terrorist

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mitis

Mitglied
wenn sogar süße träume mit angst durchflutet werden
dann ist er überall

süße träume = metapher für (unser) schönes leben

träume = unbewusstes

unbewusstes steuert unsere persönlichkeit, unsere handlungen, alles.

wenn nun die angst ins unbewusste "flutet" (durch die handlungen, die terroristen bereits begangen haben), dann ist sie überall - und damit auch der terrorist "als person".

sozialkritisch an dem gedicht ist m.E., dass der terrorist an unserer (vermeintlichen) sicherheit rüttelt. und wenn wir noch so "hochrüsten", die angst (vor ihm = vor dem verlust unserer süßen träume) wird bleiben.

aber wenn ein gedicht solche erläuterungen braucht und nicht für sich verstanden werden kann, dann ist es wohl doch schlechter als ich dachte.

lg mitis
 

Franzi

Mitglied
Hallo, mitis,

naja, das mit den vielen Erläuterungen mag daran liegen, dass irgendwie die 'Metapher' (bei mir) nicht funktioniert. Ich bin mir nicht sicher, ob es überhaupt eine ist, und wenn, ob es nicht eine verblasste Metapher ist (oder vielleicht schon ein halbes Symbol). GGf. hast du den Begriff aus psychologischer Literatur, oder er ist in deinem Land gebräuchlicher als hier?
Ggfs. funktionieren 'gute' Gedichte durch ihre Bildhaftigkeit und ihre 'poetischen' Metaphern, ohne dass der Rezipient eine perfekte Interpretation des Ganzen überhaupt geben kann? Denn was ist z.B. mit absoluten Metaphern, die von den allermeisten oder fast allen Lesern überhaupt gar nicht dechiffriert werden können, aber dennoch das Gefühl hinterlassen, dass es sich um ein klasse Gedicht handelt?
Ich würde das Gedicht nicht als 'schlecht' bezeichnen. Es mag Menschen geben, die weniger gefühlsorientiert sind und die es ganz anders wahrnehmen als ich.
Vielleicht wolltest du zuviel Theoretisches hineinpacken?
Wie gesagt, am meisten 'stört' (wenn das überhaupt der richtige Ausdruck ist) mich ja auch die letzte Zeile ...

LG, Franzi
 

Franzi

Mitglied
P.S. Mitis:
es geht m.E. nicht darum, ein Gedicht wirklich zu 'verstehen', verstandesgemäß. Ein gutes Gedicht muss man, so wie man Musik auch in erster Linie hört und fühlt, ebenfalls irgendwie [red]'fühlen'[/red] ... es muss einen [red]berühren [/red]...
LG, Franzi
 

Balu

Mitglied
weißt du, mitis

so wie diese zeilen bei mir ankommen, ist dein terrorist
einer, der aus langeweile sein unwesen treibt, fasr ein wenig koboldmäßig

terroristen haben aber eine gewaltige motivation und führen ihre taten im glauben an eine wertvolle sache aus

und deswegen sind sie tieffühlende und unberechenbare menschen, die mit ganzem herzen ihre aufgaben erfüllen

und deswegen sind sie gefährlich und sehen den tod als einen begleiter in ihrem leben


deine bilder finde ich im ansatz gut, besonders die sicherheitszäune sind eine gute wortwahl zum thema

auch die angst gehört unbedingt in dieses thema

nun schlage dir vor, die nachrichtenarchive zu studieren, die septemberbilder und auch die bilder aus den siebzigern zu betrachten und wenn du es fast nicht mehr ertragen kannst, was du siehst und liest, dann schreib diesen text nochmal
ich weiß, dass du dann deine leser berühren, anfassen wirst.

schade, dass du hier eine große chance vertust, weil das thema sehr brisant und aktuell ist

grüße vom bären
 

mitis

Mitglied
@balu
vielleicht ist es der titel, der falsche erwartungen weckt.
ich wollte hier nicht die motivation eines terroristen mit empathie "beschreiben", sondern die "verwobenheit" zeigen. hier die eine welt, dort die andere - sie prallen im terror aufeinander. der terror ist die "bruchstelle" sozusagen.
ich habe es als eine geschrieben, die - aus sozialkritischen gründen - für bestimmte motivationen und sogar handlungen von terroristen durchaus verständnis hat und gleichzeitig persönlich als jederzeit betreffbarer mensch angst davor hat, und zwar keine geringe.
lg mitis
 

mitis

Mitglied
@franzi
du spürst sie doch, die angst, oder?
ich muss hier außerdem weder ein "versteh den armen terroristen" noch ein angst- und panik-gedicht schreiben.
ich kann auch vielleicht einfach nur in aller kürze einen gedankenanstoß liefern wollen - fernab von jeder "sensationsheischerei".
lg mitis
 

