Susi und der Erdgeist

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Claus Thor

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Susi und der Erdgeist
Von
Claus Thor

Klack! Susi riss die Augen auf und horchte, da war nichts, sie zog die Bettdecke bis zum Kinn, schloss die Augen und glitt zurück in die Traumwelt.
Klack! „Wer zum Henker schmeißt da mit Steinchen“, sagte sie und richtete ihr Blick zum Fenster.
Klack! Das Mädchen zuckte zusammen.
Sie stieg aus dem Bett und platschte mit nackten Füßen über das Laminat zum Fenster. Susi schaute hinaus in den Garten, in dem ein seltsames Licht, von der Größe eines Hopsballes leuchtete.
Mitten in der Rabatte aus weißen und rosa Tulpen stand eine kleine Gestalt? Sie hob die Laterne über das Blumenfeld, als suche sie etwas, dann zupfte sie eine Blüte vom Stängel und stopfte es sich in den Mund.
Susi öffnete das Fenster und rief: „Hey, was soll das. Hör auf damit Mutters Tulpen zu verspeisen.“
Abrupt streckte sich der kurze Arm mit der Laterne in ihre Richtung, und eine fremdartige Stimme sagte: „Heuja, die junge Hexe ist endlich erwacht … ich dachte, ich müsste die ganze Nacht warten.“
„Wer bist Du? Was willst Du von mir?“, fragte sie.
„Heuja, mein Name ist Geraldo“, sagte die Gestalt und riss eine weitere Tulpenblüte ab. „Ich brauche Deine Hilfe, junge Hexe …“
„Hörst Du damit auf“, rief Susi.
„Heuja, womit?“ Und Geraldo stopfte sich die Blüte in den Mund.
„Die Blumen meiner Mutter zu essen, verdammt.“
„Heuja, entschuldige, aber es duftet so verlockend“, sprach Geraldo und trat aus der Rabatte.
Susi dachte: Das könnte eines der Fabelwesen sein, von denen Mutter ihr berichtet hatte.
Es war an einem Aschermittwoch. Susi feierte ihren 13. Geburtstag und Franca erklärte ihrer Tochter, dass sie etwas Besonderes sei.
„Du bist nun eine Hexe“, verkündigte sie ihrer Tochter nicht ohne Stolz. „Die magischen Gene unserer Vorfahren aktivieren sich im dreizehnten Lebensjahr einer jeden Frau. Die Nacht verändert sich und du wirst Dinge sehen und seltsame Wesen, die du bisher nur aus Deinen Träumen kanntest.“
Dass junge Hexen nicht so ohne Weiteres hexen und auf Besen fliegen können, war dem Mädchen bald klar geworden. Elendig lang erklärte Franca ihrer Tochter die Hexerei. Die anfängliche Euphorie, eine Hexe zu sein, wich schnell der Ernüchterung, da es hieß, sie müsse sehr viel lernen, neben den üblichen Schularbeiten.
Nun schaute Susi auf das Wesen und fragte sich, wobei sie helfen könnte.
„Warum bittest du nicht meine Mutter um Hilfe?“
„Heuja, das tät ich gerne“, sagte Geraldo und zuckte die Schultern, „aber ich glaube Franca wird sauer sein, denn ich habe ihr kürzlich vergammelte Drachenschuppen geliefert.“
„Vergammelte Drachenschuppen – na klar.“ Susi rieb sich die Augen und sagte: „Okay, ich muss mir erst etwas anziehen, dann komme ich runter, und dann erzählst du mir, was passiert ist.“
Fünf Minuten später kletterte das Mädchen geschickt die Pergola, vom Garagendach aus, herunter, und stand vor Geraldo, welcher ihr gerade mal bis zur Brust reichte. Im Schein der Laterne sah sie einen bärtigen Zwerg, nein, einen Gnom oder Erdgeist, darauf legte Geraldo besonders viel Wert, wie er der jungen Hexe später sagte; Zwerge waren hässliche Wesen mit übellaunigem Charakter.
Geraldo´s Antlitz erweckte Vertrauen. Sein Bart war gepflegt und von leuchtend goldener Farbe wie sein krauses Haupthaar. Die kupfernen Augen blickten gütig.
Das ungleiche Paar verließ den Garten und folgte einem Feldweg. Alles war auf seltsamer Weise verändert und doch vertraut.
Geraldo berichtete vom Missgeschick seiner Frau: „Heuja, Hilda, meine Frau, war morgens in den Wald gegangen, um Kräuter fürs Frühessen zu sammeln. Sie hat eine ganz besondere Stelle, aber weiß der Schalk, am Dutt gab es nicht nur die besten Kräuter, sondern es wimmelte auch dort von Feuersäuen. Kurzum, sie liegt zu Hause im Kuhl und es quält sie die Furunkelritis.“
„Feuersäue? Furunkelritis?“, Susi glotze Geraldo mit großen Augen an. „Sonst geht`s noch …“
„Heuja, ja“, der Gnom blieb stehen und sah sie ernsthaft an, „Hilda leidet ohne Ende. Und darum brauch ich Dich.“
„I- ich“, sagte das Mädchen. „Was kann ich schon tun?“
„Heuja, oh – sehr viel. Ihr Hexen seit so etwas wie die Ärzte in der Menschenwelt, aber auch mehr …“
„Aber ich weiß doch nichts. Weiß mit meinen Hexenkräften nichts anzufangen.“
„Das mag sein, junge Hexe“, sagte Geraldo, „aber du erkennst magische Substanzen, wenn du sie siehst.“
Der Gnom blieb abrupt stehen und schnupperte, wie ein Tier, die Luft im Forst.
„Was ist“, fragte das Mädchen.
Aber Geraldo schüttelte nur den Kopf.
Im Schein der Laterne sah Susi eine kleine Hütte mit moosbedecktem Dach, das fast den Boden berührte. Sie wunderte sich darüber, denn es war ihr nicht bekannt, dass es, im Bruch Hütten gab.
„Heuja, hier wohne ich mit meiner Frau“, sagte der Gnom und öffnete die Tür.
Susi musste den Kopf einziehen, als sie den Raum betrat. Es war dunkel, und es roch angenehm nach Blüten und Kräutern; Geraldo bedeutete Susi zu warten, dann entfernte sich das Laternenlicht und sie hörte Geraldo eine Holztreppe emporsteigen. Sie hörte Leises gemurmelt und versuchte etwas zu verstehen, aber es gelang nicht, dann kam er wieder die Treppe herunter, und sie hörte das typische Geräusch eines Schlüsselbundes.
„Heuja, Hilda geht es schlechter“, sagte Geraldo und sie schaute in ein besorgtes Gesicht. „Wir müssen uns beeilen. Also komm …“
