Tagesrand
Ich liege schon eine Weile wach, bevor ich mit einem Ruck die Füße aus dem Bett werfe. Heute wird nicht mein großer Tag. Der wird es nie mehr in letzter Zeit, aber das macht nichts, meine großen Tage hatte ich, ich bin dankbar und satt. Bevor der Entschluss aufzustehen an die Oberfläche gelangen kann, wälze ich mich gequält hin und her in dem Versuch, das Grauen abzuschütteln, das mich seit Monaten fast jeden Morgen überfällt. Ich hänge zwischen den Welten, noch nicht denkend, nicht mehr träumend. Ich nehme nichts wahr ausser diesem Gefühl, das weniger als ein Gefühl und keine Angst ist – Angst wäre eine Erlösung dagegen.
Ich weiß nicht, was mich da jeden Morgen anstiert, bevor sich der vernünftige Teil von mir durchsetzt und seine Tätigkeit aufnimmt. Ich bin wach und bin es nicht. Etwas derart Unmenschliches glotzt mich an, dass ich keine Sprache dafür finde, auch keinen Vergleich mit irgendeiner realen Erfahrung.
Abgrund ist nicht das richtige Wort, obwohl es dem, was ich empfinde, noch am nächsten kommt. Doch Abgründe haben Begrenzungen, haben einen Rand, über den man in die Tiefe starrt und wenn man fiele, gäbe es immerhin ein Ankommen, ein Aufschlagen und ein Ende. Mein Abgrund ist bodenlos, er hat keinen Rand und ich falle nicht. Es gibt mich nicht mehr, nur mehr das Grauen der gesamten Menschheit auf meinem Polster gebündelt, dort wo mein Kopf liegt. Solange, bis es mir gelingt, ein loses Ende meines Verstandes zu erhaschen, es mit den äußersten Auslegern meines Bewusstseins festzuhalten, zu mir heranzuholen und mich auf die erlösende Zauberformel zu konzentrieren: Zieh die Knie an und wirf die Beine aus dem Bett, zieh die Knie an, die Knie, hoch mit dir, tu es, JETZT!
Danach ist es wie immer. Alles normal, die Zeit zwischen Erwachen und Aufstehen nur ein böser, dummer Traum. Solange ich die Zauberformel habe, kann mir nichts geschehen. Doch es dauert immer länger, bis ich sie finde. Ich ahne, dass die losen Enden meines Verstandes weniger werden könnten, vergleichbar mit einem begrenzten Vorrat an Streichhölzern.
Ist es eine Ahnung von dem was kommt? Eine schlecht eingestellte Tür, die sich erst nach dem Erwachen zu spät wieder schließt? Eine Warnung?
Ich wünschte, ich könnte zurück in die Ahnungslosigkeit.
Ich liege schon eine Weile wach, bevor ich mit einem Ruck die Füße aus dem Bett werfe. Heute wird nicht mein großer Tag. Der wird es nie mehr in letzter Zeit, aber das macht nichts, meine großen Tage hatte ich, ich bin dankbar und satt. Bevor der Entschluss aufzustehen an die Oberfläche gelangen kann, wälze ich mich gequält hin und her in dem Versuch, das Grauen abzuschütteln, das mich seit Monaten fast jeden Morgen überfällt. Ich hänge zwischen den Welten, noch nicht denkend, nicht mehr träumend. Ich nehme nichts wahr ausser diesem Gefühl, das weniger als ein Gefühl und keine Angst ist – Angst wäre eine Erlösung dagegen.
Ich weiß nicht, was mich da jeden Morgen anstiert, bevor sich der vernünftige Teil von mir durchsetzt und seine Tätigkeit aufnimmt. Ich bin wach und bin es nicht. Etwas derart Unmenschliches glotzt mich an, dass ich keine Sprache dafür finde, auch keinen Vergleich mit irgendeiner realen Erfahrung.
Abgrund ist nicht das richtige Wort, obwohl es dem, was ich empfinde, noch am nächsten kommt. Doch Abgründe haben Begrenzungen, haben einen Rand, über den man in die Tiefe starrt und wenn man fiele, gäbe es immerhin ein Ankommen, ein Aufschlagen und ein Ende. Mein Abgrund ist bodenlos, er hat keinen Rand und ich falle nicht. Es gibt mich nicht mehr, nur mehr das Grauen der gesamten Menschheit auf meinem Polster gebündelt, dort wo mein Kopf liegt. Solange, bis es mir gelingt, ein loses Ende meines Verstandes zu erhaschen, es mit den äußersten Auslegern meines Bewusstseins festzuhalten, zu mir heranzuholen und mich auf die erlösende Zauberformel zu konzentrieren: Zieh die Knie an und wirf die Beine aus dem Bett, zieh die Knie an, die Knie, hoch mit dir, tu es, JETZT!
Danach ist es wie immer. Alles normal, die Zeit zwischen Erwachen und Aufstehen nur ein böser, dummer Traum. Solange ich die Zauberformel habe, kann mir nichts geschehen. Doch es dauert immer länger, bis ich sie finde. Ich ahne, dass die losen Enden meines Verstandes weniger werden könnten, vergleichbar mit einem begrenzten Vorrat an Streichhölzern.
Ist es eine Ahnung von dem was kommt? Eine schlecht eingestellte Tür, die sich erst nach dem Erwachen zu spät wieder schließt? Eine Warnung?
Ich wünschte, ich könnte zurück in die Ahnungslosigkeit.