Balu

Mitglied
mitis

deine motivation, deinen text so und nicht anders zu schreiben
kommt mit deiner antwort an und leuchtes mir auch ein

dann aber wäre mir ein kleiner hinweis auf die opfer ein besonderer wunsch
 

mitis

Mitglied
@balu
die opfer sind einerseits wir - mindestens (wenn nicht schlimmer) gefangen in unserer tagtäglichen angst. aber auch auf der anderen seite gibt es opfer.
ihrer aller "gedenke" ich, als lebendiger mensch in einer aus dem gleichgewicht geratenen welt.
 

Franzi

Mitglied
mitis, ein versteh-den-armen-Terroristen-Gedicht wäre auch nicht so gut ... pure Effekt-Hascherei auch nicht. Der Vorschlag von Balu, sich noch mal alle Bilder vor Augen zu führen, bis das Herz fast aussetzt, und dann noch mal zu beginnen, ist nicht zu verachten ...
Wir können aber auch gerne auf dem Lupanum zum Thema diskutieren, mach doch einen thread auf, da gibts sicher viel zu sagen ...
Franzi
 
P

Peter Waldnacht

Gast
Also ich glaube ja nicht, dass es mitis nötig hat, sich alle Bilder nochmal vor Augen zu führen, um ein besseres Gedicht schreiben zu können.

Allerdings bin ich erstaunt, dass Leute hier tatsächlich Angst vor einem Terroranschlag haben und anscheinend keine geringe.

Wenn das so ist, habt Ihr keine Ahnung, wie gefährlich die Welt da draußen sein kann und wie gut es Euch hier geht.
Tut mir leid, wenn das großkotzig wirkt. Aber meine Freunde in Rio de Janeiro haben Stahlplatten vor den Fenstern, um nicht von Irrläufern (verirrten Kugeln) getroffen zu werden.
Jeden Tag werden da mehrere Menschen erschossen, weil sie nicht schnell genug ihre Geldbörse oder ihren Autoschlüssel aushändigen. Jeden Tag werden dort Leute entführt und ermordet, weil niemand schnell genug das Lösegeld bezahlen kann.

Und das ist nicht nur so in Rio de Janeiro sondern FAST überall auf der Welt. In Israel und Palestina haben die Menschen JEDE MINUTE ihres Lebens ANGST, ihre Angehörigen, ihr Hab und Gut oder sich selbst zu verlieren.

Und Ihr hier (oder die laschen Amis dort) habt ANGST, dass in Wien oder Paris oder Frankfurt oder Washington VIELLEICHT einmal in fünf Jahren ein Omnibus von irgendwelchen "Terroristen" in die Luft gejagt wird???

Sagt mal: Hakt's noch!?
 

Franzi

Mitglied
Peter, mit deinen Erläuterungen hast du mir jetzt genau den Schrecken und die Angst vor Augen geführt oder mal wieder ins Bewusstsein gerufen, die mitis vielleicht beabsichtigt hat. Deine Zeilen haben wachgerüttelt. Genau darum geht es, die Leute aus ihrer Lethargie zu reißen und zu sensibilisieren bzw. wachzurütteln.
Ich weiß auch, dass es uns hier verdammt gut geht, und dass die Jugend von heute z.B. null Plan und null Ahnung hat, was in der Welt so abgeht. Denen und uns geht es so saugut, die können sich nicht vorstellen, was in anderen Ländern Kinder für eine 'Kindheit' haben, nämlich gar keine.
Wenn wir nicht aufpassen, fliegen wir hier aber gleich raus wegen nicht textbezogener Kommentare; letztendlich geht es um die Anfertigung eines Gedichtes , um Lyrik. Aber das Thema ist so wichtig, dass wir es im Lupanum weiterdiskutieren sollten, das wäre dann auch ein sehr sinnvoller thread.
LG, Franzi
 