Sie durchschritten den Raum. Im Lichtkreis sah Susi einen handbemalten Bauernschrank, auf dem in einem wunderschönen Topf ein Madeira-Ginster wuchs, der Duft nach cremigem Honig stieg ihr in die Nase, dann öffnete Geraldo eine Tür und sie betraten eine Art Gewächshaus. Gerne hätte sie sich dort umgeschaut, aber der Gnom trieb sie zur Eile an: „Schau dir bitte dieses Gewächs an, was siehst du?“
„Das ist Johanniskraut“, sagte Susi.
„Heuja, und – etwas Besonderes bemerkt?“ Der Gnom hielt die Laterne über die Pflanzen, und seine kupfernen Augen blitzten auf.
Doch … - Susis Mutter nannte das Gewächs Tüpfel-Hartheu, sie hatte ihr erklärt, dass die Blätter durch eingelagerte rote Öltropfen im Gegenlicht wie getüpfelt aussähen. Früher, als sie noch ein Mädchen war, sagte Franca, hätten sie die Blüten in einem Tuch zerdrückt als Liebesprobe. Färbte sich das Tuch rot, so war der Bräutigam treu; aber eigentlich behandelte man mit dem roten Öl Brandwunden und Geschwüre … seltsam war nur der silbrige Glanz mancher Blütenblätter, und sie fragte: „Was ist das für ein Glanz …“
„Heuja“, schrie Geraldo, „Du siehst es, Schalk sei dank, rupfe diese Blätter ab, sie haben das magische Ens, damit werde ich Hilda einen Heilsud brauen…“
Geraldo wirbelte herum und begann, wie im Forst, laut zu schnuppern; dabei schwenkte er die Laterne hin und her, nach oben und unten, als suche er etwas. Er fasste Susi am Arm, und sie spürte die Kraft in seinem Griff: „Heuja, junge Hexe, rühre dich nicht. Ich glaube wir sind nicht allein …“
Sie schauten in das Glitzern einiger Glasscherben, das den gestampften Boden bedeckte. Unter einem Pflanztisch ragte ein knorriger Hirtenstab hervor aus blankem Holz mit einem Schlangenkopf. Susi wollte sich gerade danach bücken, als Geraldo laut schrie: „Heuja, nicht anfassen!“
Da hörte Susi das Zischen, und der Stab begann sich, wie eine Schlange zu bewegen, und richtete sich vor der Hexe und dem Gnom auf.
„Sssieh an, sssieh an“, zischelte die Schlange und der mächtige Kopf war in Augenhöhe von dem Mädchen, das erschrocken auf das Reptil starrte.
„Ein neuesss Gesicht in der Fabelwelt. Eine Hexe … jung und unerfahren … wie ssschön.“
Das Reptil richtete ihren hypnotischen Blick auf den Gnom:
„Hallo, wir haben unsss lange nicht gesehen, Geraldo.“
Geraldo stand wie erstarrt, gefangen im Bann, die gespaltene Zunge berührte fast seine Nase. Zu frieden wandte sich das Reptil der Hexe zu.
„Mein Meister wird mit mir zufrieden sssein, wenn ich ihm die junge Hexe bringe“, sagte die Schlange, „dein Ens, deine magische Energie, ist sssehr ssstark… Hexe, aber sie wird dir jetzt nichtsss nützen. Aus meinem Bann wirst du dich nicht befreien können, dazu fehlt Dir die Erfahrung.“
Die Stimme des Reptils schien Susi direkt im Kopf zu sitzen. Das Mädchen versuchte sich zu bewegen, aber sie fühlte sich wie eine Statur, aus dem Augenwinkel erkannte sie, dass es Geraldo ebenso erging. Dann begann die Schlange zu tänzeln, wiegte sich immer schneller hin und her, der Singsang einer unheimlichen und fremden Sprache erklang, und schwemmte all die Gedanken des Mädchens hinfort.
Irgendwo raschelte eine Kreatur im Geäst einer Kletterpflanze, lief geschickt über Verstrebungen und schaute mit seinen bernsteinfarbenen Augen hinab auf das Geschehen. Sie murmelte Seltsames und ließ sich dann, ohne zu zögern, hinunterfallen.
Mit gestreckten Pfoten landete das Tier auf dem Kopf der Schlange, federte elegant ab und setzte sofort nach, sodass es den Kopf des Reptils auf den Boden presste.
„Hallo Légion“, sagte der Kater, „auf Beutefang? Ich sagte dir doch, dass ich dich im Auge behalte. Heute wirst du unverrichteter Dinge verschwinden. Grüße Damian, deinen Meister und sag ihm, dass wir seine Pläne, was immer er auch ausbrütet, mag, vereiteln werden.“
„Bartholomäus“, sagte die Schlange feindselig. „Eines Tages wirst auch du in meinen Bann geraten, und dann ist es aus mit dir.“
Es gab ein Leises plopp und das Reptil löste sich in Luft auf.
„Heuja! Sieh nicht in ihre Aug…“, ließ Geraldo verlauten und riss Susi zur Seite, wobei der Gnom ins Straucheln kam und prompt auf seinen Hosenboden landete. Dort saß er und sah mächtig verwirrt aus. „Heuja! Sie hat mich erwischt.“
„W- was, w- wer“, stammelte Susi, während sie sich Blumenerde aus den Ärmeln schüttelte.
„Na, Geraldo, warst mal wieder sehr unvorsichtig gewesen“, sagte der ungewöhnlich große Kater. „Wenn ich nicht aufgepasst hätte, wäre es wohl jetzt vorbei, mein Freund, und die junge Hexe in der Gewalt von Damian. Du weißt, wie scharf der alte Zauberer auf unverbrauchte Hexenmagie ist. Es braut sich Schicksalhaftes zusammen im Fabelland, aber das brauche ich dir ja nicht erst zu sagen …“
„Heuja! Bartholomäus“, freute sich der Erdgeist. „Du kamst zur rechten Zeit. Légion, die Listige, hat mich überrascht – weil ich nur an Hilda dachte. Beim Schalk, Hilda … ich muss den Heilsud brauen.“
„Brau Du den Sud“, sagte Bartholomäus, „ich werde die junge Hexe nach Hause begleiten.“
„Wer bist du denn?“, fragte Susi.
„Nun, junge Hexe dies ist eine lange Geschichte“, sagte der Kater und schlich Susi um die Beine. „Folge mir, ich habe viel zu tun, und nur wenig Zeit verbleibt mir. Bis bald, Geraldo!“
Mit Geraldos Laterne zogen der Kater und das Mädchen in die Nacht hinaus. Susi stellte Bartholomäus viele Fragen, doch der Kater schwieg; im Garten ihrer Eltern verabschiedeten sie sich voneinander.
Susis Gedanken schwirrten, als sie in ihrem Bett lag, dann fielen ihr die Augen zu und sie schlief ein.
 

