Gernot Jennerwein
Mitglied
Tränenland
Viele Jahre sind vergangen, aber noch heute denke ich manchmal an meine Kinderzeit zurück und an meinen Freund den Elefanten. Ich habe dem Elefanten nie einen Namen gegeben, obwohl er immer bei mir schlief, in der Nacht, wenn ich alleine war. Es war kein großer Elefant, nein, nicht einer von denen, wie man sie im Zirkus sieht, oder vom Tiergarten her kennt. Nein, er war viel kleiner, kleiner als ein Fußball. Er hatte ein Fell, ein graues, ganz weiches Fell. Seine schwarzen Knopfaugen schauten traurig in die Welt und manchmal weinte der kleine Elefant sogar. In vielen Nächten tröstete ich ihn und wir weinten oft zusammen. Es war ein Zauberelefant. Ich hab das gewusst, immer schon. Wenn es Dunkel war, oder ich schlecht geträumt hatte, sagte er unter der Decke zu mir: "Es ist alles gut, alles ist in Ordnung, alles ist ok.“ Ich hab mich dann nicht mehr gefürchtet, nur noch ein bisschen vielleicht.
Als du die Frau an meiner Seite wurdest, wusste ich auf einmal, wie gut das Leben zu einem Menschen sein konnte, wie viele Sterne am Firmament leuchteten und es Engel im Himmel gab. Wie waren die Tage im Frühsommer schön, wenn wir barfuß dem Seeufer entlang im Wasser gingen. Wir zusammen den Sonnenuntergang betrachteten, ich dich neckte, wie ein verspieltes Kind, bis ich meinen geforderten Kuss bekam. Du hast dabei gelacht und mich "mein Großer“ genannt. Einmal, es war finster und bei Sturm, als das Geäst der Bäume laut an das Fenster schlug und am Abend der Regen kam, sprach ich leise von den Geistern der Nacht, von den toten Soldaten, die vor langer Zeit in der Dunkelheit zu mir ans Bett gekommen waren, um mir ihre Geschichten zu erzählen. Du hast mich zärtlich angesehen, und von diesem Augenblick an wusste ich, dass ich dich liebe. Du nahmst mich in deine Arme und sagtest: "Es ist gut, alles ist in Ordnung, alles ist ok.“
Ich sehe zum Himmel, strahlende Kinder mit Flügeln am Rücken halten Trompeten an ihre Münder, dabei höre ich dumpfes Orgelspiel aus den Mauern. Kerzen brennen, Menschen verbergen ihre Gesichter, weiße Blumen liegen verstreut. Ein Mann spricht Worte, die ich nicht verstehe. Ein Mädchen mit einer Gitarre trägt das Haar zusammengebunden, es singt mit heller Stimme ein Lied von einem Herrn im Himmel und sieht mich dabei fortwährend an. Leise spreche ich: "Was ist tot sein, weshalb sagt mir das niemand?“ Ich wende mich ab und verlasse die Kirche. Einen Tag und eine Nacht fahre ich ohne Unterbrechung. Das Haus liegt auf dem Lande zwischen Weizenfelder und Rapswiesen. Es ist alt und nicht mehr bewohnt, eine Seite abgebrannt. Auf dem Dachboden ist es heiß, das Gebälk kracht unter meinen Schritten. Eine große, verstaubte Schachtel ziehe ich aus einem Winkel hervor. Meine Hände graben in der Zeit, bis ich ihn in den Händen halte und ihn tröste, meinen kleinen Elefanten.
Viele Jahre sind vergangen, aber noch heute denke ich manchmal an meine Kinderzeit zurück und an meinen Freund den Elefanten. Ich habe dem Elefanten nie einen Namen gegeben, obwohl er immer bei mir schlief, in der Nacht, wenn ich alleine war. Es war kein großer Elefant, nein, nicht einer von denen, wie man sie im Zirkus sieht, oder vom Tiergarten her kennt. Nein, er war viel kleiner, kleiner als ein Fußball. Er hatte ein Fell, ein graues, ganz weiches Fell. Seine schwarzen Knopfaugen schauten traurig in die Welt und manchmal weinte der kleine Elefant sogar. In vielen Nächten tröstete ich ihn und wir weinten oft zusammen. Es war ein Zauberelefant. Ich hab das gewusst, immer schon. Wenn es Dunkel war, oder ich schlecht geträumt hatte, sagte er unter der Decke zu mir: "Es ist alles gut, alles ist in Ordnung, alles ist ok.“ Ich hab mich dann nicht mehr gefürchtet, nur noch ein bisschen vielleicht.
Als du die Frau an meiner Seite wurdest, wusste ich auf einmal, wie gut das Leben zu einem Menschen sein konnte, wie viele Sterne am Firmament leuchteten und es Engel im Himmel gab. Wie waren die Tage im Frühsommer schön, wenn wir barfuß dem Seeufer entlang im Wasser gingen. Wir zusammen den Sonnenuntergang betrachteten, ich dich neckte, wie ein verspieltes Kind, bis ich meinen geforderten Kuss bekam. Du hast dabei gelacht und mich "mein Großer“ genannt. Einmal, es war finster und bei Sturm, als das Geäst der Bäume laut an das Fenster schlug und am Abend der Regen kam, sprach ich leise von den Geistern der Nacht, von den toten Soldaten, die vor langer Zeit in der Dunkelheit zu mir ans Bett gekommen waren, um mir ihre Geschichten zu erzählen. Du hast mich zärtlich angesehen, und von diesem Augenblick an wusste ich, dass ich dich liebe. Du nahmst mich in deine Arme und sagtest: "Es ist gut, alles ist in Ordnung, alles ist ok.“
Ich sehe zum Himmel, strahlende Kinder mit Flügeln am Rücken halten Trompeten an ihre Münder, dabei höre ich dumpfes Orgelspiel aus den Mauern. Kerzen brennen, Menschen verbergen ihre Gesichter, weiße Blumen liegen verstreut. Ein Mann spricht Worte, die ich nicht verstehe. Ein Mädchen mit einer Gitarre trägt das Haar zusammengebunden, es singt mit heller Stimme ein Lied von einem Herrn im Himmel und sieht mich dabei fortwährend an. Leise spreche ich: "Was ist tot sein, weshalb sagt mir das niemand?“ Ich wende mich ab und verlasse die Kirche. Einen Tag und eine Nacht fahre ich ohne Unterbrechung. Das Haus liegt auf dem Lande zwischen Weizenfelder und Rapswiesen. Es ist alt und nicht mehr bewohnt, eine Seite abgebrannt. Auf dem Dachboden ist es heiß, das Gebälk kracht unter meinen Schritten. Eine große, verstaubte Schachtel ziehe ich aus einem Winkel hervor. Meine Hände graben in der Zeit, bis ich ihn in den Händen halte und ihn tröste, meinen kleinen Elefanten.