P

Peter Waldnacht

Gast
Kann man das nicht rüberschieben?
Ich denke aber, es ist durchaus textbezogen. Manchmal ist halt der Inhalt doch wichtiger als die Form.
 

mitis

Mitglied
@p.w.
Allerdings bin ich erstaunt, dass Leute hier tatsächlich Angst vor einem Terroranschlag haben und anscheinend keine geringe.
Wenn das so ist, habt Ihr keine Ahnung, wie gefährlich die Welt da draußen sein kann und wie gut es Euch hier geht.
das ist es ja eben: wir haben wirklich keine "vorstellung", wie gefährlich die welt da draußen ist. und selbst wenn wir es aus nachrichten und berichten wüssten, würde es uns nicht so nahegehen wie unsere klägliche kleine große angst vor dem verlust unserer bequemlichkeit. im gegenteil, ich glaube, wir würden uns noch mehr hinter unsere "sicherheitszäune" zurückziehen.
z.b.
wir wissen doch seit jahren, dass es (erzeugten) hunger auf der welt gibt. ging uns das je wirklich nahe?

die umstände, peter, die du schilderst, sind der "alltägliche terror", wenn man so will.
wir hier haben im vergleich dazu im wesentlichen angst vor der "terrorgefahr". wenn wir schon täglich gut schlafen können trotz der weltweiten katastrophen, dann sollen wir wenigstens nicht gut schlafen wegen des gefühls der "eigenen bedrohung". das kann durchaus "terroristische" absicht sein.
es kann aber auch staatliche "propaganda" sein, um uns gegen die "terroristen" aufzuhetzen, uns durch und durch kontrollieren zu lassen. mit angst ist sehr viel manipulierbar.
aus dem grund ist dein posting von vorhin auch wieder wichtig: sehen wir doch die relationen, lassen wir uns keine angst machen, dann sind wir weniger manipulierbar.

lg mitis
 
P

Peter Waldnacht

Gast
Das hast du gut formuliert, mitis. Denke ich genauso.

Ich mag das Wort "Terrorist" nicht. Terroristen nennt man Kriegsgegner, die man diskreditieren möchte.
Terroristen nennen sich nie selbst Terroristen, aus gutem Grund. Sie sehen sich als Freiheitskämpfer und immer als Verteidiger der guten Sache.

Im übrigen ist es nicht verwunderlich, wenn Menschen, die in Regionen aufgewachsen sind, in denen (irgendeine Art von) Krieg Alltag ist, auf die Idee kommen, den Krieg ab und zu dorthin zu tragen, wo sie seine Ursachen vermuten.

Vielleicht ist man sich hier dessen gar nicht bewusst, wie arrogant es nach außen hin wirkt, dass wir einerseits lauthals nach Menschenrechten rufen, andererseits aber unsere T-Shirts in China, Thailand oder sonst wo für weniger als einen Euro kaufen, um sie hier für weniger als zehn verkaufen und einkaufen zu können.

Unser Wohlstand, unsere Demokratie, unser Wohlbefinden, unsere Gemütlichkeit haben sich zum großen Teil auf Kosten anderer entwickelt. Wenn wir nicht bereit sind, diese Investition in Form von Bildung, Unterstützung, Hilfe, Verständnis, bescheidener Offenheit und offener Kommunikation unseren momentanen Noch-Partnern wie auch unseren Kriegsgegnern zurück zu erstatten, werden wir früher oder später überrollt. Und da helfen dann auch keine jämmerlichen Sicherheitszäune, Mauern oder hochtechnologischen Kriegswaffen mehr.
 

MarenS

Mitglied
Die, die all das wissen, was du schriebst, Peter, sind da einer Meinung. Der Rest will es nicht wissen, weil er von diesem System profitiert oder versteht es nicht, weil das seine Bequemlichkeit stört.
Ich kann nicht die Welt verändern, denn ich bin nur ein kleines Licht...aber ich leuchte!

Grüße von Maren
 

mitis

Mitglied
@p.w. und marenS
ich sehe, ich brauche für mein gedicht jedenfalls einen anderen titel.
um einerseits deine einwände, peter, gegen das wort "terrorist" zu beachten, die ich teile.
und andererseits keine falschen erwartungen bezüglich dessen zu wecken, was ich eigentlich sagen wollte.

was wäre denn gut? vorschläge?

"ich bin überall"???? zu plakativ?

lg mitis
 



 
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