Claus Thor

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Susi und der Erdgeist
Von
Claus Thor

Klack! Susi riss die Augen auf und horchte, da war nichts, sie zog die Bettdecke bis zum Kinn, schloss die Augen und glitt zurück in die Traumwelt.
Klack! „Wer zum Henker schmeißt da mit Steinchen“, sagte sie und richtete ihr Blick zum Fenster.
Klack! Das Mädchen zuckte zusammen.
Sie stieg aus dem Bett und platschte mit nackten Füßen über das Laminat zum Fenster. Susi schaute hinaus in den Garten, in dem ein seltsames Licht, von der Größe eines Hopsballes leuchtete.
Mitten in der Rabatte aus weißen und rosa Tulpen stand eine kleine Gestalt? Sie hob die Laterne über das Blumenfeld, als suche sie etwas, dann zupfte sie eine Blüte vom Stängel und stopfte es sich in den Mund.
Susi öffnete das Fenster und rief: „Hey, was soll das. Hör auf damit Mutters Tulpen zu verspeisen.“
Abrupt streckte sich der kurze Arm mit der Laterne in ihre Richtung, und eine fremdartige Stimme sagte: „Heuja, die junge Hexe ist endlich erwacht … ich dachte, ich müsste die ganze Nacht warten.“
„Wer bist Du? Was willst Du von mir?“, fragte sie.
„Heuja, mein Name ist Geraldo“, sagte die Gestalt und riss eine weitere Tulpenblüte ab. „Ich brauche Deine Hilfe, junge Hexe …“
„Hörst Du damit auf“, rief Susi.
„Heuja, womit?“ Und Geraldo stopfte sich die Blüte in den Mund.
„Die Blumen meiner Mutter zu essen, verdammt.“
„Heuja, entschuldige, aber es duftet so verlockend“, sprach Geraldo und trat aus der Rabatte.
Susi dachte: Das könnte eines der Fabelwesen sein, von denen Mutter ihr berichtet hatte.
Es war an einem Aschermittwoch. Susi feierte ihren 13. Geburtstag und Franca erklärte ihrer Tochter, dass sie etwas Besonderes sei.
„Du bist nun eine Hexe“, verkündigte sie ihrer Tochter nicht ohne Stolz. „Die magischen Gene unserer Vorfahren aktivieren sich im dreizehnten Lebensjahr einer jeden Frau. Die Nacht verändert sich und du wirst Dinge sehen und seltsame Wesen, die du bisher nur aus Deinen Träumen kanntest.“
Dass junge Hexen nicht so ohne Weiteres hexen und auf Besen fliegen können, war dem Mädchen bald klar geworden. Elendig lang erklärte Franca ihrer Tochter die Hexerei. Die anfängliche Euphorie, eine Hexe zu sein, wich schnell der Ernüchterung, da es hieß, sie müsse sehr viel lernen, neben den üblichen Schularbeiten.
Nun schaute Susi auf das Wesen und fragte sich, wobei sie helfen könnte.
„Warum bittest du nicht meine Mutter um Hilfe?“
„Heuja, das tät ich gerne“, sagte Geraldo und zuckte die Schultern, „aber ich glaube Franca wird sauer sein, denn ich habe ihr kürzlich vergammelte Drachenschuppen geliefert.“
„Vergammelte Drachenschuppen – na klar.“ Susi rieb sich die Augen und sagte: „Okay, ich muss mir erst etwas anziehen, dann komme ich runter, und dann erzählst du mir, was passiert ist.“
Fünf Minuten später kletterte das Mädchen geschickt die Pergola, vom Garagendach aus, herunter, und stand vor Geraldo, welcher ihr gerade mal bis zur Brust reichte. Im Schein der Laterne sah sie einen bärtigen Zwerg, nein, einen Gnom oder Erdgeist, darauf legte Geraldo besonders viel Wert, wie er der jungen Hexe später sagte; Zwerge waren hässliche Wesen mit übellaunigem Charakter.
Geraldo´s Antlitz erweckte Vertrauen. Sein Bart war gepflegt und von leuchtend goldener Farbe wie sein krauses Haupthaar. Die kupfernen Augen blickten gütig.
Das ungleiche Paar verließ den Garten und folgte einem Feldweg. Alles war auf seltsamer Weise verändert und doch vertraut.
Geraldo berichtete vom Missgeschick seiner Frau: „Heuja, Hilda, meine Frau, war morgens in den Wald gegangen, um Kräuter fürs Frühessen zu sammeln. Sie hat eine ganz besondere Stelle, aber weiß der Schalk, am Dutt gab es nicht nur die besten Kräuter, sondern es wimmelte auch dort von Feuersäuen. Kurzum, sie liegt zu Hause im Kuhl und es quält sie die Furunkelritis.“
„Feuersäue? Furunkelritis?“, Susi glotze Geraldo mit großen Augen an. „Sonst geht`s noch …“
„Heuja, ja“, der Gnom blieb stehen und sah sie ernsthaft an, „Hilda leidet ohne Ende. Und darum brauch ich Dich.“
„I- ich“, sagte das Mädchen. „Was kann ich schon tun?“
„Heuja, oh – sehr viel. Ihr Hexen seit so etwas wie die Ärzte in der Menschenwelt, aber auch mehr …“
„Aber ich weiß doch nichts. Weiß mit meinen Hexenkräften nichts anzufangen.“
„Das mag sein, junge Hexe“, sagte Geraldo, „aber du erkennst magische Substanzen, wenn du sie siehst.“
Der Gnom blieb abrupt stehen und schnupperte, wie ein Tier, die Luft im Forst.
„Was ist“, fragte das Mädchen.
Aber Geraldo schüttelte nur den Kopf.
Im Schein der Laterne sah Susi eine kleine Hütte mit moosbedecktem Dach, das fast den Boden berührte. Sie wunderte sich darüber, denn es war ihr nicht bekannt, dass es, im Bruch Hütten gab.
„Heuja, hier wohne ich mit meiner Frau“, sagte der Gnom und öffnete die Tür.
Susi musste den Kopf einziehen, als sie den Raum betrat. Es war dunkel, und es roch angenehm nach Blüten und Kräutern; Geraldo bedeutete Susi zu warten, dann entfernte sich das Laternenlicht und sie hörte Geraldo eine Holztreppe emporsteigen. Sie hörte Leises gemurmelt und versuchte etwas zu verstehen, aber es gelang nicht, dann kam er wieder die Treppe herunter, und sie hörte das typische Geräusch eines Schlüsselbundes.
„Heuja, Hilda geht es schlechter“, sagte Geraldo und sie schaute in ein besorgtes Gesicht. „Wir müssen uns beeilen. Also komm …“
