Tagträume

Daunelt

Mitglied
Tagträume

Die Kunst beim Tagträumen ist es, die Augen offen zu halten oder hinter einer getönten Brille zu verstecken. Man darf auch nicht in eine tiefe Phase abgleiten und das Bewußtsein verlieren, denn dann knickt der Kopf oft peinlich weg. Es geht vielmehr um eine Bewußtseinserweiterung, das ziellose Schweben über Traumozeane, ohne in ihnen zu versinken. Problemlösungen, die nie realisiert werden, Bilder von abstruser Logik, Pferde mit Wolkenkörpern, auf denen man sattellos reitet.

„Wie ist denn ihre Meinung zu dem Fall, Herr Schöffe ?“, klingt der Baß des vorsitzenden Richters an mein Ohr. Eben hatten sich noch zwei blauäugige Frettchen in meine Schulter verbissen, irgendwo in den Bergen Marokkos, kurz vor dem Ersten Weltkrieg - und jetzt die platte Realität einer längst entschiedenen Berufungsverhandlung. Es ist im übrigen ratsam, für solche Momente ein paar unverbindliche Floskeln parat zu haben.
 



 
Oben Unten