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Unbekannt verzogen
Bernhard Ringer blätterte gelangweilt durch die Zeitung. Immer dasselbe. Entweder Mord, Krieg und Gewalt, oder Gehirnzellen vernichtende Geschich-ten von nebenan, wie zum Beispiel: Mann geht Zigaretten holen und ward nicht mehr gesehen. Was für ein ausgemachter Blödsinn. Dabei fiel sein Blick auf die zerknüllte Packung auf dem Tisch.
Auch schon wieder leer, dachte er und stand auf. Aber ein wenig Bewe-gung kann nur gut tun. Mit einem Blick zur Uhr rief er seine Frau: „Maria!“
„Ja?“, kam es aus der oberen Etage. „Ich putze gerade die Fenster.“
„Ich geh nur mal schnell Zigaretten holen. Brauchst du auch noch was?“
„Nein, aber du könntest das Altpapier zum Container mitnehmen. Es steht im Keller.“
„Alles klar“, brummte Bernhard. „Bin gleich wieder da.“
Er ging zum Keller und stakste umständlich die Treppe hinunter. Im düste-ren Zwielicht konnte Ringer kaum etwas sehen, doch er kannte seinen Keller. Ohne Licht zu machen, griff er zum Altpapier und war schon wieder auf dem Weg nach oben, als ihn ein unbekanntes Geräusch aufhorchen ließ. Über-rascht drehte er sich um und starrte ins Halbdunkel. Etwas war dort, das konnte er sehen. Nebel, Qualm oder Rauch. Rauch?
„Feuer!“ Er reckte sich und donnerte die Faust gegen den Lichtschalter.
Die nackten Glühbirnen blendeten ihn kurz, daher dachte Bernhard zu-nächst an eine Sinnestäuschung. Zwei gespensterhafte Gestalten machten sich in seinem Keller zu schaffen. Sie knieten am Boden und bastelten an einem Kasten herum. Er verstand jetzt auch, sehr undeutlich, was sie sagten.
„Was ist los?“, fragte ein Gespenst das Andere mit grauenvollem Dialekt.
„Scheinbar ist der Phasendecoder überlastet. Das Feld flattert.“
„Kannst du nicht… was ist jetzt los? Joak - er kann uns sehen!“
Ringer wich einige Schritte zurück, als der Sprecher aufstand und zu ihm herüberblickte.
„Unsinn“, widersprach der andere, ohne aufzusehen. „Wie sollte er?“
Bernhard drehte sich zur Seite und tat, als würde er etwas Wichtiges su-chen, ohne jedoch die Nebelgestalten aus den Augen zu lassen. Er wusste nicht, was hier vor sich ging, doch eines stand fest: Geister waren das nicht.
„Joak, nun sieh doch hin. Er hat uns gesehen oder zumindest gehört“, be-harrte der Mann und beobachtete Bernhard genau.
Der Kniende, Joak genannt, stand jetzt ebenfalls auf und blickte zu Bern-hard hinüber, der immer noch in den Regalen herumsuchte.
„Caster, bleib ruhig“, winkte Joak ab. „Sieh ihn dir an; er sucht etwas. Na und? Wo ist dein Problem? Hilf mir lieber mit diesem Feldgenerator.“
„Ich bin mir ganz sicher.“ Caster kam näher und stellte sich direkt neben Bernhard. „Überprüfe die Schaltung. Wenn das Feld flimmert, ist es durchaus möglich, dass die Phasenverschiebung fehlerhaft arbeitet.“
„Mal nicht den Teufel an die Wand.“
Joak drückte ein paar Knöpfe. Plötzlich wurden die Gestalten der beiden Männer deutlich. Ein elektrisches Knistern schleppte sich durch den Keller-raum; winzige Blitze flackerten, wie magische Mahnmale. Bernhard blies un-versehens feuchtheiße Luft ins Gesicht. Eine Glühbirne an der Decke platzte und verteilte überall ihre feinen Scherben. Ihm brach jäh der Schweiß aus, als sich der Keller von einer Minute zur anderen in eine Sauna verwandelte.
