Im Schatten der Äste spazierte ich in einer stillen Nacht auf einem schmalen Bürgersteig, welcher so sehr rechts und links von Bäumen und Zäunen eingeengt war, dass keine zwei Personen nebeneinander hätten stehen können. Bloß fünf Meter weiter ging mir eine Frau voraus, die seit der letzten Abbiegung bereits dreimal über die Schulter gespäht hatte. Dass sie sich vor mir – einem fremden Mann – fürchtete, war verständlich, denn abgesehen von uns beiden lag die gesamte Straße in Totenstille. Ein genialer Einfall rührte sich in mir zusammen: ich sollte die nervöse Dame überholen, damit sie mich stets im Auge behalten könnte, wodurch sich ihre Angst auflösen würde. Entsprechend erhöhte ich mein Schritttempo, aber sie hörte dies und wurde selber schneller, woraufhin ich, der diese Niederlage nicht akzeptieren wollte, einen Gang hochschaltete. Ich trabte ihr für eine halbe Sekunde knapp hinter her, doch sie vernahm meine flinken Schritte und wollte sofort losrennen. Um sie irgendwie noch einholen zu können, reagierte ich mit einem weiten Sprung, wir waren Schulter an Schulter in die Enge geraten, ich hätte mich fast an ihr vorbeigestrichen, doch nun ließ sie ihre Handtasche fallen und sprintete mit ausgestreckten Armen vor mir weg und ich lief ihr wie der Teufel hinterher.
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