut
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auf in ganz kleinen stückchen


© elke nachtigall / 2012


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