Tag für Tag

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LUPESIWA

Mitglied
Tag für Tag

Ein zaghaftes Lächeln umspielt ihre Lippen
und beim Flüstern der Stimme in ihrer Seele,
da zittert ein wenig die Hand.
Sie hört es ganz deutlich –„ heut werden sie kommen
und werden dich holen zur jährlichen Reise
an den schönen Ostseestrand.“

Die Dämmerung senkt sich im Raume hernieder
und lautlos entschwinden Hoffen und Sehnen,
die Nacht bricht herein.
Auf den Gängen verstummen die vertrauten Geräusche
und friedliche Stille hüllet sie gnädig
im Mantel des Vergessens ein.

Mit emsigen Treiben erwachet der Morgen,
mit Lachen und Zetern und suchenden Blicken,
die schweifen durchs Haus.
Herbststürme verbiegen längst die Wipfel der Bäume,
und ein Lächeln umspielt ihre Lippen,
so harrt sie Tag für Tag aus.
 

Tula

Mitglied
Hallo

Die inhaltliche Absicht spricht mich an und sehe auch viel Mühe in der Umsetzung, das Gedicht ist lesenswert.
Dennoch ist mir der Text etwas so romantisiert, was dem vergeblichen Warten irgendwie nicht entspricht.

LG
Tula
 

LUPESIWA

Mitglied
Hallo Tula,
Danke für Deinen Kommentar. Ich verbringe jeden Tag 1 bis 2 Stunden ehrenamtlich in einem Pflegeheim und das hat mich inspiriert.
Anbei die erste Version, vielleicht ist die etwas realistischer.
Auf die Reise zur Ostsee wartet wirklich eine demenzerkrankte Dame.
LG Lupesiwa


Tag für Tag

Ein zaghaftes Lächeln umspielt ihre Lippen und
die müden Augen sind ständig der Tür zugewandt.
Gleich werden sie kommen, um sie endlich zu holen
für die jährliche Reise an den schönen Ostseestrand

Im Raum schweben Schatten von winkenden Bäumen
und berühren das Bettzeug, die Nacht bricht herein.
In ihrem Zimmer schwingt noch die Hoffnung,
doch die Dunkelheit hüllt sie erbarmungsvoll ein.

Ein neuer Tag erwacht mit emsigen Treiben, mit Lachen und
Zetern, auch fragende Blicke - die schweifen durchs Haus.
Der Herbstwind hat längst den Sommer verdrängt,
doch sie harrt, dem Schicksal ergeben, Tag für Tag aus.
 

LUPESIWA

Mitglied
Tag für Tag

Ein zaghaftes Lächeln umspielt ihre Lippen
und beim Flüstern der Stimme in ihrer Seele,
da zittert ein wenig die Hand.
Sie hört es ganz deutlich –„ heut werden sie kommen
und werden dich holen zur jährlichen Reise
an den schönen Ostseestrand.“

Die Dämmerung senkt sich im Raume hernieder
und lautlos entschwinden Hoffen und Sehnen,
die Nacht bricht herein.
Auf den Gängen verstummen vertraute Geräusche
und friedliche Stille hüllt sie gnädig
im Mantel des Vergessens ein.

Mit emsigen Treiben erwacht der Morgen,
mit Lachen und Zetern und suchenden Blicken,
die schweifen durchs Haus.
Herbststürme verbiegen längst die Wipfel der Bäume
und ein Lächeln umspielt ihre Lippen,
so harrt sie Tag für Tag aus.
 



 
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