Caster sprang zurück und gab seinem Kollegen einen solchen Stoß, dass Joak gegen ein Regal fiel und leere Einmachgläser zum Scheppern brachte. Dieses Geräusch weckte Bernhards Lebensgeister. Er schüttelte seine läh-mende Angst ab und ging vorsichtig auf die Fremden zu.
„Wer sind Sie und was machen Sie hier?“, fragte er mit belegter Stimme.
Caster sah kurz hoch, fummelte aber weiter an dem Apparat herum. Die einzige Antwort kam von Joak. „Verdammt!“
„Ja, verdammt!“, murmelte Caster, ohne Bernhard zu beachten. „Wenn du noch einmal deine Finger an den Generator legst, setze ich dich höchstper-sönlich in den nächsten Übersiedler und du kannst dir auf dem Mars einen anderen Dummen suchen, der deine Unsinnigkeiten unterstützt.“
„Ich fragte, wer ihr seid!“ Bernhard wurde wütend, denn er hasste Arro-ganz. Die beiden benahmen sich, als wäre er gar nicht da.
„Du drehst jetzt ganz langsam das Poti hoch“, bestimmte Caster ungerührt. „Wenn ich halt sage, lässt du los und drückst…he!“
Bernhard hatte es satt. Dies war sein Keller. Diese Kerle waren irgendwie hier eingedrungen und gebärdeten sich, als wären sie der Mittelpunkt der Welt, während er nur als staunender Statist dabei stehen durfte. Er vergaß alle Vorsicht und schubste Caster von der Maschine weg.
„So, Freundchen“, sagte Bernhard und baute sich vor den, im Vergleich zu ihm, schmächtigen Männern auf. „Ihr gebt mir jetzt eine Antwort, sonst hau’ ich euch aus euren komischen Anzügen, dass es nur so staubt.“
Mit weit aufgerissenen Augen sahen ihn die Fremden an, als hätten sie ei-ne Begegnung der besonderen Art gehabt, und nicht Bernhard. Joak rutschte weiter in die Ecke und stotterte: „Er sieht uns… er sieht uns und… er kann uns anfassen. Das gibt es nicht. Er kann nicht… ich meine…“
„Halt die Klappe und beantworte meine Frage. Wer seid ihr und was macht ihr hier?“
„Ich kann es nicht glauben.“ Caster starrte Bernhard, der mit erhobenen Fäusten vor ihnen stand, bestürzt an. „Wieso kann er uns sehen und sogar berühren? Das ist gar nicht möglich.“
„Mann!“ Bernhard machte noch einen Schritt auf die Männer zu. „Tu nicht, als wäre ich ein Gespenst oder so was. Wenn du nicht sofort Antwort gibst, schlage ich dir…“
„Schon gut, schon gut!“ Caster hob abwehrend die Hände. Mit einem Sei-tenblick auf Joak stand er langsam auf und schielte auf das geheimnisvolle Gerät, welches bizarre Geräusche von sich gab. „Ich werde Ihnen alles erklä-ren. Aber erst muss ich den Phasendecoder neu einrichten.“
„Gar nichts wirst du“, knurrte Bernhard drohend, warf dabei aber einen be-denklichen Blick auf die fremdartige Apparatur.
„Aber…“
„Rede schon. Was macht ihr hier?“
„Wir sind…, na ja, wir kommen aus der Zukunft. Leider haben wir ein Prob-lem mit unserem…“
„Mensch! Willst du mich auf den Arm nehmen? Ich warne dich!“ Bernhard langte in ein Regal und griff sich eine Axt, die nur hier unten lag, weil er sie schon vor Wochen schärfen wollte. Caster riss angsterfüllt die Augen auf.