Sie durchschritten den Raum. Im Lichtkreis sah Susi einen handbemalten Bauernschrank, auf dem in einem wunderschönen Topf ein Madeira-Ginster wuchs, der Duft nach cremigem Honig stieg ihr in die Nase, dann öffnete Geraldo eine Tür und sie betraten eine Art Gewächshaus. Gerne hätte sie sich dort umgeschaut, aber der Gnom trieb sie zur Eile an: „Schau dir bitte dieses Gewächs an, was siehst du?“
„Das ist Johanniskraut“, sagte Susi.
„Heuja, und – etwas Besonderes bemerkt?“ Der Gnom hielt die Laterne über die Pflanzen, und seine kupfernen Augen blitzten auf.
Doch … - Susis Mutter nannte das Gewächs Tüpfel-Hartheu, sie hatte ihr erklärt, dass die Blätter durch eingelagerte rote Öltropfen im Gegenlicht wie getüpfelt aussähen. Früher, als sie noch ein Mädchen war, sagte Franca, hätten sie die Blüten in einem Tuch zerdrückt als Liebesprobe. Färbte sich das Tuch rot, so war der Bräutigam treu; aber eigentlich behandelte man mit dem roten Öl Brandwunden und Geschwüre … seltsam war nur der silbrige Glanz mancher Blütenblätter, und sie fragte: „Was ist das für ein Glanz …“
„Heuja“, schrie Geraldo, „Du siehst es, Schalk sei dank, rupfe diese Blätter ab, sie haben das magische Ens, damit werde ich Hilda einen Heilsud brauen…“
Geraldo wirbelte herum und begann, wie im Forst, laut zu schnuppern; dabei schwenkte er die Laterne hin und her, nach oben und unten, als suche er etwas. Er fasste Susi am Arm, und sie spürte die Kraft in seinem Griff: „Heuja, junge Hexe, rühre dich nicht. Ich glaube wir sind nicht allein …“
Sie schauten in das Glitzern einiger Glasscherben, das den gestampften Boden bedeckte. Unter einem Pflanztisch ragte ein knorriger Hirtenstab hervor aus blankem Holz mit einem Schlangenkopf. Susi wollte sich gerade danach bücken, als Geraldo laut schrie: „Heuja, nicht anfassen!“
Da hörte Susi das Zischen, und der Stab begann sich, wie eine Schlange zu bewegen, und richtete sich vor der Hexe und dem Gnom auf.
„Sssieh an, sssieh an“, zischelte die Schlange und der mächtige Kopf war in Augenhöhe von dem Mädchen, das erschrocken auf das Reptil starrte.
„Ein neuesss Gesicht in der Fabelwelt. Eine Hexe … jung und unerfahren … wie ssschön.“
Das Reptil richtete ihren hypnotischen Blick auf den Gnom:
„Hallo, wir haben unsss lange nicht gesehen, Geraldo.“
Geraldo stand wie erstarrt, gefangen im Bann, die gespaltene Zunge berührte fast seine Nase. Zu frieden wandte sich das Reptil der Hexe zu.
„Mein Meister wird mit mir zufrieden sssein, wenn ich ihm die junge Hexe bringe“, sagte die Schlange, „dein Ens, deine magische Energie, ist sssehr ssstark… Hexe, aber sie wird dir jetzt nichtsss nützen. Aus meinem Bann wirst du dich nicht befreien können, dazu fehlt Dir die Erfahrung.“
Die Stimme des Reptils schien Susi direkt im Kopf zu sitzen. Das Mädchen versuchte sich zu bewegen, aber sie fühlte sich wie eine Statur, aus dem Augenwinkel erkannte sie, dass es Geraldo ebenso erging. Dann begann die Schlange zu tänzeln, wiegte sich immer schneller hin und her, der Singsang einer unheimlichen und fremden Sprache erklang, und schwemmte all die Gedanken des Mädchens hinfort.
Irgendwo raschelte eine Kreatur im Geäst einer Kletterpflanze, lief geschickt über Verstrebungen und schaute mit seinen bernsteinfarbenen Augen hinab auf das Geschehen. Sie murmelte Seltsames und ließ sich dann, ohne zu zögern, hinunterfallen.
Mit gestreckten Pfoten landete das Tier auf dem Kopf der Schlange, federte elegant ab und setzte sofort nach, sodass es den Kopf des Reptils auf den Boden presste.
„Hallo Légion“, sagte der Kater, „auf Beutefang? Ich sagte dir doch, dass ich dich im Auge behalte. Heute wirst du unverrichteter Dinge verschwinden. Grüße Damian, deinen Meister und sag ihm, dass wir seine Pläne, was immer er auch ausbrütet, mag, vereiteln werden.“
„Bartholomäus“, sagte die Schlange feindselig. „Eines Tages wirst auch du in meinen Bann geraten, und dann ist es aus mit dir.“
Es gab ein Leises plopp und das Reptil löste sich in Luft auf.
„Heuja! Sieh nicht in ihre Aug…“, ließ Geraldo verlauten und riss Susi zur Seite, wobei der Gnom ins Straucheln kam und prompt auf seinen Hosenboden landete. Dort saß er und sah mächtig verwirrt aus. „Heuja! Sie hat mich erwischt.“
„W- was, w- wer“, stammelte Susi, während sie sich Blumenerde aus den Ärmeln schüttelte.
„Na, Geraldo, warst mal wieder sehr unvorsichtig gewesen“, sagte der ungewöhnlich große Kater. „Wenn ich nicht aufgepasst hätte, wäre es wohl jetzt vorbei, mein Freund, und die junge Hexe in der Gewalt von Damian. Du weißt, wie scharf der alte Zauberer auf unverbrauchte Hexenmagie ist. Es braut sich Schicksalhaftes zusammen im Fabelland, aber das brauche ich dir ja nicht erst zu sagen …“
„Heuja! Bartholomäus“, freute sich der Erdgeist. „Du kamst zur rechten Zeit. Légion, die Listige, hat mich überrascht – weil ich nur an Hilda dachte. Beim Schalk, Hilda … ich muss den Heilsud brauen.“
„Brau Du den Sud“, sagte Bartholomäus, „ich werde die junge Hexe nach Hause begleiten.“
„Wer bist du denn?“, fragte Susi.
„Nun, junge Hexe dies ist eine lange Geschichte“, sagte der Kater und schlich Susi um die Beine. „Folge mir, ich habe viel zu tun, und nur wenig Zeit verbleibt mir. Bis bald, Geraldo!“
Mit Geraldos Laterne zogen der Kater und das Mädchen in die Nacht hinaus. Susi stellte Bartholomäus viele Fragen, doch der Kater schwieg; im Garten ihrer Eltern verabschiedeten sie sich voneinander.
Susis Gedanken schwirrten, als sie in ihrem Bett lag, dann fielen ihr die Augen zu und sie schlief ein.
 

