Nebenbei:
Hallo Ofterdingen,
mittlerweile ist das Texte-Forum Leselupe nicht mehr das einzige, in dem ich mich bewege. War mal so, ist aber nicht mehr so. Da stelle ich jetzt fest, dass jedes dieser Foren auf eine, mir meist nicht ganz nachvollziehbare Weise seinen individuellen Charakter und seine Üblichkeiten hervorgebracht hat.
Es gibt Foren, wo die Leute auf ein Mal Lesen nie mehr als 800 Wörter vertragen können. Und wenn man mehr schreibt, kommentieren sie die Werke dennoch, obwohl sie nur die ersten 800 Wörter gelesen haben. Es gibt Foren, in denen öfters längere Werke stehen, LL ist so eines. Es gibt Foren, wo man anscheinend der Auffassung ist, niemand der Beteiligten könne wirklich gut schreiben, aber jeder könne das noch lernen, nämlich indem die anderen Mitglieder mit dem Autor Punkt für Punkt die Schwächen seines Texters durchsprechen und der soll dann irgendwie moralisch genötigt sein, den Lesern anschließend eine gereinigte Fassung vorzulegen, die deren Kritikpunkte berücksichtigt und verarbeitet. Es gibt Foren, wo jeder, der unter einem Text kommentiert, meint, ihm müsse vom Autor dann noch eine Antwort zu Teil werden. Und zwar so lange und so oft, wie der Leser mit weiteren Kommentaren nachlegt. Meiner Ansicht nach ist das nicht der Grundcharakter von LL, weil hier offenbar eher Schreiber auftreten, die ihre Werke für abgeschlossen halten, keine Lust mehr haben, daran je noch was zu ändern. Auch ist LL ein Forum, das auf Leser baut, die viel lesen, dagegen kaum was schreiben, während die, die selber schreiben, eher kaum geneigt scheinen, irgendwas von einem Autor außer ihnen selbst zu lesen.
Dann gibt es Foren, wo andauernd von Moderatoren und Mitgliedern bemängelt wird, ein Text sei an der falschen Stelle eingestellt worden. Er stehe bei gereimte Lyrik, gehörte aber zu "Feste Formen" bzw. er stehe bei Kurzgeschichte gehörte aber zu "Erotik". Kaum hat das jemand bemerkt, werden die Texte dann verschoben. Ich kenne Foren, wo andauernd was irgendwohin verschoben wird. Die LL ist eher nicht so. Auch kenne ich Foren, wo ständig etwas gelöscht wird, zum Teil von Moderatoren, deren Namen man nicht mal erfährt, weil es zum Beispiel jugendschädigend ist - oder weil es die Fairness im Umgang mit anderen Mitgliedern verletzt. Auch hier habe ich die LL mittlerweile als eher angenehm kennen gelernt. Es wird nicht so oft ausgeblendet - und wenn, dann ist nachher wenigstens immer noch erkennbar, dass da mal was stand, während in anderen Foren ganze Threads sang- und klag- und spurlos über Nacht verschwinden mit sämtlichen (zum Teil überhaupt nicht zu inkriminierenden) Antworten, die irgendwer Vierter und Fünfter darin geschrieben hatte.
Ich kann sagen, dass ich höchst selten wirklich erwarte, dass ein Autor zu dessen Werk ich etwas gesagt habe, noch mal was zu meiner Antwort äußert. Es würde ja sonst auch ein endloser Prozess. Der Autor hat mir das Werk gezeigt. Und ich habe die Möglichkeit genutzt, dazu was zu sagen, was auch andere lesen können. Wenn der Autor mag, kann er jetzt wieder was sagen. Wenn nicht, dann eben nicht.
Wie dir aber ja auch bekannt ist, dienen meine nicht wenigen und oft erschreckend ausführlichen Anmerkungen unter Texten in erster Linie auch nicht der Auseinandersetzung mit dem Werk, sondern dem Beweihräuchern meiner selbst. Sie sind narzisstische Auftritte. Sie tansportieren in etwa: "Dieses vernachlässigendswerte Werklein dort oben mag niedlich gewesen sein, aber die wirklich glorreiche Schrift habt ihr in jeder Zeile des Kritikers Dominik Klama zu erkennen." Ich mache mir in dieser Hinsicht auch Hoffnungen auf den Erhalt des Marcel-Reich-Ranicki-Preises für literarische Hochkritik.
Und wie auch dieser habe ich längst clever erfasst, dass das Zwiegespräch zwischen schreibendem und kommentierendem Forenmitglied nur ein vorgebliches ist. Wenn A B was sagen wollte über dessen Text, könnte er ihm genauso gut eine persönliche Mail schreiben. Die wirkliche Absicht ist jedoch, der (möglicherweise unübersehbar großen) Masse künftiger anonymer Threadbesucher was zu hinterlassen, was diese vielleicht auch noch lesen, nachdem sie das eigentliche Werk gelesen haben. Also eben wieder der Auftritt des einzelnen Autors vor der erfreulich großen, aber unerfreulich schwer zu fassenden Publikumsmenge.
klaragabel kann hier natürlich antworten. Aber dann war das wieder nur eine Person. Viel besser wäre aber, wenn in den nächsten fünf Jahren noch zehn Leute was drunter schreiben - und zwar: entweder, DK sei total bekloppt und eitel oder, DK habe hier so Recht gehabt, wie er immer Recht habe. Was davon, ist eigentlich egal. Any promotion is good promotion.