stein der frühlingsweisen

Franz OberHofer



Franz OberHofer

stein der frühlingsweisen

spätes rot, eines steinbruchs tiefer schoß,
ein selt‘ner stein liegt nah am abgrund dort.
findling, stolperstein oder randstein bloß,
erfandest gleich ein hübsches kosewort.
jetzt steht der meilenstein vorm gartenhaus,
keuchend in der feuchten blumenerde.

des apfels blüte ruht sich auf ihm aus,
sehnt sich, dass die frucht ihm füllig werde.
der grenzstein ist berauscht von feinem duft:
elixier, von bienen hingesungen,
versprühet sich in blauer frühlingsluft.
winde kitzeln fein wie federzungen.

ich ringe hier um jedes wort.
mir wird zittrig, bin besoffen.
hätt‘ gerne dich an diesem ort
ganz entblättert angetroffen.

spätes rot, eines steinbruchs tiefer schoß,
ein selt‘ner stein liegt nah am abgrund dort.
findling, stolperstein oder randstein bloß,
erfandest gleich ein hübsches kosewort.
jetzt steht der meilenstein vorm gartenhaus,
keuchend in der feuchten blumenerde.

des apfels blüte ruht sich auf ihm aus,
sehnt sich, dass die frucht ihm füllig werde.
der grenzstein ist berauscht von feinem duft:
elixier, von bienen hingesungen,
versprühet sich in blauer frühlingsluft.
winde kitzeln fein wie federzungen.
[strike]
[red]ich ringe hier um jedes wort.
mir wird zittrig, bin besoffen.
hätt‘ gerne dich an diesem ort
ganz entblättert angetroffen.[/red[/strike]]

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Die letzte Strophe kannst du streichen. Die ist absolut überflüssig.

sonst ignorierst du die Groß- und Kleinschreibung komplett.

"hätt‘ gerne dich an diesem ort
ganz entblättert angetroffen."

Ficken auf dem Findling?

Hallo Franz,

die Metrik geht ganz in Ordnung aber diese Bilder?! Diese seltsamen grammatikalischen Bezüge... Da ruht sich einen Apfelblüte auf einem Stein aus, und ersehnt (wem auch immer, sich selbst jedenfalln nicht) einen adipösen Apfel?

Was zur Hölle willst Du dem Leser sagen? Ich habe nicht die geringste Ahnung. Ich weiss nur, dass es unfreiwillig komisch ist. Siehe oben. (Vulgär, ich weiss, aber das musste raus.)

Gruss

Jürgen

beachtenswert

Schlecht ist das nicht. Nein, das Ding hat viel Gutes.

In der Reihenfolge der personifizierten Dinge macht der titelgebende Stein den Anfang. Der ist das Subjekt, wohl der Mann in der Beziehung (grammatisches Geschlecht: masculin). Die Apfelblüte (auch grammatisch feminin) legt sich auf ihn und sehnt sich nach Befruchtung, um einen Apfel austragen zu können. Nun ja, sonst gelten Bienen als Gegengeschlecht der Blümchen. Originelle Wendung des alten Klischees, putzig und kernig zugleich.
Einige Archaismen: inverse Genetive, "versprühet", "ihm ... werde".
Die letzte Strophe würde ich (wie Betzebub) auch streichen.
(Lieber Betzebub! Schau Dich etwas mehr um in der Lupe, es gibt mindestens noch Walther und Mondnein, die viele ihrer Lieder konsequent klein schreiben.)

winde kitzeln fein wie federzungen

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das ist zwar etwas überhäuft mit Bildmetaphern, aber schön.

Da alles in iambischem Fluß dahingeht, fällt der erste Vers etwas aus dem Herzschlag heraus mit der Doppel-Unbetonten "eines" zwischen den beiden Betonten "rot" und "Stein"; aber das fällt erst beim Wiederlesen auf - erste Verse haben die Offenheit der Nochnichtregistrierung. Ach ja, auch bei "Stolperstein" scheint das Metrum mitzustolpern. Kann als abbildende Stilfigur durchgehen.

Mondnein: Danke für die Bildung eines Gegengewichts zwecks Findung einer ausgewogenen Rezeption.

Franz OberHofer



Franz OberHofer

stein der frühlingsweisen

spätes rot, eines steinbruchs tiefer schoß,
ein selt‘ner stein liegt nah am abgrund dort.
findling, stolperstein oder randstein bloß,
erfandest gleich ein hübsches kosewort.
jetzt steht der meilenstein vorm gartenhaus,
keuchend in der feuchten blumenerde.

des apfels blüte ruht sich auf ihm aus,
sehnt sich, dass die frucht ihm füllig werde.
der grenzstein ist berauscht von feinem duft:
elixier, von bienen hingesungen,
versprühet sich in blauer frühlingsluft.
winde kitzeln fein wie federzungen.