totgeburt (gelöscht)

Wipfel

Mitglied
Jo, jo, jo. Da hast Du aber auch alles hineingepackt, was Dir gerade auf der Seele schwamm, oder? Mir hätte eines Deiner vielen Themen gereicht, das dann aber richtig beleuchtet, nicht klischeehaft...

Grüße vom Wipfel
 

wando

Mitglied
hi wipfel,

danke für deine meinung, vielleicht ist weniger manchmal mehr, habe den zweiten teil gelöscht.

gruß wando
 
H

Haki

Gast
Lieber wando,

wie immer eigentlich finde ich wirklich schöne Ansätze in deinem Gedicht wieder, Formulierungen, die mich treffen, aber wie immer schreibst du eher einen Roman, denn ein GeDicht... Ich mach mal ein paar Vorschläge wie man es verdichtet verpacken könnte, aber vielleicht willst du es ja auch so lassen...

totgeburt

irgenwo im nirgendwo
dieser welt gezeugt
sieben karge monate
im bauch der mutter
der bloß dunkelheit bot
enge/angst
stunde null
blutbefleckt hinausgepresst
ein letztes zucken
der sterbenden mutter
aufgewachsen
in gewalt
im krieg
zwischen müll
und
sterbenden brüdern
vergewaltigten schwestern
unzählige male hast du
kinderseelen
in geilheit und gewalt
zerstückelt verbrannt vernichtet
ruinen
der heimat gleich
die keine mehr ist
und die nie eine war
glanzlose augen
wozu lächeln?
schon früh waffen gehalten
statt dem spielzeug
statt dem bleistift
das töten gelernt
aber nie
das schreiben
so zieht das sterben
seine kreise
um die kinder
die nie welche waren
es nie sein durften
und nie sein konnten
aber dennoch sollten


Eine Verständnisfrage: Woher kommt das lyr.Du?
Ich hoffe, cih hab deinem Text nicht zu viel "abgeschnitten" aber so wirkt er für mcih viel stärker...

Liebe Grüße,
Haki


PS: Ja, die anonymen Werter, dich und Milko scheinen sie zu verfolgen... Mag diese Regelung sowieso nicht...
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo Wando,

für mich sind hier zu viele Themen angesprochen, dein Text hat Stoff für viele Gedichte. Hier könnte gut über einen Zyklus nachgedacht werden. Ansonsten empfehle ich zunächst die "Begrenzung" auf ein Thema und dieses ist schon gewaltig genug.

totgeburt

gezeugt
zwischen hunger und durst
irgendwo
und
im nirgendwo
dieser welt
in liebe
verzweiflung
oder hass
aus neun
wurden
nur sieben
karge monate
im bauch der mutter
der keine wärme
keinen schutz bot
sondern
die erste begegnung
mit dem tod

hinausgepresst
mit dem letzten zucken
der sterbenden
zeichen der zukunft
oder
schicksal der gegenwart

aufgewachsen
ohne liebe
die mutter
wie den vater nie gekannt
dafür die Gewalt

Okay, ist eine andere Geschichte als die von dir erzählte und hier schließt sich auch der Kreis nicht, aber der Leser hat trotzdem genug "Stoff" zum Nachdenken, zum "Kauen und Schlucken"
Okay, ist nur meine, nur eine Idee, vielleicht gibt es ja noch mehr und vor allem bessere und genau meine ist dann eben die falsche.
Okay, aber vielleicht ist sie als Anregung aber gut genug. Urteile selber.

Liebe Grüße
Franka
 

wando

Mitglied
hi haki,

vielen dank - finde deine interpretation sehr gut, werde sie aber sicher nicht adaptieren, da es eben deine ist und deshalb auch deine bleiben sollte. möchte mich nicht mit fremden federn schmücken. das lyr. du kannst du dir so vorstellen - du selbst stehst in diesem moment vor einem dieser kinder/kindersoldaten, lebend oder schon tod - spielt keine rolle - und dabei kommen dir diese gedanken in den kopf, ausgesprochen oder auch nicht.
die länge ist - meiner meinung nach - nicht unbedingt ein problem, da du es dir als vorgetragenen text mit sehr viel wucht, tempo und dynamik vorstellen solltest - dazu wurde er auch geschrieben.