Claus Thor

Mitglied
Susi und der Erdgeist
Von
Claus Thor

Klack! Susi riss die Augen auf und horchte, da war nichts, sie zog die Bettdecke bis zum Kinn, schloss die Augen und glitt zurück in die Traumwelt.
Klack! „Wer zum Henker schmeißt da mit Steinchen“, sagte sie und richtete ihr Blick zum Fenster.
Klack! Das Mädchen zuckte zusammen.
Sie stieg aus dem Bett und platschte mit nackten Füßen über das Laminat zum Fenster. Susi schaute hinaus in den Garten, in dem ein seltsames Licht, von der Größe eines Hopsballes leuchtete.
Mitten in der Rabatte aus weißen und rosa Tulpen stand eine kleine Gestalt! Sie hob die Laterne über das Blumenfeld, als suche sie etwas, dann zupfte sie eine Blüte vom Stängel und stopfte es sich in den Mund.
Susi öffnete das Fenster und rief: „Hey, was soll das. Hör auf damit Mutters Tulpen zu verspeisen.“
Abrupt streckte sich der kurze Arm mit der Laterne in ihre Richtung, und eine fremdartige Stimme sagte: „Heuja, die junge Hexe ist endlich erwacht … ich dachte, ich müsste die ganze Nacht warten.“
„Wer bist Du? Was willst Du von mir?“, fragte sie.
„Heuja, mein Name ist Geraldo“, sagte die Gestalt und riss eine weitere Tulpenblüte ab. „Ich brauche Deine Hilfe, junge Hexe …“
„Hörst Du damit auf“, rief Susi.
„Heuja, womit?“ Und Geraldo stopfte sich die Blüte in den Mund.
„Die Blumen meiner Mutter zu essen, verdammt.“
„Heuja, entschuldige, aber es duftet so verlockend“, sprach Geraldo und trat aus der Rabatte.
Susi dachte: Das könnte eines der Fabelwesen sein, von denen Mutter ihr berichtet hatte.
Es war an einem Aschermittwoch. Susi feierte ihren 13. Geburtstag und Franca erklärte ihrer Tochter, dass sie etwas Besonderes sei.
„Du bist nun eine Hexe“, verkündigte sie ihrer Tochter nicht ohne Stolz. „Die magischen Gene unserer Vorfahren aktivieren sich im dreizehnten Lebensjahr einer jeden Frau. Die Nacht verändert sich und du wirst Dinge sehen und seltsame Wesen, die du bisher nur aus Deinen Träumen kanntest.“
Dass junge Hexen nicht so ohne Weiteres hexen und auf Besen fliegen können, war dem Mädchen bald klar geworden. Elendig lang erklärte Franca ihrer Tochter die Hexerei. Die anfängliche Euphorie, eine Hexe zu sein, wich schnell der Ernüchterung, da es hieß, sie müsse sehr viel lernen, neben den üblichen Schularbeiten.
Nun schaute Susi auf das Wesen und fragte sich, wobei sie helfen könnte.
„Warum bittest du nicht meine Mutter um Hilfe?“
„Heuja, das tät ich gerne“, sagte Geraldo und zuckte die Schultern, „aber ich glaube Franca wird sauer sein, denn ich habe ihr kürzlich vergammelte Drachenschuppen geliefert.“
„Vergammelte Drachenschuppen – na klar.“ Susi rieb sich die Augen und sagte: „Okay, ich muss mir erst etwas anziehen, dann komme ich runter, und dann erzählst du mir, was passiert ist.“
Fünf Minuten später kletterte das Mädchen geschickt die Pergola, vom Garagendach aus, herunter, und stand vor Geraldo, welcher ihr gerade mal bis zur Brust reichte. Im Schein der Laterne sah sie einen bärtigen Zwerg, nein, einen Gnom oder Erdgeist, darauf legte Geraldo besonders viel Wert, wie er der jungen Hexe später sagte; Zwerge waren hässliche Wesen mit übellaunigem Charakter.
Geraldo´s Antlitz erweckte Vertrauen. Sein Bart war gepflegt und von leuchtend goldener Farbe wie sein krauses Haupthaar. Die kupfernen Augen blickten gütig.
Das ungleiche Paar verließ den Garten und folgte einem Feldweg. Alles war auf seltsamer Weise verändert und doch vertraut.
Geraldo berichtete vom Missgeschick seiner Frau: „Heuja, Hilda, meine Frau, war morgens in den Wald gegangen, um Kräuter fürs Frühessen zu sammeln. Sie hat eine ganz besondere Stelle, aber weiß der Schalk, am Dutt gab es nicht nur die besten Kräuter, sondern es wimmelte auch dort von Feuersäuen. Kurzum, sie liegt zu Hause im Kuhl und es quält sie die Furunkelritis.“
„Feuersäue? Furunkelritis?“, Susi glotze Geraldo mit großen Augen an. „Sonst geht`s noch …“
„Heuja, ja“, der Gnom blieb stehen und sah sie ernsthaft an, „Hilda leidet ohne Ende. Und darum brauch ich Dich.“
„I- ich“, sagte das Mädchen. „Was kann ich schon tun?“
„Heuja, oh – sehr viel. Ihr Hexen seit so etwas wie die Ärzte in der Menschenwelt, aber auch mehr …“
„Aber ich weiß doch nichts. Weiß mit meinen Hexenkräften nichts anzufangen.“
„Das mag sein, junge Hexe“, sagte Geraldo, „aber du erkennst magische Substanzen, wenn du sie siehst.“
Der Gnom blieb abrupt stehen und schnupperte, wie ein Tier, die Luft im Forst.
„Was ist“, fragte das Mädchen.
Aber Geraldo schüttelte nur den Kopf.
Im Schein der Laterne sah Susi eine kleine Hütte mit moosbedecktem Dach, das fast den Boden berührte. Sie wunderte sich darüber, denn es war ihr nicht bekannt, dass es, im Bruch Hütten gab.
„Heuja, hier wohne ich mit meiner Frau“, sagte der Gnom und öffnete die Tür.
Susi musste den Kopf einziehen, als sie den Raum betrat. Es war dunkel, und es roch angenehm nach Blüten und Kräutern; Geraldo bedeutete Susi zu warten, dann entfernte sich das Laternenlicht und sie hörte Geraldo eine Holztreppe emporsteigen. Sie hörte Leises gemurmelt und versuchte etwas zu verstehen, aber es gelang nicht, dann kam er wieder die Treppe herunter, und sie hörte das typische Geräusch eines Schlüsselbundes.
„Heuja, Hilda geht es schlechter“, sagte Geraldo und sie schaute in ein besorgtes Gesicht. „Wir müssen uns beeilen. Also komm …“
