nisavi
Mitglied
die stimme versagt
er kann nicht reden und will doch schreien eine fremde familie lebt längst im hortensienhaus
er kennt sie nicht aber ahnt dass die kinder ball spielen im garten
er will der frau sagen dass er sie oft trifft wenn er schläft
dass er sich sorgt
dass er sich fürchtet weil andere leute in das haus vor der stadt ziehen
menschen die er nicht kennt.
frauen die ihm fremd sind
männer deren sprache er nicht spricht
er möchte überlegen
nachdenken
sich zurückfinden
besinnen
er rechnet
will dass sich jahrezahlen aufeinanderzubewegen
dann fügt er den eigenen namen ein
subtrahiert sich wieder
teilt das ganze in kindheit und erwachsensein
in fußballspiele und handyklingeln
es ist lange her dass er das letzte mal wirklich hier war
er ist ein anderer geworden
er erkennt das gebäude schon von weitem
fachwerk dichte buchsbaumhecken schützen den vorgarten die hortensien sind längst verblüht
alle fenster hell erleuchtet
eine greisin sitzt im sessel über eine handarbeit gebeugt oder ein buch
in astgabeln liegen blauschwarze dohlen auf dem rücken
das gefieder ist glatt die schnäbel glänzen wie teer ihre pergamentenen krallen aber sind verkrümmt und steif
vogelsicheln
er weiß wie die hände alter menschen aussehen wächsern und fleckig die adern zeichnen sich knotig ab unter der haut
zum glück ist es dunkel er steckt die fäuste in die hosentaschen
noch sind die bäume nicht kahl
ihre ungeduldigen schatten flackern in seinem atem verästeln sich in der lunge
er hustet
der asphalt – regennass
laub formt kontinente auf fußwegen
unter seinen schritten schieben sich welke erdteile ineinander ein windstoß lässt sie auseinanderdriften mit der schuhspitze schiebt er afrika in einen gulli
Er beginnt sich zu erinnern, erwacht.
Öffnet die Augen.
Verlässt die Stadt.