Über-Mut

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AllAN GAP

Mitglied
Über-Mut

der reisende Fluß erzählt
seine Geschichte - gefüllt
vom Treibgut seiner Gäste

Blätter im Ufergestade;
sie tanzen in seinem Wind
von Furcht erfüllt

sitz zu seinen Füßen -
Achtung vor seiner Kraft
fesselt meine Glieder

neben mir das Boot - in dem
er mich zum Meer trägt
 
O

orlando

Gast
Hallo Gap,
bei dir bin ich fast versucht von Sofortheilung zu sprechen.
Zwischen den Gedichten, die du anfangs einstelltest und der Jetztform liegen Welten.
Ich persönlich hätte den Text zwar anders formatiert, aber ich möchte nix kleinreden, wenn eine so deutliche Besserung eingetreten ist. ;)
Anfangs hielt ich dich übrigens für einen Troll. :D:p
LG, orlando
 

AllAN GAP

Mitglied
Hallo Orlando,

danke für die netten Worte. Das mit dem Troll nehme ich jedoch persönlich...
Mein Leben in der irischen Mythologie fristete ich als ein kleiner verwunschener Leprechaun. Die sind nicht ganz so bösartig und doch können sie richtige Plagegeister sein. Allerdings sind sie ein sehr ulkiges und doch liebenswertes Völkchen. Natürlich nicht jeder! Es ist also, wie überall. Als Troll wäre ich dort jedoch ganz sicher untergegangen.
Aber Du wirst diesen Gedanken irgendwoher haben. Um Dir auf die Schliche zu kommen, habe ich dann doch mal nachgeschaut, was einen Troll genauer charakterisiert.
Ich denke Du meinst diesen provokanten, wachrüttelnden Grobian, der sich mit der Keule wedelnd in den Blog begibt und dabei mehr Schaden, als Nutzen anrichtet.
Das wäre in manchen Threaditionals sicher mal wünschenswert. Doch ich glaube nicht, dass die Leselupe dafür ein geeignetes Forum ist.
Weißt Du Orlando, ehe hier jemand veröffentlicht, so denke ich, testet er seine Begabung unter Freunden, Verwanden, Bekannten. Dort findet er in der Regel viele Anhänger. Es ist die übliche Geschichte ... Niemand will den anderen verletzen. Und dann wächst dieses gute Gefühl und der Mut ... "He, du hast etwas zu sagen und das auch noch gut, also wag dich raus damit."
Ist ne tolle Sache, bis die Kollegen der Leselupe dich ganz schnell auf den Teppich holen. Da hast du dann zwei Möglichkeiten... du verkriechst dich hinter dem Stein, wo du vorgekrochen bist ... oder du legst dir die Rüstung an und bist bereit zu lernen.
Was ich getan habe, kannst Du, glaube ich, sehr gut nachvollziehen. Mir fällt es jedoch bisweilen immer noch schwer zu verstehen.
Denn auch, wenn ich den Eindruck eines Trolls erweckte, habe ich offen meine Meinung kund getan und bin nicht unhöflich geworden.
Es ist so, dass ich im Gegenzug eine Zeit lang glaubte, ein hoffnungsloser Fall zu sein. Und das nur, weil ich an meinen Ideen und Gedanken festhielt und halte. Und deswegen den Gedanken nicht los werde, ein Stück weit gemieden worden zu sein.
Ich mein auch das jetzt nicht böse... Schließlich war ich der Neue und habe ganz ordentlich in den Wald gerufen.
Natürlich macht heute die positive Resonanz Freude. Die Auseinandersetzung mit Neuem macht Freude. Für mich macht es auch Freude mal mit weniger Worten auf den Punkt zu kommen...
Und doch lebt da etwas in mir, und wenn ich mit meiner Frau darüber spreche, auch in ihr, was einem Gedicht das Recht gibt, verklärt romantisch, ja prosaisch zu sein, weil man sich darin so wunderbar fallen lassen kann. Es ist wie eine kleine Geschichte, die man sich am Ende des Tages erzählt.
Revilo schrieb so schön berstende Metaphern, Pathos ... ja all das gehört für mich dazu. Ich muss es jedoch nicht zwingen. Allerdings glaube ich auch, dass wir Deutschen aufgrund unserer Vergangenheit als Volk damit ein Problem haben.
Und klar, wenn es zu wuchtig ist, verliert es an Glaubwürdigkeit, an Authentizität. Da gilt es, wie immer, das richtige Maß zu finden. Auch die subtile Simplizität ist nicht immer der Schlüssel zum Glück. Dinge, Gedanken und Präferenzen verändern sich permanent. Ich bin der Meinung, dem muss Raum gegeben werden.
Beim Stöbern in der Leselupe bin ich auf sehr viele Texte gestoßen. Dafür ist sie ja da. In vielen verbergen sich Humor, Trauer, Sehnsucht, eben all die Gefühle, die uns umtreiben und mit Worten ausgedrückt werden können. Jeder dieser Texte ist auf seine Art einzig und der Schreiber hat sich etwas dabei gedacht.
Ich habe höchsten Respekt, vor den Mitstreitern, die Gedichte schreiben. Noch mehr vor denen, die mich mit ihren Texten berühren. Wenn mich jemand fragt, wie das mit dem Schreiben ist ... antworte ich immer... ein Buch schreibst du aus dem Kopf, das ist sehr rational... Ein Gedicht hingegen aus dem Bauch, du entblätterst dich vollkommen und gibst alles aus dir heraus.
Es mag sein, dass das auch anders gesehen werden kann, aber ich lebe diese Geschichte so. Ich denke auf diese Art macht mein Start hier einen Sinn.
Gut, ein langer Text, nicht als Entschuldigung gedacht, sondern vielmehr als Bitte um Verständnis, gerade auch für diejenigen, die nur zaghaft ihre ersten Schritte in diesem Forum machen und unter Umständen von einer zu deutlichen Ansprache wieder verschreckt werden. Ich habe da schon einige gelesen.
Liebe Orlando, danke dass Du mir mit Deiner Charakterisierung Gelegenheit zu diesen Worten gegeben hast. Ich schlepp das schon eine ganze Zeit mit mir herum, wusste aber bislang nicht, wie ich es rüberbringen soll.
Ach und über den Troll habe ich herzhaft gelacht ;-).

Lieben Gruß AllAN
 

anbas

Mitglied
Hi,
ich frage sicherheitshalber mal nach: "reisender Fluß" oder "reissender Fluß"?
Liebe Grüße
Andreas
 

AllAN GAP

Mitglied
Hallo anbas,

danke, dass Du fragst. Das Bild erwächst im Kopf des Lesers.
Ich habe mich für reisend entschieden, weil ein mächtiger Fluß trotz seiner Ruhe immer auch seine verborgene Kraft zeigt.
In meinem Geist dachte ich jedoch an den reißenden Fluß.
So habe ich dann auch geschrieben.

Lieben Gruß vom GAP
 



 
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