„Nein, nein! Es ist wirklich wahr. Wir kommen aus der Zukunft. Wir studie-ren die Vergangenheit. Es wird irgendwas passieren. Es wird unsere Ge-genwart stark beeinflussen. Das Leben auf der Erde wird sich dramatisch verschlechtern. Wir wollen das verhindern. Deshalb haben wir überall die-se… diese Geräte aufgebaut. Sie gestatten uns, in die Vergangenheit zu se-hen. Aber Sie können nicht…, Sie können eigentlich, ich meine…“
Casters Worte überschlugen sich. Er japste pfeifend nach Luft, während Panik sein Gesicht verzerrte. Einen Augenblick lang glaubte Bernhard, er würde anfangen zu weinen, daher legte er die Axt, allerdings in Reichweite, zur Seite. Aufmunternd nickte er dem Nervenbündel zu.
„Beruhigen Sie sich, Mann. Ich tue Ihnen ja nichts. Mal angenommen - nur angenommen, ich würde Ihnen glauben. Was ist es, was Ihre Welt, Ihre Zeit, oder was auch immer, so verändert?“
Caster schnappte immer noch nach Luft. Besorgt sah er zu Bernhard her-über. Dann zu Joak, der in seiner Ecke saß und verschreckt ins Leere blick-te. Das lauter werdende Brummen der Apparatur lenkte ihn jedoch ab.
„Hören Sie“, begann er und versuchte, seine Fassung wieder zu gewinnen. „Ich muss diese Maschine einjustieren, sonst geschehen Dinge, die die kühnsten Träume Ihrer Science Fiktion-Autoren bei weitem übertreffen. Und das auf beiden Seiten der Zeitebene.“
Er näherte sich wieder dem, inzwischen laut dröhnenden, Kasten. Bern-hard wollte ihn aufhalten, doch schließlich überlegte er es sich anders. Falls der Mann wirklich die Wahrheit sagte, konnte alles Mögliche passieren. Da-her ließ er ihn vorerst gewähren. Vorsichtshalber nahm er aber seine Axt und stellte sich damit hinter Caster. Der zuckte zusammen, tippte jedoch, mit zit-ternden Fingern, weiter fremde Zeichen in eine unsichtbare Tastatur. Dabei brummte er leise vor sich hin. Bernhard bückte sich, um etwas zu verstehen.
„…doch nicht möglich. Die Kombination dieser Koordinaten liegt bei eins zu einer Millionen. Und doch… aha! Jetzt habe ich es. Joak, du verblödeter Idiot. Woher hast du die Semperestspule?“
Joak reagierte nicht, sondern starrte weiter auf die Einmachgläser.
„Ist auch gleichgültig.“ Caster drehte sich um und sah Bernhard in die Au-gen. „Ich muss diese Spule überbrücken, danach wird – hoffentlich – alles beim Alten sein. Bitte, gehen Sie ein Stück zurück. Ich weiß nicht, wie weit sich das Feld ausdehnt.“
„Moment!“ Bernhard legte die Hand auf die Schulter Casters. „So einfach geht das nicht. Sie können hier nicht einfach auftauchen, mir erzählen, dass Ihr aus der Zukunft kommt und uns ständig beobachtet, um dann sang- und klanglos wieder zu verschwinden. So läuft das nicht.“
„Es tut mir wirklich sehr Leid, aber wir dürfen keinesfalls Kontakt aufneh-men, auch wenn es möglich sein sollte. Das ist strengstens verboten.“ Caster stand auf und packte Joak beim Kragen. „Komm schon. Wir müssen weg.“
„Fangen Sie nicht wieder an, mich zu ignorieren“, warnte Bernhard.
„Sie können uns allen einen Gefallen tun. Vergessen Sie, was Sie gesehen haben. So bekommen weder Sie noch wir Ärger. Wir waren nicht da. In Ord-nung? Davon mal abgesehen, Ihnen glaubt sowieso niemand.“
Caster bückte sich und gab weitere Daten ein. Bernhard sprang vor, wollte ihn aufhalten, doch es war zu spät. Ein asthmatisches Winseln schwang durch den Raum. Die Axt klirrte funkensprühend auf den nackten Betonbo-den. Kurz darauf deuteten nur eine geplatzte Glühbirne und beschlagene Einmachgläser auf die Beinahe-Katastrophe hin.
