Hallo Janosch!
Ich selbst hatte nach Walthers Ankündigung zu kommentieren nicht mehr darauf geachtet, daß hier leider wenig geschieht. Die Feiertage waren sicher auch anderen Aktivitäten vorbehalten.
Natürlich erweise ich der "Arbeit" und "Mühe" so einen Text zu erstellen auch meinen Respekt erweise. Eine Fleißarbeit ist es allemal....ja, und auch ich hätte auf etwas mehr Resonanz gehofft.
Zum Text selbst:
ich habe mir den ganzen Text angeschaut und die ersten beiden Sonette sehr genau. Eine komplette Analyse würde sicher viele Seiten einnehmen.Deshalb erwähne ich danach Kritikpunkte, die mir auch über die ersten beiden Sonette hinaus aufgefallen sind.
Soentt 1
ABAB cdcd Efg Efg
Z3 fällt mir auf:
Die Nacht liegt ledern über Feld und Tann,
"liegt" ist länger als "Nacht", und "Ledern" ist in der ersten Silbe ähnlich lang wie "liegt"..nicht unbedingt ein Metrikproblem aber ein Rhythmusproblem bei Sprechen...in einem Klinggedicht.
In der gleichen Zeile "Tann", die Elision empfinde ich als störend weil sie nicht zum Rest des Sprachgestus passt.
Z4:
so wie auf glühnder Stirn....
wenn ich lese: so,/ wie auf glühnder Stirn
Eine andere Lesart erscheint mir kaum sinnvoll.
ich lese hier "so wie" eine Senkung (-v)...eine Tonbeugung im Metrum.
und eine weitere Elision im "glühnder"
In Z 9 lese ich eine weitere Tonbeugung in:
Und seine Augen sind wie Murmeln klar,
in "sind wie" ist das "wie" in Länge und Betonung stärker.
Z 12:
Ausdruck
"Ihm ist,
als wenn er hier schon einmal war"
eigentlich:
Ihm ist, als war er schon einmal hier
oder:
Ihm ist, als war er schon mal hier
etc.
Leider finde ich solche Formulierungs-Metrik- Gehilfen desöfteren.
Eine Conclusio vermisse ich. Denn die Formulierung " Er scheint auf was zu lauern" (eigentlich: er scheint auf etwas zu lauern) aknn unmöglich eine solche sein.
Was fällt mir weiterhin auf:
Es fehlt für einen Sonett der innere Disput , die Reflexion, die logische, stützende Argumentation, die dann in eine Schlußfolgerung mündet.
In Deinem Text finde ich eher das berichtende, erzählende Element einer Ballade.
Und so nehme ich auch den ganzen Text wahr:
Eine Ballade im teilweise formalen Gewand von Sonetten.
Reimschemata...der Vierfachreim ist eine weitaus höhere Anforderung und in einem Klinggedicht auch durchaus tragend.
Abweichungen davon gab es immerwieder...sicher aber sie bewiesen ihre Funktion , ihr "Muss"...dies finde ich in diesem Text nicht wieder.
Das sprachliche Niveau: Tonbeugung, Elisionen, Ausdruck erscheinen mir neben dem mangelndem Klangkonzept nicht auf Sonettniveau
...und ich lese kaum "bindende" Enjambements, die den Zeilenenden die Eckigkeit der Zeilenenden nehmen.
Sonett 2:
aBBa cDDc EEF gFg
Z1/2 erscheint mir im Ausdruck abermals sehr geschraubt / gedrechselt: besonders der Übergang von Z1 zu Z2:
Seit Stunden schon, er scheint auf was zu lauern,
der an des Tores Knauf....
rührt / verliert (Z2/3)ist kein Reimpaar...kaum eine Assonanz.
Z6:
gebückt, wie ein getretner Köter schwer,
Elision in "getretner"
Inversion auf "schwer"
Z13:
"doch eben, dass
mans lässt
Elision (man es lässt)
Z14: Conclusio?
Entschuldige bitte den protokolarischen Stil...es ist eben doch viel Text und es gäbe noch eine Menge an Details zu benennen.
Ich ahne schon die Formaldiskussion...aber ein Sonett ist eben ein Sonett. Dein Text mag im Formalen problematisch sein. Er ist aber im Inneren nach meiner Sonettkenntnis ganz gewiß kein Sonett. Es fehlen ihm die inneren Werte eines Sonetts, die ich oben schon nannte...Eine Ballade in Endecassillabi...
Trotzdem eine fleißige Arbeit!
Im Sonettarchiv und anderswo finde ich Sonettkränze die sich qualitativ/formal deutlich von diesem Text hier absetzen.
Dennoch wäre ich sehr dafür, daß man dieser Umfangreichen Arbeit den Respekt erweist und sie zumindest in Teilbereichen genauer bespricht. Solchj eine besprechung gibt Dir als Autor sicher wertvolle Anhaltspunkte für Dein weiteres Schreiben.
Herbert hat ja bereits Mitarbeit angekündigt...vielleicht schlatet sich Walther noch mit ein?
Dann könntest Du verschiedene Meinungen hören und einige Details zu den Teiltexten.
Denn alle 15 Sonette mag ich nicht kommentieren...es sei denn, daß sich niemand anderes findet...würde aber dauern.
Auf der Leselupe empfinde ich eine zu liberale Haltung gegenüber dieser Gedichtform. Insbesondere wird häufig micht berücksichtigt, daß die inneren Anforderungen eines Sonetts eigentlich die wesentlichen und kennzeichnenden sind...und weniger die Formalen...die ja eher sehr leicht sind.
Beweisbar ist dies wenn ich ein Sonett en bloc schreibe, so bleibt es als Sonett erkennbar - auf Grund seiner inneren Kennzeichen! Nicht auf Grund von Formalia...(Aufteilung/ Grafik).
So weit erst einmal
Grüße aus dem Taunus und nochmals meine Hochachtung zu dieser enormen Arbeit! Es ist vielleich tein schrittweiser Prozess sich an ein "Ziel" heran zu tasten...
gitano