Gebannt sieht Elfriede aus dem Fenster, wie die wirbelnden Flocken sich auf dem nassen Boden in Nichts auflösen. Aus dem Pfarrhaus, das direkt neben ihrem schmucken Eigenheim steht, glotzen die dunklen Scheiben gespenstisch zu ihr herüber. Sie schaut auf die Wanduhr. "Merkwürdig. Gleich sieben. Sonst bereitet der Pfarrer um diese Zeit in der Küche sein Abendessen zu."
Am nächsten Morgen traut sie ihren Augen kaum! Hinter dem Gartenzaun entdeckt sie ein frisch angelegtes Beet. Sie geht ins Schlafzimmer und kramt aus der Kommode das Fernglas hervor. Langsam zoomt sie den Erdhügel nah zu sich heran. Wer legt um diese Jahreszeit ein Beet an?
Der Pfarrer ganz bestimmt nicht. „Du siehst wieder mal Gespenster meine Liebe“, versucht sie sich zu beruhigen und stellt das Fernglas auf das Fensterbrett.
Nach dem Frühstück geht Elfriede zum Supermarkt. An der Kasse steht vor ihr die verrückte Wally. Sechsundsiebzig ist sie und völlig durchgeknallt, nein, eher verknallt. In den Pfarrer. Sie stellt ihm nach wie ein Schulmädchen. Der arme Teufel hat sie angezeigt, aber kein Recht bekommen. Neulich hat es in der Bild Zeitung gestanden.
„Wally G. stöhnt während des Gottesdienstes laut auf. Vor der Kirche tanzt sie einen hemmungslosen Striptease. Nachts bestückt sie seinen Garten mit Herzchen und Phallussymbolen. Ständig terrorisiert den Gottesmann mit Anrufen, Briefen und liebestollen SMS Nachrichten.“
Elfriede schaut sich die verrückte Wally genauer an. Der Lack ist längst ab. Die blonde Hochsteckfrisur, Make up und Lippenstift verjüngen sie um ein paar Jährchen. Allerdings, den tiefgelegten Busen vor dem Herrn Pfarrer zu entblößen, das ging eindeutig zu weit. Als Elfriede die Butter auf das Band legt, fällt ihr Blick auf Wallys Einkauf.
Drei Flaschen Fleckenentferner. "Blut", liest Elfriede. Ihr bleibt die Luft weg.
Wozu braucht die Wally drei Flaschen Fleckenentferner? Rotwein, Nagellack oder Grasflecke, das könnte sie verstehen, aber Blut.
Sie wird doch nicht den Pfarrer … Elfriede stoppt den Gedanken bevor er sich allzu mächtig in ihrem Kopf ausdehnt. Nun dreht sich Wally zu ihr um und grinst sie breit an.
Elfriede fühlt, wie ihr Gesicht rot anläuft. Sie nickt so unauffällig wie möglich, während sie eine Flasche Milch und eine Packung Eier auf das Band legt.
Die Verkäuferin zieht mit einem gleichmäßig piependen Geräusch die drei Flaschen Fleckenentferner über den Scanner. „Macht dreizehn Euro vierzig“, sagt sie ahnungslos.
Die Fenster des Pfarrers sind auch an diesem Abend stockfinster. Über den Erdhügel hat sich eine dünne Schneedecke gelegt. Elfriede geht zum Telefon und wählt die Nummer der Polizei.
Noch ehe sich jemand meldet, drückt sie auf den Knopf mit dem kleinen roten Hörer.
Was soll sie sagen? Ich denke, die verrückte Wally hat den Pfarrer um die Ecke gebracht.
Nachdenklich schaut Elfriede in den Pfarrgarten, als es an der Tür klingelt.
Sie öffnet und staunt. Ein Polizist in Uniform steht ihr gegenüber und fragt: „Frau Meyer?“
„Ja“, antwortet Elfriede. „Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Wir haben ein paar Fragen an Sie. Der Windhund ist verschwunden.“
„Der Windhund? Wie reden sie denn von unserem Herrn Pfarrer?“
„Wieso vom Pfarrer?
