Sie tut nichts Gutes
Meine Oma tut etwas Gutes. Weil sie sich mit ihrem Seniorenfreunden zusammen getan hat und die jetzt einen Flohmarkt veranstalten wollen. Für einen guten Zweck. Alles, was sie einnehmen, spenden sie dem Waisenhaus. Zumindest das, was übrig bleibt, nachdem sie die neuen Stühle für ihren Gruppenraum finanziert haben. Dann sind erst die Waisen dran.
Da meine Oma nicht gerne auf den alten, klapprigen "Rosthockern" sitzt, wie sie sie nennt, ist sie ganz aktiv und kümmert sich darum, dass sie möglichst viel zusammen bekommen, das sie verkaufen könnten. Alle in der Stadt wissen Bescheid, dass sie ihren Dachboden ausmisten sollen, vielleicht findet sich ja etwas, das sie entbehren könnten. Damit die armen Waisen Spielsachen bekommen. Schließlich ist ja bald Weihnachten. Von den Stühlen wissen sie nichts.
Ich würde nie etwas zu einer Organisation geben, an der meine Oma so sehr beteiligt ist. Nicht, dass ich finde, sie macht ihre Sache nicht gut. Im Gegenteil. Wenn bei ihr jemand etwas abgibt und sich dabei vorkommt wie ein Pfadfinder, redet meine Oma später mit ihren Freundinnen darüber. Sie sagt Sachen wie "Schau mal, was der hat: Eine Lampe mit goldenem Schaltknopf! Na der muss Geld haben!" oder "Die Gisela hat ein paar von ihren hässlichen selbstgestrickten Tischdeckchen gegeben. Die denkt wohl, sie wäre begabt! Kein Wunder hat sich ihr Mann scheiden lassen. Sie soll ja angeblich..."
Aus diesem Grund werde ich mich nicht auf machen und schauen, was ich stiften kann.
Ich möchte ja nicht, dass über mich geredet wird.
Da ist sie selbst Schuld, wenn bald keiner mehr was gibt.
Denn den Guten Ruf opfert keiner für die Waisen, auch wenn das gewissen noch so beißt. Lieber alles zum Sperrmüll.
Der redet wenigstens nicht.
Kathrien Viergutz, am 27. Okt. 2000
Meine Oma tut etwas Gutes. Weil sie sich mit ihrem Seniorenfreunden zusammen getan hat und die jetzt einen Flohmarkt veranstalten wollen. Für einen guten Zweck. Alles, was sie einnehmen, spenden sie dem Waisenhaus. Zumindest das, was übrig bleibt, nachdem sie die neuen Stühle für ihren Gruppenraum finanziert haben. Dann sind erst die Waisen dran.
Da meine Oma nicht gerne auf den alten, klapprigen "Rosthockern" sitzt, wie sie sie nennt, ist sie ganz aktiv und kümmert sich darum, dass sie möglichst viel zusammen bekommen, das sie verkaufen könnten. Alle in der Stadt wissen Bescheid, dass sie ihren Dachboden ausmisten sollen, vielleicht findet sich ja etwas, das sie entbehren könnten. Damit die armen Waisen Spielsachen bekommen. Schließlich ist ja bald Weihnachten. Von den Stühlen wissen sie nichts.
Ich würde nie etwas zu einer Organisation geben, an der meine Oma so sehr beteiligt ist. Nicht, dass ich finde, sie macht ihre Sache nicht gut. Im Gegenteil. Wenn bei ihr jemand etwas abgibt und sich dabei vorkommt wie ein Pfadfinder, redet meine Oma später mit ihren Freundinnen darüber. Sie sagt Sachen wie "Schau mal, was der hat: Eine Lampe mit goldenem Schaltknopf! Na der muss Geld haben!" oder "Die Gisela hat ein paar von ihren hässlichen selbstgestrickten Tischdeckchen gegeben. Die denkt wohl, sie wäre begabt! Kein Wunder hat sich ihr Mann scheiden lassen. Sie soll ja angeblich..."
Aus diesem Grund werde ich mich nicht auf machen und schauen, was ich stiften kann.
Ich möchte ja nicht, dass über mich geredet wird.
Da ist sie selbst Schuld, wenn bald keiner mehr was gibt.
Denn den Guten Ruf opfert keiner für die Waisen, auch wenn das gewissen noch so beißt. Lieber alles zum Sperrmüll.
Der redet wenigstens nicht.
Kathrien Viergutz, am 27. Okt. 2000