Tage später schrieb ein Polizist in eine Vermisstenmeldung: Laut Aussage der Ehefrau wollte ihr Mann nur Zigaretten holen…
Bernhard Ringer blätterte gelangweilt durch die Zeitung. Immer dasselbe. Entweder Mord, Krieg und Gewalt, oder Gehirnzellen vernichtende Geschich-ten von nebenan, wie zum Beispiel: Mann geht Zigaretten holen und ward nicht mehr gesehen. Was für ein ausgemachter Blödsinn. Dabei fiel sein Blick auf die zerknüllte Packung auf dem Tisch.
Auch schon wieder leer, dachte er und stand auf. Aber ein wenig Bewe-gung kann nur gut tun. Mit einem Blick zur Uhr rief er seine Frau: „Maria!“
„Ja?“, kam es aus der oberen Etage. „Ich putze gerade die Fenster.“
„Ich geh nur mal schnell Zigaretten holen. Brauchst du auch noch was?“
„Nein, aber du könntest das Altpapier zum Container mitnehmen. Es steht im Keller.“
„Alles klar“, brummte Bernhard. „Bin gleich wieder da.“
Er ging zum Keller und stakste umständlich die Treppe hinunter. Im düste-ren Zwielicht konnte Ringer kaum etwas sehen, doch er kannte seinen Keller. Ohne Licht zu machen, griff er zum Altpapier und war schon wieder auf dem Weg nach oben, als ihn ein unbekanntes Geräusch aufhorchen ließ. Über-rascht drehte er sich um und starrte ins Halbdunkel. Etwas war dort, das konnte er sehen. Nebel, Qualm oder Rauch. Rauch?
„Feuer!“ Er reckte sich und donnerte die Faust gegen den Lichtschalter.
Die nackten Glühbirnen blendeten ihn kurz, daher dachte Bernhard zu-nächst an eine Sinnestäuschung. Zwei gespensterhafte Gestalten machten sich in seinem Keller zu schaffen. Sie knieten am Boden und bastelten an einem Kasten herum. Er verstand jetzt auch, sehr undeutlich, was sie sagten.
„Was ist los?“, fragte ein Gespenst das Andere mit grauenvollem Dialekt.
„Scheinbar ist der Phasendecoder überlastet. Das Feld flattert.“
„Kannst du nicht… was ist jetzt los? Joak - er kann uns sehen!“
Ringer wich einige Schritte zurück, als der Sprecher aufstand und zu ihm herüberblickte.
„Unsinn“, widersprach der andere, ohne aufzusehen. „Wie sollte er?“
Bernhard drehte sich zur Seite und tat, als würde er etwas Wichtiges su-chen, ohne jedoch die Nebelgestalten aus den Augen zu lassen. Er wusste nicht, was hier vor sich ging, doch eines stand fest: Geister waren das nicht.
„Joak, nun sieh doch hin. Er hat uns gesehen oder zumindest gehört“, be-harrte der Mann und beobachtete Bernhard genau.
Der Kniende, Joak genannt, stand jetzt ebenfalls auf und blickte zu Bern-hard hinüber, der immer noch in den Regalen herumsuchte.
„Caster, bleib ruhig“, winkte Joak ab. „Sieh ihn dir an; er sucht etwas. Na und? Wo ist dein Problem? Hilf mir lieber mit diesem Feldgenerator.“
„Ich bin mir ganz sicher.“ Caster kam näher und stellte sich direkt neben Bernhard. „Überprüfe die Schaltung. Wenn das Feld flimmert, ist es durchaus möglich, dass die Phasenverschiebung fehlerhaft arbeitet.“
„Mal nicht den Teufel an die Wand.“
Joak drückte ein paar Knöpfe. Plötzlich wurden die Gestalten der beiden Männer deutlich. Ein elektrisches Knistern schleppte sich durch den Keller-raum; winzige Blitze flackerten, wie magische Mahnmale. Bernhard blies un-versehens feuchtheiße Luft ins Gesicht. Eine Glühbirne an der Decke platzte und verteilte überall ihre feinen Scherben. Ihm brach jäh der Schweiß aus, als sich der Keller von einer Minute zur anderen in eine Sauna verwandelte.
