leichenbegängnisse sind immer sentimental. sie sind so alt wie die menschheit; ganz gleich, ob die blumen auf den wellen schaukeln oder in gestellen stehen, die totenlieder aus dem lautsprecher oder dem flötenrohr kommen und ob viele oder nur ein paar weinen – diese „rührseligkeiten“ hatten und haben sinn. nicht für den toten, natürlich, sondern für die hinterbliebenen: der tod nimmt ihnen den geliebten, den freund oder den feind und gibt ihnen dafür, je nach der gängigen religion, verheißung und zusammengehörigkeitsgefühl.
gemeinsam trauern kann ziemlich cool sein.
sich allmählich auflösende gesellschaftsstrukturen, begleitet von zunehmender vereinsamung des individuums (neudeutsch: „single-dasein“), lassen keine gemeinschaftlichen gefühle mehr zu. das althergebrachte leichenbegängnis verkommt zur pflichtübung unter fremden, die taschentücher bleiben trocken. von blumen- und kranzspenden sowie beileidsbekundungen bittet man, abzusehen, stattdessen um eine zahlung auf das konto soundso. verscharren lassen wir uns im wald; nummer, kein gedenkstein
wie gut, dass es noch ein paar typen gibt, die beim anblick einer schönen „leich“ nicht geringschätzig den mundwinkel verziehen, sondern sich in der tat rühren lassen. die vielen bunten farben, die’s da zu sehen gibt, und den schwulst, der sich zwangsläufig unter großem eindruck zu formen pflegt, den braucht’s nach wie vor, finde ich. denn er dient nicht zuletzt dazu, uns vom vieh zu unterscheiden. das scheißt in jedes eck, ohne sich was dabei zu denken.
also her mit den panflöten, den blumenfloren, perlen und den fernen meteoren (die sind vielleicht ein bisschen arg groß, das stimmt schon) – ich schmeiß mich rein.
liebe grüße aus münchen
bluefin