Sie durchschritten den Raum. Im Lichtkreis sah Susi einen handbemalten Bauernschrank, auf dem in einem wunderschönen Topf ein Madeira-Ginster wuchs, der Duft nach cremigem Honig stieg ihr in die Nase, dann öffnete Geraldo eine Tür und sie betraten eine Art Gewächshaus. Gerne hätte sie sich dort umgeschaut, aber der Gnom trieb sie zur Eile an: „Schau dir bitte dieses Gewächs an, was siehst du?“
„Das ist Johanniskraut“, sagte Susi.
„Heuja, und – etwas Besonderes bemerkt?“ Der Gnom hielt die Laterne über die Pflanzen, und seine kupfernen Augen blitzten auf.
Doch … - Susis Mutter nannte das Gewächs Tüpfel-Hartheu, sie hatte ihr erklärt, dass die Blätter durch eingelagerte rote Öltropfen im Gegenlicht wie getüpfelt aussähen. Früher, als sie noch ein Mädchen war, sagte Franca, hätten sie die Blüten in einem Tuch zerdrückt als Liebesprobe. Färbte sich das Tuch rot, so war der Bräutigam treu; aber eigentlich behandelte man mit dem roten Öl Brandwunden und Geschwüre … seltsam war nur der silbrige Glanz mancher Blütenblätter, und sie fragte: „Was ist das für ein Glanz …“
„Heuja“, schrie Geraldo, „Du siehst es, Schalk sei dank, rupfe diese Blätter ab, sie haben das magische Ens, damit werde ich Hilda einen Heilsud brauen…“
Geraldo wirbelte herum und begann, wie im Forst, laut zu schnuppern; dabei schwenkte er die Laterne hin und her, nach oben und unten, als suche er etwas. Er fasste Susi am Arm, und sie spürte die Kraft in seinem Griff: „Heuja, junge Hexe, rühre dich nicht. Ich glaube wir sind nicht allein …“
Sie schauten in das Glitzern einiger Glasscherben, das den gestampften Boden bedeckte. Unter einem Pflanztisch ragte ein knorriger Hirtenstab hervor aus blankem Holz mit einem Schlangenkopf. Susi wollte sich gerade danach bücken, als Geraldo laut schrie: „Heuja, nicht anfassen!“
Da hörte Susi das Zischen, und der Stab begann sich, wie eine Schlange zu bewegen, und richtete sich vor der Hexe und dem Gnom auf.
„Sssieh an, sssieh an“, zischelte die Schlange und der mächtige Kopf war in Augenhöhe von dem Mädchen, das erschrocken auf das Reptil starrte.
„Ein neuesss Gesicht in der Fabelwelt. Eine Hexe … jung und unerfahren … wie ssschön.“
Das Reptil richtete ihren hypnotischen Blick auf den Gnom:
„Hallo, wir haben unsss lange nicht gesehen, Geraldo.“
Geraldo stand wie erstarrt, gefangen im Bann, die gespaltene Zunge berührte fast seine Nase. Zu frieden wandte sich das Reptil der Hexe zu.
„Mein Meister wird mit mir zufrieden sssein, wenn ich ihm die junge Hexe bringe“, sagte die Schlange, „dein Ens, deine magische Energie, ist sssehr ssstark… Hexe, aber sie wird dir jetzt nichtsss nützen. Aus meinem Bann wirst du dich nicht befreien können, dazu fehlt Dir die Erfahrung.“
Die Stimme des Reptils schien Susi direkt im Kopf zu sitzen. Das Mädchen versuchte sich zu bewegen, aber sie fühlte sich wie eine Statur, aus dem Augenwinkel erkannte sie, dass es Geraldo ebenso erging. Dann begann die Schlange zu tänzeln, wiegte sich immer schneller hin und her, der Singsang einer unheimlichen und fremden Sprache erklang, und schwemmte all die Gedanken des Mädchens hinfort.
Irgendwo raschelte eine Kreatur im Geäst einer Kletterpflanze, lief geschickt über Verstrebungen und schaute mit seinen bernsteinfarbenen Augen hinab auf das Geschehen. Sie murmelte Seltsames und ließ sich dann, ohne zu zögern, hinunterfallen.
Mit gestreckten Pfoten landete das Tier auf dem Kopf der Schlange, federte elegant ab und setzte sofort nach, sodass es den Kopf des Reptils auf den Boden presste.
„Hallo Légion“, sagte der Kater, „auf Beutefang? Ich sagte dir doch, dass ich dich im Auge behalte. Heute wirst du unverrichteter Dinge verschwinden. Grüße Damian, deinen Meister und sag ihm, dass wir seine Pläne, was immer er auch ausbrütet, mag, vereiteln werden.“
„Bartholomäus“, sagte die Schlange feindselig. „Eines Tages wirst auch du in meinen Bann geraten, und dann ist es aus mit dir.“
Es gab ein Leises plopp und das Reptil löste sich in Luft auf.
„Heuja! Sieh nicht in ihre Aug…“, ließ Geraldo verlauten und riss Susi zur Seite, wobei der Gnom ins Straucheln kam und prompt auf seinen Hosenboden landete. Dort saß er und sah mächtig verwirrt aus. „Heuja! Sie hat mich erwischt.“
„W- was, w- wer“, stammelte Susi, während sie sich Blumenerde aus den Ärmeln schüttelte.
„Na, Geraldo, warst mal wieder sehr unvorsichtig gewesen“, sagte der ungewöhnlich große Kater. „Wenn ich nicht aufgepasst hätte, wäre es wohl jetzt vorbei, mein Freund, und die junge Hexe in der Gewalt von Damian. Du weißt, wie scharf der alte Zauberer auf unverbrauchte Hexenmagie ist. Es braut sich Schicksalhaftes zusammen im Fabelland, aber das brauche ich dir ja nicht erst zu sagen …“
„Heuja! Bartholomäus“, freute sich der Erdgeist. „Du kamst zur rechten Zeit. Légion, die Listige, hat mich überrascht – weil ich nur an Hilda dachte. Beim Schalk, Hilda … ich muss den Heilsud brauen.“
„Brau Du den Sud“, sagte Bartholomäus, „ich werde die junge Hexe nach Hause begleiten.“
„Wer bist du denn?“, fragte Susi.
„Nun, junge Hexe dies ist eine lange Geschichte“, sagte der Kater und schlich Susi um die Beine. „Folge mir, ich habe viel zu tun, und nur wenig Zeit verbleibt mir. Bis bald, Geraldo!“
Mit Geraldos Laterne zogen der Kater und das Mädchen in die Nacht hinaus. Susi stellte Bartholomäus viele Fragen, doch der Kater schwieg; im Garten ihrer Eltern verabschiedeten sie sich voneinander.
Susis Gedanken schwirrten, als sie in ihrem Bett lag, dann fielen ihr die Augen zu und sie schlief ein.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
zu