Caster sprang zurück und gab seinem Kollegen einen solchen Stoß, dass Joak gegen ein Regal fiel und leere Einmachgläser zum Scheppern brachte. Dieses Geräusch weckte Bernhards Lebensgeister. Er schüttelte seine läh-mende Angst ab und ging vorsichtig auf die Fremden zu.
„Wer sind Sie und was machen Sie hier?“, fragte er mit belegter Stimme.
Caster sah kurz hoch, fummelte aber weiter an dem Apparat herum. Die einzige Antwort kam von Joak. „Verdammt!“
„Ja, verdammt!“, murmelte Caster, ohne Bernhard zu beachten. „Wenn du noch einmal deine Finger an den Generator legst, setze ich dich höchstper-sönlich in den nächsten Übersiedler und du kannst dir auf dem Mars einen anderen Dummen suchen, der deine Unsinnigkeiten unterstützt.“
„Ich fragte, wer ihr seid!“ Bernhard wurde wütend, denn er hasste Arro-ganz. Die beiden benahmen sich, als wäre er gar nicht da.
„Du drehst jetzt ganz langsam das Poti hoch“, bestimmte Caster ungerührt. „Wenn ich halt sage, lässt du los und drückst…he!“
Bernhard hatte es satt. Dies war sein Keller. Diese Kerle waren irgendwie hier eingedrungen und gebärdeten sich, als wären sie der Mittelpunkt der Welt, während er nur als staunender Statist dabei stehen durfte. Er vergaß alle Vorsicht und schubste Caster von der Maschine weg.
„So, Freundchen“, sagte Bernhard und baute sich vor den, im Vergleich zu ihm, schmächtigen Männern auf. „Ihr gebt mir jetzt eine Antwort, sonst hau’ ich euch aus euren komischen Anzügen, dass es nur so staubt.“
Mit weit aufgerissenen Augen sahen ihn die Fremden an, als hätten sie ei-ne Begegnung der besonderen Art gehabt, und nicht Bernhard. Joak rutschte weiter in die Ecke und stotterte: „Er sieht uns… er sieht uns und… er kann uns anfassen. Das gibt es nicht. Er kann nicht… ich meine…“
„Halt die Klappe und beantworte meine Frage. Wer seid ihr und was macht ihr hier?“
„Ich kann es nicht glauben.“ Caster starrte Bernhard, der mit erhobenen Fäusten vor ihnen stand, bestürzt an. „Wieso kann er uns sehen und sogar berühren? Das ist gar nicht möglich.“
„Mann!“ Bernhard machte noch einen Schritt auf die Männer zu. „Tu nicht, als wäre ich ein Gespenst oder so was. Wenn du nicht sofort Antwort gibst, schlage ich dir…“
„Schon gut, schon gut!“ Caster hob abwehrend die Hände. Mit einem Sei-tenblick auf Joak stand er langsam auf und schielte auf das geheimnisvolle Gerät, welches bizarre Geräusche von sich gab. „Ich werde Ihnen alles erklä-ren. Aber erst muss ich den Phasendecoder neu einrichten.“
„Gar nichts wirst du“, knurrte Bernhard drohend, warf dabei aber einen be-denklichen Blick auf die fremdartige Apparatur.
„Aber…“
„Rede schon. Was macht ihr hier?“
„Wir sind…, na ja, wir kommen aus der Zukunft. Leider haben wir ein Prob-lem mit unserem…“
„Mensch! Willst du mich auf den Arm nehmen? Ich warne dich!“ Bernhard langte in ein Regal und griff sich eine Axt, die nur hier unten lag, weil er sie schon vor Wochen schärfen wollte. Caster riss angsterfüllt die Augen auf.
