@ Heidrun D.
Wirst vielleicht lachen, aber für mich gibt es schon seit vielen Jahren keine mühsame "Verbindung" mehr zwischen Wissenschaft und sog. Spiritualität, denn hinter die Kulissen geschaut, ist beides -im Kern- identisch.
Wissenschaft ist für mich die vielleicht menschlich-erreichbar höchste Form von Spiritualität.
Vor etwa 800 Jahren gab es einen Raimundus Lullus, der hatte in einem genialen Augenblick seines Lebens den Eindruck, dass alles menschliche Wissen selbstähnlich sei, das heißt heute: "fraktal".
Natürlich drückte Raimon sich das damals in seiner zeitbedingten Sprache aus (also etwas umständlich und dunkel-verworren), aber er war seiner Sache so sicher, dass er sich eine Maschine baute, dies nachzuweisen (heute würde man "Computer" dazu sagen) und mit dieser Maschine neues Wissen automatisch erzeugen zu können.
Die Konstruktion der Maschine ist überliefert, und sie funktioniert tatsächlich, im sehr Groben jedenfalls war der Ansatz von Lull richtig, auch wenn er vor 800 Jahren noch damit glaubte "Gott" ins Nähkästchen schauen zu können.
Heutige Hirnforschung geht aus ganz anderen, aber knallharten Gründen erneut davon aus,
dass (1) alles menschliche Wissen und Dafürhalten selbstähnlich ist, was soviel heißt, wenn man die "Formel" dieser Selbstähnlichkeit hätte, ließe sich damit automatisch(!) neues gültiges "Wissen" erzeugen
und (2) dass diese Selbstähnlichkeit im funktionalen Aufbau des Hirns begründet liegt, mittels dessen (Hirn + Sensoren) ja ausschließlich alle Welterfahrung gemacht wird. Dies heißt aber nix anderes, als dass auch alle Wissenschaften, lediglich "sprachlich" verschieden ausgedrückt, das ein und Selbe meinen, dass sie alle (Physik, Bio, Chemie) - auch die Geisteswissenschaften (Mathe, Philosophie usw.) lediglich in Worten, Ideen, Gedanken ausgearbeitete Neuro-Physiologie(n) unseres Menschenhirns darstellen.
Bedeutet dann: Mittels "Wissenschaften" reden wir gar nicht über "Welt", sondern lediglich über/ von unserem eigenen Hirn und seinen Funktionen.
Dies als zutreffend vorausgesetzt, fallen Wissenschaft und sog. Spiritualität zusammen - Wissenschaft wäre dann lediglich eine bewusst-werden-könnende und rationalisierbare Unterform von Spiritualität und umgekehrt genauso, wenn man in diesem Bild "Spiritualität" als das eher unbewusst-Bleibende und stärker emotional Getönte verstehen will.
Etwas abstrakter ausgesagt:
"Magie", magisches Welterleben, und "Rationalität" = rationales Welterleben sind "hirntechnisch" keine Gegensätze, sondern zwei Aspekte desselben = unserer Neurophysiologie.
Es gibt, selbst in der Kunst, diesen Kreis, in dem eines aus dem anderen durch fast-mechanisches aufeinander Abbilden hervor-gezaubert werden kann (praktisch einen funktionalen Ourboros = der Wurm, der sich in den eigenen Schwanz beißt):
-> (1)Magisches Welterleben -> magischer Realismus ->
Realismus -> realistische Magie -> und wieder (1)Magisches Welterleben = (als Kreis gedacht, lässt sich hier nicht darstellen)
Warum "Realismus" und "Magie" hier in zirkulärer Verbindung stehen (wo sie doch normaler Weise als Gegensätze aufgefasst werden?
Ganz einfach, weil der übliche "Realismus" eine magische Welterlebensweise ist (Erklärung dazu siehe "Konstruktivismus", der neurophysiologisch begründet ist).
Es gibt zu obigem Kreis noch einen analogen Kreis, der immunologisch basiert ist und Zeitfunktion enthält und daher "psychisch" daherkommt:
-> (1)Animistisches Erleben (zB Kleinkind) -> animistisch-geprägter Rationalismus (bis beim Menschen ca. Pubertät) ->
Rationalismus (Erwachsene) -> rational-geprägter Animismus (beim Altwerden)-> und wieder (1)Animistisches Erleben (im Zustand der Vergreisung)
Auch bei diesem Kreis fallen die Gegensätze "Animismus" und "Rationalismus" zusammen, wenn man begreift, dass beides nur zwei graduell-verschiedene Aspekte unseres (somato-psychischen) Immunsystems sind.
Auch hier geht es also nicht um "objektiv vorhandene Welt", sondern um die Beschreibung des Selbsterlebens des Zustandes unseres Immunsystems.
Weil die scheinbaren Widersprüche zwischen magischem/ animistischem und realen/ rationalem Welterleben gar keine Unvereinbaren sind, sondern "kommensurable" (aufeinander Abbildbare), deshalb gilt auch das Theorem der von mir so genannten "Magischen Umkehrung", die einfach darin besteht, dass man durch bestimmte Arten von Negationen magischer Vorstellungen rationale Vorstellungen gewinnt (umgekehrt gilt dasselbe), und dies quasi mechanisch, indem man einfach die passende Formel anwendet.
Dieser Zusammenhang zwischen magisch-animistischer und real-rationaler Welterlebensweise ist systemisch, dass heißt, der Zusammenhang ist fundamental = beide Erlebensweisen unterscheiden sich formal beschreibbar und sind damit sogar oft "einfachst" ineinander überführbar.
Ein schönes weil einfaches Beispiel für das damit Gemeinte findet sich im "Triumphwagen des Antimon" vom PseudoAutor Basilius Valentinus (Anf. 17.Jh.), der aus magischem Welterleben heraus schreibt:
"Wie jeder Bauer weiß, müssen Eier erst der Putrefactio = der Fäulnis unterworfen werden, damit anschließend nach Bebrüten Küken daraus schlüpfen."
Man ist geneigt, den Verfasser dieses Satzes für schwachsinnig oder für vorsätzlich lügend zu halten, wenn man das Prinzip der magischen Umkehrung nicht kennt, denn die rationale Formulierung des Sachverhaltes (heutiges Welterleben) ist just "invers" dazu:
"Die Eier dürfen auf keinen Fall faulen, wenn Küken daraus schlüpfen sollen."
Ein weiteres einfaches Beispiel für die -von heute aus gesehen- Inversion magischen Welterlebens:
Gilbert (16.Jh.) in seiner Schrift "de magnete":
".... Eisen zieht Magnete an, aber zB Holz nicht"
Moderne, rationale Formulierung:
"Nicht Eisen zieht Magnete an, sondern Magnete ziehen Eisen an."
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Wer etwa meint, das Theorem der Magischen Umkehrung sei doch nur eine Kleinigkeit und ziemlich unwichtig, der sei darauf verwiesen, dass Einstein 1905 einen Artikel schrieb, der sich, ihm damals unbekannt, genau mit diesem Problem befasste:
"Zur Elektrodynamik bewegter Körper"
Kurze Zeit später folgte diesem Artikel ein zweiter, mit dem ersten zusammen hängender:
"Ist die Trägheit eines Körpers von seinem Energieinhalt abhängig?"
In beiden kurzen aber in der Folge sehr inhaltsschweren Artikeln werden bis dahin in magischem Welterleben aufgefasste Phänomene symmetrisiert und damit rationalisiert - beide Artikel waren der Beginn der Speziellen Relativitätstheorie.