liebe franka,

auch dir meinen dank.
zyklen finde ich großartig, habe ich mir auch erst gedacht, aber ich denke, ich werde bei dieser fassung bleiben.
 

wando

Mitglied
hi haki,

habe deine version mit meiner mal genauer verglichen.
die segmente, die du weggelassen hast, sind mir sehr wichtig. deine version hat eine tolle kraft, keine frage, und für sich alleine gesehen, finde ich sie einfach spitze. aber das original ist für mich aussagekräftiger, greifen verschiedene aspekte besser ineinander - ist einfach runder, wenn man beide nebeneinander stellt.
ok, meine meinung, mein eindruck, mein geschmack.
aber da hat eben jeder seine eigene sichtweise.

lg wando
 
H

Haki

Gast
Hi wando,

das ist doch kein Problem...Ich denke an sich, müsstest du das Gedicht wirklich splitten. Ich mag hier den Rhythmus in deinem Gedicht, wie du schon sagst, dynamisch und kräftig und wuchtig, aber es ist ein zu viel. Wenn du es aufteilen würdest, wäre es, wie ich finde besser. Das selbe galt ja auch letztes Mal... Hm, naja, letzten Endes bist dud er Autor..

Mir hats ja trotzdem gefallen...

Liebe Grüße,
Haki
 

Perry

Mitglied
Hallo Wando,
deiner Intention folgend

"das lyr. du kannst du dir so vorstellen - du selbst stehst in diesem moment vor einem dieser kinder/kindersoldaten, lebend oder schon tod - spielt keine rolle - und dabei kommen dir diese gedanken in den kopf, ausgesprochen oder auch nicht."

würde ich einen anderen Schwerpunkt in den Titel legen.
Statt "todgeburt" fände ich "tot geboren" in der übertragenen Bedeutung "in ein Leben geboren, das nur den Tod bringt" inhaltsnäher. Ansonsten schließe ich mich einigen Vorkommentatoren an, dass inhaltlich etwas zuviel in diesem wortstarken Text steckt.
LG
Manfred
 

wando

Mitglied
hi perry,

danke für deine gedanken - der umkehrschluss für mich wäre, dass wir alle tot geboren sind, da wir ja alle irgendwann einmal sterben müssen. totgeburt soll den sachverhalt betonen, dass der/die person zwar vom biologischen her lebt, aber vom seelischen her bereits gestorben ist.

gruß wando
 

Hella

Mitglied
Hallo Wando,

dein Text macht mich atemlos (im positiven Sinn) so wie er ist; einzig zwei, drei Redewendungen könnten meines Erachtens noch unverbrauchter sein:

„mit dem letzten zucken der sterbenden mutter“: halte ich für eine schon zu oft verwendete Wortkombination

„fleisch menschlich oder auch nicht“: ich fände es wirkungsvoller, wenn das „menschlich oder auch nicht“ ungesagt bliebe, darauf kommen die Lesenden schon selbst

„in geilheit und gewalt“: eines der beiden wörter würde meines Erachtens reichen und dem Text sogar mehr Wucht geben

Viele Grüße,
Hella
 

wando

Mitglied
hi hella,

schön, dass die zeilen dich erreichen.
muß mir deine vorschläge mal durch den kopf gehen lassen - bin grade recht müde und habe eine anstrengende woche vor mir. danke für deine gedanken.

lg wando
 

ENachtigall

Mitglied
Kürzungsvorschlag

[blue]totgeburt

irgendwo
zwischen hunger und durst
gezeugt
im nirgendwo
dieser welt in liebe
verzweiflung oder hass

aus neun wurden sieben
karge monate
im bauch der mutter
kaum wärme kaum schutz
dunkel enge angst
stunde null
geburt

begegnung
mit dem tod
mit dem letzten zucken
der sterbenden mutter
hinausgepresst
blutbefleckt
in den krieg[/blue]


Hallo wando,

ein in seiner Düsterheit sehr schweres Gedicht, das leider (in meinen Augen) wegen der Überfrachtung an Bildern und Schrecken zu sehr an Kraft verliert.