„Nein, nein! Es ist wirklich wahr. Wir kommen aus der Zukunft. Wir studie-ren die Vergangenheit. Es wird irgendwas passieren. Es wird unsere Ge-genwart stark beeinflussen. Das Leben auf der Erde wird sich dramatisch verschlechtern. Wir wollen das verhindern. Deshalb haben wir überall die-se… diese Geräte aufgebaut. Sie gestatten uns, in die Vergangenheit zu se-hen. Aber Sie können nicht…, Sie können eigentlich, ich meine…“
Casters Worte überschlugen sich. Er japste pfeifend nach Luft, während Panik sein Gesicht verzerrte. Einen Augenblick lang glaubte Bernhard, er würde anfangen zu weinen, daher legte er die Axt, allerdings in Reichweite, zur Seite. Aufmunternd nickte er dem Nervenbündel zu.
„Beruhigen Sie sich, Mann. Ich tue Ihnen ja nichts. Mal angenommen - nur angenommen, ich würde Ihnen glauben. Was ist es, was Ihre Welt, Ihre Zeit, oder was auch immer, so verändert?“
Caster schnappte immer noch nach Luft. Besorgt sah er zu Bernhard her-über. Dann zu Joak, der in seiner Ecke saß und verschreckt ins Leere blick-te. Das lauter werdende Brummen der Apparatur lenkte ihn jedoch ab.
„Hören Sie“, begann er und versuchte, seine Fassung wieder zu gewinnen. „Ich muss diese Maschine einjustieren, sonst geschehen Dinge, die die kühnsten Träume Ihrer Science Fiktion-Autoren bei weitem übertreffen. Und das auf beiden Seiten der Zeitebene.“
Er näherte sich wieder dem, inzwischen laut dröhnenden, Kasten. Bern-hard wollte ihn aufhalten, doch schließlich überlegte er es sich anders. Falls der Mann wirklich die Wahrheit sagte, konnte alles Mögliche passieren. Da-her ließ er ihn vorerst gewähren. Vorsichtshalber nahm er aber seine Axt und stellte sich damit hinter Caster. Der zuckte zusammen, tippte jedoch, mit zit-ternden Fingern, weiter fremde Zeichen in eine unsichtbare Tastatur. Dabei brummte er leise vor sich hin. Bernhard bückte sich, um etwas zu verstehen.
„…doch nicht möglich. Die Kombination dieser Koordinaten liegt bei eins zu einer Millionen. Und doch… aha! Jetzt habe ich es. Joak, du verblödeter Idiot. Woher hast du die Semperestspule?“
Joak reagierte nicht, sondern starrte weiter auf die Einmachgläser.
„Ist auch gleichgültig.“ Caster drehte sich um und sah Bernhard in die Au-gen. „Ich muss diese Spule überbrücken, danach wird – hoffentlich – alles beim Alten sein. Bitte, gehen Sie ein Stück zurück. Ich weiß nicht, wie weit sich das Feld ausdehnt.“
„Moment!“ Bernhard legte die Hand auf die Schulter Casters. „So einfach geht das nicht. Sie können hier nicht einfach auftauchen, mir erzählen, dass Ihr aus der Zukunft kommt und uns ständig beobachtet, um dann sang- und klanglos wieder zu verschwinden. So läuft das nicht.“
„Es tut mir wirklich sehr Leid, aber wir dürfen keinesfalls Kontakt aufneh-men, auch wenn es möglich sein sollte. Das ist strengstens verboten.“ Caster stand auf und packte Joak beim Kragen. „Komm schon. Wir müssen weg.“
„Fangen Sie nicht wieder an, mich zu ignorieren“, warnte Bernhard.
„Sie können uns allen einen Gefallen tun. Vergessen Sie, was Sie gesehen haben. So bekommen weder Sie noch wir Ärger. Wir waren nicht da. In Ord-nung? Davon mal abgesehen, Ihnen glaubt sowieso niemand.“
Caster bückte sich und gab weitere Daten ein. Bernhard sprang vor, wollte ihn aufhalten, doch es war zu spät. Ein asthmatisches Winseln schwang durch den Raum. Die Axt klirrte funkensprühend auf den nackten Betonbo-den. Kurz darauf deuteten nur eine geplatzte Glühbirne und beschlagene Einmachgläser auf die Beinahe-Katastrophe hin.
Tage später schrieb ein Polizist in eine Vermisstenmeldung: Laut Aussage der Ehefrau wollte ihr Mann nur Zigaretten holen…