Trugbild

weisserrabe

Mitglied
Trugbild



Einen Seelenspiegel hätt' ich gern -
offenbarte mir den wahren Kern
nicht die Hülle, nicht den Schein,
nicht das „möchte gerne sein“.

Kein emotionsentleertes Bild,
kein undurchdringlich-starres Schild.
So tief verborgen unter Stahl
Gefühle winden sich vor Qual.

Nach außen drängelt davon: nichts.
Und manchmal zweifle ich angesichts
der allzu unnnahbaren Züge,
der permanenten Lebenslüge.

Ich hadere und widerstrebe
und keinesfalls mir selbst vergebe,
was lang vergraben und beschwert
und kaum je Aufklärung erfährt.


So liebend gerne wüßte ich:
wer bin ich denn nun eigentlich?




3. Januar 2010
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Gefühle

Gefühle winden sich vor Qual.
Wenn es wahr wäre, daß ein so heftiger Gegensatz zwischen kalter Oberfläche und glühender Tiefe besteht, gäbe es nicht den großen Regenbogen der Gefühlsfarben, der Vorlieben und Abneigungen, der Phantasien, wie sie sich vor allem zwischen den Menschen tummeln, in deren Gesprächen, in deren Kampf und Spiel gegeneinander und miteinander.
Die "kühlen" Oberflächen sind (in der Kommunikation) ziemlich durchsichtige Masken, eher verräterisch als verhüllend,
und die ziemlich wahnsinnigen Untergründe gestalten sich zu den großen Traumlandschaften dicht unter dem alltäglichen Vorstellungsgewoge.
Wenn man das als Gedicht ausgestalten wollte, könnte man
a) entweder stärker die Paradoxie hervorheben (z.B. das psychologisch Verräterische der Maske)
b) oder eben die genannten Gespräche, Kämpfe und Spiele zu einem Drama ausbauen, wie Dramatiker dies immer getan haben.

Das griechische Drama, die Tragödie, war Gottesdienst des Dionysos, des Gottes der unterbewußten Raserei, siehe Nietzsche, "Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik"; Du rührst an ein großes Thema. Die Gefahr ist groß, in Untiefen zu stranden.
 

weisserrabe

Mitglied
Trugbild: Kommentar von mondnein

Guten Abend! Genau den Nagel auf den Kopf getroffen: Rühren an großen Themen. Um mich nicht in den besagten (Un-)tiefen zu verlieren, taste ich mich schreibend an das Ganze heran. Funktioniert manchmal. Manchmal nicht... Danke Dir für Deine konstruktive Ansage - habe etwas zum Nachdenken mitgenommen (freue mich auch darüber, weil mir Deine Art zu schreiben gefällt - und Deine bisherigen Anmerkungen fand ich... na ja, bestenfalls banal ;-)) Schönen Feierabend!
 



 
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