@ bluefin
Wenn Parmesan nach Erbrochenem riecht, dann umso besser fürs christliche Gemüt, denn man schließt ja vom Riechen auf das Verursachende, und was kann einem demütigen Gläubigen lieber sein, als gottgefälliges Essens-Tun - schließlich trank und genoss überaus laut eigener Bekundungen auch die größte katholische Kirchenheilige, Theresia von Avila, das Waschwasser von Aussätzigen (Leprösen, Eitrigen, Krätzigen, Verflohten, jahrelang Ungewaschenen, Eingekoteten).
Möglicherweise kannte sie Parmesan nicht?, aber immerhin gab es keinen christlichen Waschzwang. Die damals christlich glaubenskonforme Hygieneregel lautete vielmehr "Der gute Christ wäscht sich nicht und nimmer", und falls er dennoch mit Wasser spielt, dann nur im Rahmen der weihwässrig-sparsamen Betupfungs-Taufe (denn Weihwasser ist kostbar) - was ein echter Fortschritt gegenüber früheren Zeiten war, als ein Johannes Täufer die Jünger immerhin noch skrupellos ganzkörperlich im Jordan untergetaucht und klargespült haben soll, und auch ein wegweisender Fortschritt gegen die schon damals andersgläubigen Araber und Mauren, die im allzu sonnigen Spanien massenhaft und gotteslästerlich in öffentliche Badeanstalten investiert hatten, weil sie völlig abwegig meinten, nur in sauberen Körpern wohnten auch wenigstens einigermaßen saubere Geister.
Zur Zeit des Täufers waren daher auch der spätere Spitzname für kuttelige Jesusjünger noch gänzlich unbekannt: "Kuttenbrunzer" = Mönchskutten-Urinstinkende = Ammoniakalen, und der berühmte Roman "Der Mönch und das Abwasserrohr" noch nicht geschrieben.
Und Kaiser Friedrich II, ansonsten mit Nehmerqualitäten begabt, wird wohl eine psychasthenische Phase gehabt haben, als er dem Heiligen Franz von Assisi gebot, ihm wegen des unerträglichen Gestankes des Heiligen stets mindestens acht Meter vom Leib zu bleiben.
Macht aber alles nix, denn die christlich-kirchenväterliche Weisheit des hochberühmten Augustinus "inter faeces et urinas nascimur" = zwischen Kot und Urin werden wir geboren, leitet ganz zwanglos zum späteren christlichen körper- und sinnenfeindlichen Hygieneverständnis über (auch wenn Altvater Augustin hier biologisch/physiologisch betrachtet absurden Oberblödsinn verzapft, so liegt er mit dieser Ansicht dennoch so recht inmitten des Glaubens und neben dem Wissen, wie ein Fisch auf dem Trocknen, und wie er selbst ebenfalls bei den Resultaten seiner Betrachtungen über "die Zeit").
Es ist schon auch lustig: Der Christ darf sich im Grunde nicht waschen und körperpflegen, weil er damit seinen verabscheuenswürdigen Körper über seine Seele stellt, der gute Muslim muss sich hingegen ständig waschen, weil sein antrainierter Beschmutzungswahn ihm sonst den Körperdreck bis in die Seele spült, wo ihn Seife dann nicht mehr erreicht, der gläubige Jude geht vorm Schabbes ins Badestübchen, damit sein Körpergeruch Gottes feine Nase nicht stört, denn falls er den Alten mit Lappalien aufschreckt, wirds meist ungemütlich, und die Philosophen, die sich Buddhisten nennen, halten Dreck und Gestank wie alles andere auch für pure Einbildung ("maja"), und haben das bedeutende Problem selbst Läuse nicht töten zu dürfen, obwohl auch diese natürlich sowieso nur eingebildet sind, weshalb sie sich die Körperhaare schon vorsorglich entfernen, damit das eingebildete Lausproblem gar nicht erst auftritt.
Es ist schwer, sich in Anbetracht all solcher grotesken Verrenkungen dem Eindruck zu verschließen, dass die meisten Menschen offenbar nicht ganz sauber ticken, was aber auch natürlich am Wasser liegen könnte, das immer so unscheinbar-farblos daherkommt, und aus dem dennoch auch Menschen zum größten Teil bestehen.