erst einmal herzlich willkommen auf der leselupe.
nette story hast du hier gepostet. sind n paar tippfehler drin, aber ansonsten flüssig zu lesen.
bitte fortsetzen, bin gespannt, was deine kleine hexe sonst noch so alles erlebt.
lg
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
ps

ich hab dir den titel geändert, damit man das werk leichter findet. können ja nicht alle fantasy geschichten einfach nur fantasy heißen . . .
lg
 

Claus Thor

Mitglied
Herzlichen Dank für die freundliche Begrüßung. Ich musste erst mal checken, wie man hier antwortet. Gerne würde ich den Wunsch nach mehr nachkommen, leider gehört die Hexe in eine größere Geschichte, an der ich schon geraume Zeit arbeite. Sicher werden noch einige Geschichten von mir ihren Weg in die LL finden.
CT
Ps.:
Danke auch für die Richtigstellung des Titels!
CT
 

Claus Thor

Mitglied
Susi und der Erdgeist
Von
Claus Thor

Klack! Susi riss die Augen auf und horchte, da war nichts, sie zog die Bettdecke bis zum Kinn, schloss die Augen und glitt zurück in die Traumwelt.
Klack! „Wer zum Henker schmeißt damit Steinchen“, sagte sie und richtete ihr Blick zum Fenster.
Klack! Das Mädchen zuckte zusammen.
Sie stieg aus dem Bett und platschte mit nackten Füßen über das Laminat zum Fenster. Susi schaute hinaus in den Garten, in dem ein seltsames Licht, von der Größe eines Hopsballes leuchtete.
Mitten in der Rabatte aus weißen und rosa Tulpen stand eine kleine Gestalt! Sie hob die Laterne über das Blumenfeld, als suche sie etwas, dann zupfte sie eine Blüte vom Stängel und stopfte es sich in den Mund.
Susi öffnete das Fenster und rief: „Hey, was soll das. Hör auf damit Mutters Tulpen zu verspeisen.“
Abrupt streckte sich der kurze Arm mit der Laterne in ihre Richtung, und eine fremdartige Stimme sagte: „Heuja, die junge Hexe ist endlich erwacht … ich dachte, ich müsste die ganze Nacht warten.“
„Wer bist Du? Was willst Du von mir?“, fragte sie.
„Heuja, mein Name ist Geraldo“, sagte die Gestalt und riss eine weitere Tulpenblüte ab. „Ich brauche Deine Hilfe, junge Hexe …“
„Hörst Du damit auf“, rief Susi.
„Heuja, womit?“ Und Geraldo stopfte sich die Blüte in den Mund.
„Die Blumen meiner Mutter zu essen, verdammt.“
„Heuja, entschuldige, aber es duftet so verlockend“, sprach Geraldo und trat aus der Rabatte.
Susi dachte: Das könnte eines der Fabelwesen sein, von denen Mutter ihr berichtet hatte.
Es war an einem Aschermittwoch. Susi feierte ihren 13. Geburtstag und Franca erklärte ihrer Tochter, dass sie etwas Besonderes sei.
„Du bist nun eine Hexe“, verkündigte sie ihrer Tochter nicht ohne Stolz. „Die magischen Gene unserer Vorfahren aktivieren sich im dreizehnten Lebensjahr einer jeden Frau. Die Nacht verändert sich und du wirst Dinge sehen und seltsame Wesen, die du bisher nur aus Deinen Träumen kanntest.“
Dass junge Hexen nicht so ohne Weiteres hexen und auf Besen fliegen können, war dem Mädchen bald klar geworden. Elendig lang erklärte Franca ihrer Tochter die Hexerei. Die anfängliche Euphorie, eine Hexe zu sein, wich schnell der Ernüchterung, da es hieß, sie müsse sehr viel lernen, neben den üblichen Schularbeiten.
Nun schaute Susi auf das Wesen und fragte sich, wobei sie helfen könnte.
„Warum bittest du nicht meine Mutter um Hilfe?“
„Heuja, das tät ich gerne“, sagte Geraldo und zuckte die Schultern, „aber ich glaube Franca wird sauer sein, denn ich habe ihr kürzlich vergammelte Drachenschuppen geliefert.“
„Vergammelte Drachenschuppen – na klar.“ Susi rieb sich die Augen und sagte: „Okay, ich muss mir erst etwas anziehen, dann komme ich runter, und dann erzählst du mir, was passiert ist.“
Fünf Minuten später kletterte das Mädchen geschickt die Pergola, vom Garagendach aus, herunter, und stand vor Geraldo, welcher ihr gerade mal bis zur Brust reichte. Im Schein der Laterne sah sie einen bärtigen Zwerg, nein, einen Gnom oder Erdgeist, darauf legte Geraldo besonders viel Wert, wie er der jungen Hexe später sagte; Zwerge waren hässliche Wesen mit übellaunigem Charakter.
Geraldos Antlitz erweckte Vertrauen. Sein Bart war gepflegt und von leuchtend goldener Farbe wie sein krauses Haupthaar. Die kupfernen Augen blickten gütig.
Das ungleiche Paar verließ den Garten und folgte einem Feldweg. Alles war auf seltsamer Weise verändert und doch vertraut.
Geraldo berichtete vom Missgeschick seiner Frau: „Heuja, Hilda, meine Frau, war morgens in den Wald gegangen, um Kräuter fürs Frühessen zu sammeln. Sie hat eine ganz besondere Stelle, aber weiß der Schalk, am Dutt gab es nicht nur die besten Kräuter, sondern es wimmelte auch dort von Feuersäuen. Kurzum, sie liegt zu Hause im Kuhl und es quält sie die Furunkelritis.“
„Feuersäue? Furunkelritis?“, Susi glotze Geraldo mit großen Augen an. „Sonst geht`s noch …“
„Heuja, ja“, der Gnom blieb stehen und sah sie ernsthaft an, „Hilda leidet ohne Ende. Und darum brauch ich Dich.“
„I- ich“, sagte das Mädchen. „Was kann ich schon tun?“
„Heuja, oh – sehr viel. Ihr Hexen seit so etwas wie die Ärzte in der Menschenwelt, aber auch mehr …“
„Aber ich weiß doch nichts. Weiß mit meinen Hexenkräften nichts anzufangen.“
„Das mag sein, junge Hexe“, sagte Geraldo, „aber du erkennst magische Substanzen, wenn du sie siehst.“
Der Gnom blieb abrupt stehen und schnupperte, wie ein Tier, die Luft im Forst.
„Was ist“, fragte das Mädchen.
Aber Geraldo schüttelte nur den Kopf.
Im Schein der Laterne sah Susi eine kleine Hütte mit moosbedecktem Dach, das fast den Boden berührte. Sie wunderte sich darüber, denn es war ihr nicht bekannt, dass es, im Bruch Hütten gab.
„Heuja, hier wohne ich mit meiner Frau“, sagte der Gnom und öffnete die Tür.
Susi musste den Kopf einziehen, als sie den Raum betrat. Es war dunkel, und es roch angenehm nach Blüten und Kräutern; Geraldo bedeutete Susi zu warten, dann entfernte sich das Laternenlicht und sie hörte Geraldo eine Holztreppe emporsteigen. Sie hörte Leises gemurmelt und versuchte etwas zu verstehen, aber es gelang nicht, dann kam er wieder die Treppe herunter, und sie hörte das typische Geräusch eines Schlüsselbundes.