Die sehr aussagestarke Mehrdeutigkeit im Titel geht unter. Daher habe ich mir erlaubt, eine sehr radikale Kürzung aufzuzeigen.

Dabei bleiben inhaltlich folgende Aspekte als Gewichte in der literarischen Waagschale liegen:

Totgeburt = Tod der Mutter = symbolischer Tod des Kindes(verwaistes Frühchen) = Bomben-Kindheit = Schuldkomplex behaftetes Leben (blutbefleckt, weil "Schuld" am Tod der Mutter)

Alles Weitere überfordert die Aufnahmefähigkeit des Lesers in puncto auf seine Sensibilität. Wie bei allen Überdosen an Schreckensmeldungen stumpft der Sinn für das Mitfühlen dabei rapide ab. Genau das solltest Du hier nicht riskieren. Es wäre schade, der Aussagekraft des Gedichtes - aber auch um der wohlmeinenden Anteilnahme des Lesers willen.

Mit herzlichen Grüßen

Elke
 

wando

Mitglied
hi elke,

danke für deine ausführungen und interpretationen. es ist doch immer wieder schön zu erfahren, was der leser für sich selbst in das geschriebene wort "hineindichtet". du hast dir einige arbeit zu meinen zeilen gemacht, dafür danke ich dir, jedoch haben deine gedanken und eindrücke nur sehr wenig mit meinen eigenen zu tun. aber ich möchte nicht im einzelnen auf meine eingehen, da es doch gerade das schöne - manchmal aber auch das grausame - am wort ist, dass es jedem frei steht, zwischen den zeilen das zu lesen, was sich an emotionen und bildern bei ihm einstellt. wenn das gehirn eines individuums ab einer bestimmten menge an speziellen informationen diese nicht mehr aufnimmt, um sich zu schützen, ist das eine sache - wenn es aber abstumpft, aus gewöhnung und sich bei diesen themen dann gesättigt und unbeteiligt im sessel zurücklehnt, eine ganz andere. jeder leser dieser zeilen, der zur zweiten kategorie gehört, sollte sich vielleicht fragen, was mit ihm nicht mehr stimmt.

lg wando
 

ENachtigall

Mitglied
Abstumpfung

wenn das gehirn eines individuums ab einer bestimmten menge an speziellen informationen diese nicht mehr aufnimmt, um sich zu schützen, ist das eine sache - wenn es aber abstumpft, aus gewöhnung und sich bei diesen themen dann gesättigt und unbeteiligt im sessel zurücklehnt, eine ganz andere
Leider reagieren wir Menschen (und auch unsere Gehirne) nicht nicht immer "vernünftig" sondern tatsächlich oft träge. Ich will mich da gar nicht ausnehmen. Was allerdings bei unkontrolliertem Konsum von Gewaltbildern an Gefahren droht, erleben wir ja leider sehr krass an Kindern und Jugendlichen, die heute von den Medien "erzogen" werden.


Vielleicht wäre das Thema, wie Du es Dir in seiner Bandbreite ausgesucht hast, in einem experimentellen proslyrischen Rahmen besser zur Geltung gekommen.

Gerade die Form einzelner, karger Worte in den Zeilen, die schier grenzenlos nach unten wachsen, empfinde ich hier als unpassend.

Auf keinen Fall wollte ich Dir mit meinem Kommentar eine Interpretation vorgeben. Ich habe versucht, an Hand des Titels und des Eingangsbildes ein Thema herauszuschälen.

(Bewertet habe ich Deinen Text übrigens nicht.)

Grüße von Elke
 

wando

Mitglied
hi elke,

ich habe deine kommentierung schon verstanden und bin dir auch dankbar dafür. ich mache mir immer meine eigenen gedanken zu den antworten, die mir die leselupler geben. manchmal kann ich sie annehmen und weiterverarbeiten, manchmal bin ich zu festgefahren in meinen eigenen schemata und denkstrukturen.
aber es ist immer wieder spannend und interessant.

lg wando
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hallo wando,

nur, um nicht wortlos zu werten, mir ist es auch zu überfrachtet, sodass viel des potentials flöten geht, schade drum.

der rest ist ja schon gesagt.

grüße
nofrank
 



 
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