„Na, sie sagten, der Windhund ist verschwunden.“
„Ja, der Windhund von Wally Gruber wurde gestern Abend vor der Kaufhalle entführt. Waren Sie gestern in der Kaufhalle?“
„Nein, heute Morgen. Da habe ich keinen Windhund gesehen.“
„Haben Sie sonst etwas Verdächtiges bemerkt?“
Elfriede denkt kurz nach. Sie sollte dem Polizisten von dem verschwundenen Pfarrer erzählen.
Da waren noch der frisch aufgeworfene Erdhügel und der Fleckenentferner, den die verrückte Wally gekauft hatte. Sie sieht den Polizisten mit ihrem unschuldigsten Blick in die Augen und sagt;
„Nein. Nichts.“
Der Polizist verabschiedet sich und Elfriede atmet tief durch, während sie die Tür hinter ihm schließt.
Es kommt ihr vor, als hätte sie ein Puzzle vor sich und müsste es zusammenlegen.
Wundern würde es sie nicht, wenn der Pfarrer den Windhund entführt hätte. Dann hat er ihn umgebracht, in kleine Stücke zerhackt und im Garten verscharrt. Der verrückten Wally hat er als Warnung das Herz in einer Plastikdose geschickt. Beim Öffnen der Dose ist das Blut auf den Teppich…, Elfriede unterbricht ihren blutrünstigen Gedankenstrom. Das klingt nach Mafia, nicht nach dem Pfarrer.
Vielleicht sollte sie einmal beim Pfarrer nachschauen, so ganz unauffällig, denkt sie, als es wieder klingelt. Diesmal kommt ihr die Tür entgegen geflogen, als sie die Klinke herunterdrückt.
Eine wutentbrannte Wally Gruber stürmt herein und schreit hysterisch:
„Rücken sie sofort meinen Hund heraus!“
Elfriede fehlen die Worte, während Wally durch die Wohnung stürmt und immer wieder;
„ Joker, mein Liebling, komm zu Mama“, ruft sie.
„Wie kommen sie darauf, dass ich den Hund habe?“
„Der Pfarrer hat Sie verraten.“
„Der Pfarrer? Der ist doch verschwunden.“
„ Nein, der ist wieder da und ich werde ihm jetzt einen Besuch abstatten.“
“Warten Sie! Da komme ich mit“, sagt die verdutzte Elfriede.
Ihr klopft das Herz bis zum Hals, als sie mit Wally vor der Tür des Pfarrers steht.
Da sich nach dreimaligem Klingeln niemand meldet, eilen sie durch die angelehnte Tür ins Haus. Der Pfarrer sitzt am Küchentisch vor einer Flasche Rotwein und will gerade das Glas erheben. Wally stürmt auf ihn zu und nimmt ihm das Glas aus der Hand.
„Du Schuft, hast mich belogen. Wo ist mein Hund?“
„Nicht trinken!, ächzt der Pfarrer, während Wally das Glas in einem Zug hinunterstürzt und sich angewidert schüttelt. Ihre Gesichtsfarbe wechselt von solariumbraun zu blassblau. Sie verdreht die geweiteten Augen. Dann krümmt sie sich und fällt kraftlos zu Boden.“
Elfriede schaut auf das Glas; „Was war denn da drin?“
„Rattengift“, antwortet der Pfarrer gedankenverloren.
„Wir sollten sie neben dem Hund begraben“, schlägt Elfriede vor. Der Pfarrer nickt.
„Endlich ist es vorbei“, seufzt er, als beide wieder in seiner Küche sitzen. Er erzählt ihr die ganze Geschichte. Von dem Hund, den er entführt hat, um die verrückte Wally zu erpressen.
Er wollte ihm nichts antun, aber der Köter hat auf der Wiese einen Hasen rennen sehen und sich losgerissen. Der Pfarrer hat die halbe Nacht nach ihm gesucht und ihn später tot im Park gefunden.
Am nächsten Tag wollte er der Wally alles beichten. Sie ist zuerst mit ihren Krallen auf ihn los, dann mit dem ganzen Körper, noch ehe er dazu kam ihr zu sagen, dass der Hund tot sei.
Um ihr zu entkommen, hat er ihr gesagt der Hund lebe und sei bei Elfriede.
