Treibjagd

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King-Karados

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Treibjagd

Die Wolken, flockig und leicht, zogen wie eine Herde weißer Schafe über den Himmel und betupften den blauen Frühlingsmorgen. Ein Schwarm Gänse flogen über das Wäldchen, dass in der warmen Sonne glänzte, weil sich der Tau über die grüne Pracht gelegt hatte.
Elisa trieb ihren Braunen sanft zum trab und bestaunte die viele Jäger, die aus allen Landen zu kommen schienen. Eigentlich passte sie gar nicht in diese Gegend, voller rauer Gestalten, die sich ihren Sold bei der Treibjagd einhohlen wollten.
Elisa war hübsch, sie hatte blonde Locken, die ihr wie ein goldener Schal über Schultern und Brüste vielen. Die blauen Augen wurden umrahmt von zart glänzender Haut. Ihr Kleid, dass sich bis hin zu den Hufen ihres Hengstes erstreckte, verlor sich in etlichen, reich bestickten Schleppen und um ihren Hals trug sie eine goldene Kette.
Schon den ganzen Tag war Elisa aufgeregt gewesen und nun konnte sie sich kaum noch ruhig auf dem Sattel halten. Elisa suchte Jemanden. Sie suchte den Baron von Hohenstein. Servas war ein leidenschaftlicher Jäger und wie Elisa wusste, hatte es auch ihn an diesem jungfräulichen Morgen an den Wald verschlagen. Ihre Augen suchten nervös den Waldrand nach ihm ab. Elisa hatte ihn schon seid Tagen nicht mehr gesehen, das machte sie verrückt. Nicht das sie viel mit ihn sprach, denn immer wenn sie ihn sah, war es um sie geschehen. Dann brachte sie keinen vernünftigen Satz mehr zustande. Sein bloße Anwesenheit machte sie nervös. Doch heute wollte Elisa es ihm beichten, ihm beichten, dass sie schon seid der ersten Begegnung wusste, dass sie ihn Liebte.
Mit klopfendem Herzen führte Elisa ihr Pferd zum Waldrand, wo sie Servas zu treffen verhoffte.
Im Wald war es kühler, der Wind war zwar gänzlich verschwunden, doch die wärmende Sonne strahlte nur an wenigen Stellen durch das dichte Blättergewirr. Elisa musste aufpassen, dass ihr Hengst nicht über eine der unzähligen Wurzel stolperte, die überall aus dem Boden wuchsen. Dieser letzte Teil des Weges, war weitaus schwerer zu passieren als die Anderen, die sie geritten war. Elisa folgte schon etwa seid drei Stunden der Treibjagd, um am Schluss endlich mit ihrem Liebsten reden zu können. Man sagte ihr er können sie vor der Jagt nicht sprechen, da er sich auf diese Vorbereiten müsse. Doch bald hatte sie die Gelegenheit ihre Gefühle zu offenbaren.
Elisa war nicht die einzige, die der Jagt folgte, etwa fünfzehn andere Frauen und Kinder ritten hinter ihr durch den Wald. Alleine wäre sie wohl auch auf den großen Wegen geblieben und nicht auf die weitaus kürzeren Schleichwege gegangen. Elisa war nicht gern alleine im Wald. Er kam ihr unheimlich vor. Das Knarren der Bäume, dass, wenn man ganz genau zuhörte, fast wie ein Gespräch zu sein schien, macht sie wahnsinnig und die ewige Dunkelheit die hier herrschte, war für sie unerträglich. Doch nun war sie nicht alleine und nur noch wenige Meilen waren noch zu reiten. Elisa entspannte sich.
Das erschrockene Wiehern Elisas Hengstes durchdrang die Stille und plötzlich, ohne Vorwarnung wurde Elisa nach hinten gerissen. Ihr Hengst hatte sich auf die Hinterbeine gestellt und stieß noch ein weiteres ängstliches Wiehern aus. Elisas Hand krallte sich um die Zügel. Ein spitzer Schrei entfuhr ihr, als ihr Brauner wieder auf dem Boden aufsetzte. Doch viel Zeit blieb ihr nicht, denn plötzlich machte er einen Satz zur Seite und sprengte ins Dickicht hinein. Elisa schaute zur Seite und im Augenwinkel sah sie einen Wolf, der knurrend und Zähne fletschend die anderen Reiter zurückdrängte. Immer mehr Zweige und Bäume versperrten die Sicht, da sie von ihrem Pferd immer weiter in den dichten Wald getragen wurde. Dann rappelte sie sich und packte mit beiden Händen die Zügel. „Hoohhhhh!!!“ Elisas Worte wurde vom immer schneller werdenden Fahrtwind fortgerissen. Das Pferd galoppierte weiter . „Steh!!“ Elisa hatte die Worte geschrieen, doch noch immer flog sie mit rasender Geschwindigkeit über den mit Pflanzen übersäten Waldboden. Dann passierte es, einer der Vorderhufe blieb in einer Wurzel hängen. Mit einem Gewaltigen Ruck wurde Elisa nach vorne gerissen. Mit den Finger krallte sie sich in der Mähe fest. Ohne Erfolg. Mit einen schmerzhaften Krachen schlug sie auf dem harten Boden auf. Elisa hörte noch das Wiehern ihres Braunen bevor sie ohnmächtig wurde.
Langsam öffnete sie die Augen. Es war dunkel, sie konnte rein gar nichts sehen, doch eines wusste sie, sie war nicht mehr im Wald. Ihr Rücken schmerzte, doch nicht vom harten Waldboden. Sie lag auf einem Bett. Langsam tastete sie sich ab, es schien alles in Ordnung mit ihr zu sein, nur ihr Bein tat etwas weh. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Lichtverhältnisse. Plötzlich hörte sie etwas, ein leises Atmen. Elisa wand den Kopf nach rechts und in der Dunkelheit saß ein Mann. Er war groß und kräftig. Ein böser Gedanke durchfuhr sie, was wenn sie Sklavenhändler gefunden hätte oder Diebe. Leise versuchte sie aufzustehen. „Ahhhh!!“ Der Schmerz in ihrem Bein war grauenhaft und sie stieß einen Schrei aus. Gleich darauf verfluchte sie sich für ihre Unvorsichtigkeit. Der Mann erwachte. „Elisa?!“ Die Stimme kam ihr bekannt vor und zugleich fing ihr Herz an zu rasen. Ein grelles Licht wurde entzündet und nachdem sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatte, sah sie Servas. Der große, muskulöse Mann hatte eine Kerze in der Hand und strahlte wie er es immer tat wenn er sie sah. Servas stellte die Kerze weg und setzte sich auf das Bett. Elisa wagte es nicht zu Atmen. Sie starrte nur auf sein wunderschönes Gesicht, das ihr in diesem Moment wie das eines Engels erschien. „Elisa, ich dachte ich hätte dich verloren!“ Servas umarmte sie. Elisa war wie versteinert, ein Traum schien in Erfüllung gegangen zu sein. Dann brach ihre starre und sie schlang ebenfalls ihre Arme um seinen Körper. „Elisa ich liebe dich so sehr! Ich liebe dich schon seid unserer ersten Begegnung! Ich hatte solche Angst, du könntest Tod sein!“ Bei diesen Worten bildete sich eine Träne in Elisas Auge. Ihr Traum war tatsächlich in Erfüllung gegangen.
 



 
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