Stundensterben (gelöscht)

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Die Dohle

Gast
Hm, ... tu mich sauschwer mit disen Zeilen. Wo soll das denn hin?
Begegnungen: abgeschmackte Quälerei,
Morgen: frisst auch den letzten Rest Schönheit im Gestern,
Übermorgen frisst sogar die Seele.
Eine müde Sonne schaufelt zäh ein paar Stunden. Wofür?
Und weil wir nicht gestorben sind leben wir in gottesnamen halt immer noch ...

... ich versteh das nicht. Leben, überleben, das ist doch ein Fest. Jede Sekunde ...

Aber vielleicht liege ich auch komplett daneben. Das halte ich für möglich.

LG
Die Dohle
 
Jedes Jahr sterben in Deutschland wesentlich mehr Menschen an Selbstmord als im Straßenverkehr. Ich kenne den einen oder anderen, obwohl solche Tode geheim gehalten werden. Ich denke wie du, dass Leben wertvoll ist. Es ist sogar wertvoller als, dass es jeden Tag mit Alltag zugeschüttet wird. In der Früh am Bahnhof lauter unwillige Gesichter, auf der Arbeit nur die Rede von, wann wieder Schluss ist, Wochenende, Urlaub, Rente. Abends dann heimschleppen, todmüde auf die Couch. Das ist nicht Leben, aber das ist das Leben, das die meisten führen, führen ohne Nachzudenken, oder führen ohne es zu wollen. Das letztere ist das schlimmere Schicksal, denn es ist eine Art Sklaverei ... u.s.w.

Du siehst, ich möchte das Leben sehen, schön und bunt und manchmal blitzt es auch so auf. Aber ich seh es meist fahl und eintönig über lange Strecken hinweg.

Aber das mit dem Gedicht. Ich möchte es nicht erklären müssen ;_) Und wenn es dir nicht gefällt, weil du zu fröhlich dazu bist, dann will ich mich mit dir freuen und freue mich, dass es dir nicht gefällt.

Liebe Grüße.
 
D

Die Dohle

Gast
Ja, Gedichte kann man nicht erklären. Und nein, den Gefallen tu ich dir nicht: Ich sagte nicht, es gefällt mir nicht. Ich fragte, wohin die Reise der Zeilen gehen soll.
Es ist möglich, dass ich dorthin nicht folgen werde, obwohl ich die Zeilen eindrucksvoll finde.

LG
Die Dohle
 
D

Die Dohle

Gast
Nachtrag

Nicht alles kann man erklären. Manches kann man erklären.

So kann ich erklären, warum ich mich mit den Zeilen schwer tue:
Gedichte sind, zwar nicht nur, sie sind immer auch Beschwörungen. Ritualtexte, in deren Ziel all die Kraft steckt, die der Schöpfer hineinlegt. Daher meine Frage, weshalb Depression zelebrieren? Sie ist doch ohnehin schon Schinderei genug. Weshalb sollte die derart gepflegt werden?

Sollten die Zeilen diese Schinderei beklagen, weshalb weht der Schinderei nur ein so flaues Lüftchen Lebens ins Gesicht?
Es ist noch nicht mal notwendig, der schwarzen Dame Depression den Krieg zu erklären, es ist weitaus schlauer, es reicht schon, ihr mutig entgegenzutreten und ihr die Hand zu reichen. Freundlich wird Sie beginnen, vom Leben zu erzählen ...

Eine der grundlegenden meiner Ideen beim Worte, Buchstaben klauben ist es, zu berichten vom Glück und Leiden der menschlichen Existenz. Und dabei niemals zu vergessen, dass ein Bericht erst möglich ist, wo Leben ist. Diesen grundlegend tragenden Umstand gilt es respektvoll zu feiern. Jederzeit, an jedem Ort. Das verbessert die Beleuchtung der Bühnen, sag ich mal so. Es ist im Übrigen das, was die schwarze Dame n.A. versucht uns zu lehren.

LG
Die Dohle
 
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