„Das Ganze muss unser kleines Geheimnis bleiben“, fügt er zerknirscht hinzu.
„Ich kann schweigen“, sagt Elfriede und knöpft bedächtig ihre Bluse auf.
Am nächsten Morgen traut sie ihren Augen kaum! Hinter dem Gartenzaun entdeckt sie ein frisch angelegtes Beet. Sie geht ins Schlafzimmer und kramt aus der Kommode das Fernglas hervor. Langsam zoomt sie den Erdhügel nah zu sich heran. Wer legt um diese Jahreszeit ein Beet an?
Der Pfarrer ganz bestimmt nicht. „Du siehst wieder mal Gespenster meine Liebe“, versucht sie sich zu beruhigen und stellt das Fernglas auf das Fensterbrett.
Nach dem Frühstück geht Elfriede zum Supermarkt. An der Kasse steht vor ihr die verrückte Wally. Sechsundsiebzig ist sie und völlig durchgeknallt, nein, eher verknallt. In den Pfarrer. Sie stellt ihm nach wie ein Schulmädchen. Der arme Teufel hat sie angezeigt, aber kein Recht bekommen. Neulich hat es in der Bild Zeitung gestanden.
„Wally G. stöhnt während des Gottesdienstes laut auf. Vor der Kirche tanzt sie einen hemmungslosen Striptease. Nachts bestückt sie seinen Garten mit Herzchen und Phallussymbolen. Ständig terrorisiert den Gottesmann mit Anrufen, Briefen und liebestollen SMS Nachrichten.“
Elfriede schaut sich die verrückte Wally genauer an. Der Lack ist längst ab. Die blonde Hochsteckfrisur, Make up und Lippenstift verjüngen sie um ein paar Jährchen. Allerdings, den tiefgelegten Busen vor dem Herrn Pfarrer zu entblößen, das ging eindeutig zu weit. Als Elfriede die Butter auf das Band legt, fällt ihr Blick auf Wallys Einkauf.
Drei Flaschen Fleckenentferner. "Blut", liest Elfriede. Ihr bleibt die Luft weg.
Wozu braucht die Wally drei Flaschen Fleckenentferner? Rotwein, Nagellack oder Grasflecke, das könnte sie verstehen, aber Blut.
Sie wird doch nicht den Pfarrer … Elfriede stoppt den Gedanken bevor er sich allzu mächtig in ihrem Kopf ausdehnt. Nun dreht sich Wally zu ihr um und grinst sie breit an.
Elfriede fühlt, wie ihr Gesicht rot anläuft. Sie nickt so unauffällig wie möglich, während sie eine Flasche Milch und eine Packung Eier auf das Band legt.
Die Verkäuferin zieht mit einem gleichmäßig piependen Geräusch die drei Flaschen Fleckenentferner über den Scanner. „Macht dreizehn Euro vierzig“, sagt sie ahnungslos.
Die Fenster des Pfarrers sind auch an diesem Abend stockfinster. Über den Erdhügel hat sich eine dünne Schneedecke gelegt. Elfriede geht zum Telefon und wählt die Nummer der Polizei.
Noch ehe sich jemand meldet, drückt sie auf den Knopf mit dem kleinen roten Hörer.
Was soll sie sagen? Ich denke, die verrückte Wally hat den Pfarrer um die Ecke gebracht.
Nachdenklich schaut Elfriede in den Pfarrgarten, als es an der Tür klingelt.
Sie öffnet und staunt. Ein Polizist in Uniform steht ihr gegenüber und fragt: „Frau Meyer?“
„Ja“, antwortet Elfriede. „Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Wir haben ein paar Fragen an Sie. Der Windhund ist verschwunden.“
„Der Windhund? Wie reden sie denn von unserem Herrn Pfarrer?“
„Wieso vom Pfarrer?
„Na, sie sagten, der Windhund ist verschwunden.“
„Ja, der Windhund von Wally Gruber wurde gestern Abend vor der Kaufhalle entführt. Waren Sie gestern in der Kaufhalle?“
„Nein, heute Morgen. Da habe ich keinen Windhund gesehen.“
„Haben Sie sonst etwas Verdächtiges bemerkt?“
Elfriede denkt kurz nach. Sie sollte dem Polizisten von dem verschwundenen Pfarrer erzählen.