„Heuja, Hilda geht es schlechter“, sagte Geraldo und sie schaute in ein besorgtes Gesicht. „Wir müssen uns beeilen. Also komm …“
Sie durchschritten den Raum. Im Lichtkreis sah Susi einen handbemalten Bauernschrank, auf dem in einem wunderschönen Topf ein Madeira-Ginster wuchs, der Duft nach cremigem Honig stieg ihr in die Nase, dann öffnete Geraldo eine Tür und sie betraten eine Art Gewächshaus. Gerne hätte sie sich dort umgeschaut, aber der Gnom trieb sie zur Eile an: „Schau dir bitte dieses Gewächs an, was siehst du?“
„Das ist Johanniskraut“, sagte Susi.
„Heuja, und – etwas Besonderes bemerkt?“ Der Gnom hielt die Laterne über die Pflanzen, und seine kupfernen Augen blitzten auf.
Doch … - Susis Mutter nannte das Gewächs Tüpfel-Hartheu, sie hatte ihr erklärt, dass die Blätter durch eingelagerte rote Öltropfen im Gegenlicht wie getüpfelt aussähen. Früher, als sie noch ein Mädchen war, sagte Franca, hätten sie die Blüten in einem Tuch zerdrückt als Liebesprobe. Färbte sich das Tuch rot, so war der Bräutigam treu; aber eigentlich behandelte man mit dem roten Öl Brandwunden und Geschwüre … seltsam war nur der silbrige Glanz mancher Blütenblätter, und sie fragte: „Was ist das für ein Glanz …“
„Heuja“, schrie Geraldo, „Du siehst es, Schalk sei Dank, rupfe diese Blätter ab, sie haben das magische Ens, damit werde ich Hilda einen Heilsud brauen …“
Geraldo wirbelte herum und begann, wie im Forst, laut zu schnuppern; dabei schwenkte er die Laterne hin und her, nach oben und unten, als suche er etwas. Er fasste Susi am Arm, und sie spürte die Kraft in seinem Griff: „Heuja, junge Hexe, rühre dich nicht. Ich glaube wir sind nicht allein …“
Sie schauten in das Glitzern einiger Glasscherben, das den gestampften Boden bedeckte. Unter einem Pflanztisch ragte ein knorriger Hirtenstab hervor aus blankem Holz mit einem Schlangenkopf. Susi wollte sich gerade danach bücken, als Geraldo laut schrie: „Heuja, nicht anfassen!“
Da hörte Susi das Zischen, und der Stab begann sich, wie eine Schlange zu bewegen, und richtete sich vor der Hexe und dem Gnom auf.
„Sssieh an, sssieh an“, zischelte die Schlange und der mächtige Kopf war in Augenhöhe von dem Mädchen, das erschrocken auf das Reptil starrte.
„Ein neuesss Gesicht in der Fabelwelt. Eine Hexe … jung und unerfahren … wie ssschön.“
Das Reptil richtete ihren hypnotischen Blick auf den Gnom:
„Hallo, wir haben unsss lange nicht gesehen, Geraldo.“
Geraldo stand wie erstarrt, gefangen im Bann, die gespaltene Zunge berührte fast seine Nase. Zufrieden wandte sich das Reptil der Hexe zu.
„Mein Meister wird mit mir zufrieden sssein, wenn ich ihm die junge Hexe bringe“, sagte die Schlange, „dein Ens, deine magische Energie, ist sssehr ssstark… Hexe, aber sie wird dir jetzt nichtsss nützen. Aus meinem Bann wirst du dich nicht befreien können, dazu fehlt Dir die Erfahrung.“
Die Stimme des Reptils schien Susi direkt im Kopf zu sitzen. Das Mädchen versuchte sich zu bewegen, aber sie fühlte sich wie eine Statur, aus dem Augenwinkel erkannte sie, dass es Geraldo ebenso erging. Dann begann die Schlange zu tänzeln, wiegte sich immer schneller hin und her, der Singsang einer unheimlichen und fremden Sprache erklang, und schwemmte all die Gedanken des Mädchens hinfort.
Irgendwo raschelte eine Kreatur im Geäst einer Kletterpflanze, lief geschickt über Verstrebungen und schaute mit seinen bernsteinfarbenen Augen hinab auf das Geschehen. Sie murmelte Seltsames und ließ sich dann, ohne zu zögern, hinunterfallen.
Mit gestreckten Pfoten landete das Tier auf dem Kopf der Schlange, federte elegant ab und setzte sofort nach, sodass es den Kopf des Reptils auf den Boden presste.
„Hallo Légion“, sagte der Kater, „auf Beutefang? Ich sagte dir doch, dass ich dich im Auge behalte. Heute wirst du unverrichteter Dinge verschwinden. Grüße Damian, deinen Meister und sag ihm, dass wir seine Pläne, was immer er auch ausbrütet, mag, vereiteln werden.“
„Bartholomäus“, sagte die Schlange feindselig. „Eines Tages wirst auch du in meinen Bann geraten, und dann ist es aus mit dir.“
Es gab ein Leises plopp und das Reptil löste sich in Luft auf.
„Heuja! Sieh nicht in ihre Aug…“, ließ Geraldo verlauten und riss Susi zur Seite, wobei der Gnom ins Straucheln kam und prompt auf seinen Hosenboden landete. Dort saß er und sah mächtig verwirrt aus. „Heuja! Sie hat mich erwischt.“
„W- was, w- wer“, stammelte Susi, während sie sich Blumenerde aus den Ärmeln schüttelte.
„Na, Geraldo, warst mal wieder sehr unvorsichtig gewesen“, sagte der ungewöhnlich große Kater. „Wenn ich nicht aufgepasst hätte, wäre es wohl jetzt vorbei, mein Freund, und die junge Hexe in der Gewalt von Damian. Du weißt, wie scharf der alte Zauberer auf unverbrauchte Hexenmagie ist. Es braut sich Schicksalhaftes zusammen im Fabelland, aber das brauche ich dir ja nicht erst zu sagen …“
„Heuja! Bartholomäus“, freute sich der Erdgeist. „Du kamst zur rechten Zeit. Légion, die Listige, hat mich überrascht – weil ich nur an Hilda dachte. Beim Schalk, Hilda … ich muss den Heilsud brauen.“
„Braue Du den Sud“, sagte Bartholomäus, „ich werde die junge Hexe nach Hause begleiten.“
„Wer bist du denn?“, fragte Susi.
„Nun, junge Hexe dies ist eine lange Geschichte“, sagte der Kater und schlich Susi um die Beine. „Folge mir, ich habe viel zu tun, und nur wenig Zeit verbleibt mir. Bis bald, Geraldo!“
Mit Geraldos Laterne zogen der Kater und das Mädchen in die Nacht hinaus. Susi stellte Bartholomäus viele Fragen, doch der Kater schwieg; im Garten ihrer Eltern verabschiedeten sie sich voneinander.
Susis Gedanken schwirrten, als sie in ihrem Bett lag, dann fielen ihr die Augen zu und sie schlief ein.
 



 
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