Selbstmitleid ist wichtig.
Es bringt einen nicht die Bohne weiter, aber manchmal braucht man's einfach. Wie einen Kropf am Hals, aber doch. Natürlich ist man ohne besser dran, aber da muss man selber draukommen. (Abgesehen davon sind Leute, die nie, nie, nie, aber auch gar nie auch nur das kleinste Mitleid mit sicher selber haben, damit üblicherweise auch nicht allzu großzügig in Bezug auf andere.....hart wie Leder, zäh wie Kruppstahl? - Dann lieber weinerliche Weicheier!)
"Selbstmitleid bringt dich nicht weiter" - ist also eine der Wahrheiten, die die Welt nicht braucht. Man erkennt das - schön für einen - man freut sich, man lässt andere damit zufrieden. Sinnlose Botschaft. Mitunter sogar kontraproduktiv. Weil - nicht immer, vielleicht, aber doch eindeutig überwiegend - verurteilt dazu, auf taube Ohren zu stoßen und eher Abwehr und Trotz auslösend. Wenn wer nämlich so viel Mitleid mit sich selber hat, dann meistens deswegen, weil einer das Gefühl hat, dass sonst keiner Mitleid mit einem hat. Selbstmitleid ist praktisch - glaubt man dann zumindest - das Einzige, was einem bleibt, und wenn einem wer das auch wegnehmen will - dann reagiert man gerne stinkig. Was meiner Erfahrung nach erfolgsversprechender ist: Sehr viel Mitleid mit dem Selbstmitleidigen zeigen, übermäßig viel Mitleid - bis es dem Selbstmitleidigen selber komisch vorkommt, dann überlegt er sich's vielleicht von sich aus.
Ich hoffe also, "das Selbstmitleid bringt dich nicht weiter" nicht die Botschaft deines Gedichtes sein soll. Ich schätze, es drückt einfach nur aus, das Trauer über einen Verlust eben nichts anderes ist als Selbstmitleid, und das -hoff ich zumindest, schön wär's halt - einigermaßen wertfrei. Ob das jetzt vom Erkenntniswert so viel hergibt... naja. Erinnere ich mich da doch sehr stark an einen Trost aus Kindertagen... Du musst nicht traurig sein, dass der Opa tot ist, das ist eigentlich nur egoistisch, weil du jetzt halt den Opa nicht mehr für dich hast, weil der Opa selber, dem geht's jetzt viel besser, der ist ja jetzt im Himmel. Schwacher Trost, fand ich damals.
mfg
Sohalt