Da waren noch der frisch aufgeworfene Erdhügel und der Fleckenentferner, den die verrückte Wally gekauft hatte. Sie sieht den Polizisten mit ihrem unschuldigsten Blick in die Augen und sagt;
„Nein. Nichts.“
Der Polizist verabschiedet sich und Elfriede atmet tief durch, während sie die Tür hinter ihm schließt.
Es kommt ihr vor, als hätte sie ein Puzzle vor sich und müsste es zusammenlegen.
Wundern würde es sie nicht, wenn der Pfarrer den Windhund entführt hätte. Dann hat er ihn umgebracht, in kleine Stücke zerhackt und im Garten verscharrt. Der verrückten Wally hat er als Warnung das Herz in einer Plastikdose geschickt. Beim Öffnen der Dose ist das Blut auf den Teppich…, Elfriede unterbricht ihren blutrünstigen Gedankenstrom. Das klingt nach Mafia, nicht nach dem Pfarrer.
Vielleicht sollte sie einmal beim Pfarrer nachschauen, so ganz unauffällig, denkt sie, als es wieder klingelt. Diesmal kommt ihr die Tür entgegen geflogen, als sie die Klinke herunterdrückt.
Eine wutentbrannte Wally Gruber stürmt herein und schreit hysterisch:
„Rücken sie sofort meinen Hund heraus!“
Elfriede fehlen die Worte, während Wally durch die Wohnung stürmt und immer wieder;
„ Joker, mein Liebling, komm zu Mama“, ruft sie.
„Wie kommen sie darauf, dass ich den Hund habe?“
„Der Pfarrer hat Sie verraten.“
„Der Pfarrer? Der ist doch verschwunden.“
„ Nein, der ist wieder da und ich werde ihm jetzt einen Besuch abstatten.“
“Warten Sie! Da komme ich mit“, sagt die verdutzte Elfriede.
Ihr klopft das Herz bis zum Hals, als sie mit Wally vor der Tür des Pfarrers steht.
Da sich nach dreimaligem Klingeln niemand meldet, eilen sie durch die angelehnte Tür ins Haus. Der Pfarrer sitzt am Küchentisch vor einer Flasche Rotwein und will gerade das Glas erheben. Wally stürmt auf ihn zu und nimmt ihm das Glas aus der Hand.
„Du Schuft, hast mich belogen. Wo ist mein Hund?“
„Nicht trinken!, ächzt der Pfarrer, während Wally das Glas in einem Zug hinunterstürzt und sich angewidert schüttelt. Ihre Gesichtsfarbe wechselt von solariumbraun zu blassblau. Sie verdreht die geweiteten Augen. Dann krümmt sie sich und fällt kraftlos zu Boden.“
Elfriede schaut auf das Glas; „Was war denn da drin?“
„Rattengift“, antwortet der Pfarrer gedankenverloren.
„Wir sollten sie neben dem Hund begraben“, schlägt Elfriede vor. Der Pfarrer nickt.
„Endlich ist es vorbei“, seufzt er, als beide wieder in seiner Küche sitzen. Er erzählt ihr die ganze Geschichte. Von dem Hund, den er entführt hat, um die verrückte Wally zu erpressen.
Er wollte ihm nichts antun, aber der Köter hat auf der Wiese einen Hasen rennen sehen und sich losgerissen. Der Pfarrer hat die halbe Nacht nach ihm gesucht und ihn später tot im Park gefunden.
Am nächsten Tag wollte er der Wally alles beichten. Sie ist zuerst mit ihren Krallen auf ihn los, dann mit dem ganzen Körper, noch ehe er dazu kam ihr zu sagen, dass der Hund tot sei.
Um ihr zu entkommen, hat er ihr gesagt der Hund lebe und sei bei Elfriede.
„Das Ganze muss unser kleines Geheimnis bleiben“, fügt er zerknirscht hinzu.
„Ich kann schweigen“, sagt Elfriede und knöpft bedächtig ihre Bluse auf.